„Mehr Zeit für die Familie“
|Es war ein besonderes Spiel, das den Schlusspunkt hinter eine 16-jährige Schiedsrichterlaufbahn setzen sollte. Eine Laufbahn, die Marc Frömel als Schiedsrichter in die Regionalliga und als Assistent bis in den DFB-Bereich führte. Zuletzt war er im Team des westfälischen Zweitliga-Referees Christian Fischer im Einsatz.  Als bekannt wurde, dass Fischer in der

kommenden Saison nur noch als spezialisierter Assistent in der 1. Bundesliga eingesetzt wird, bedeutete dies wegfallende Assistentenplätze in der 2. Bundesliga. Für Frömel war es das Aus nach sechs Jahren auf der DFB-Liste als Assistent in der zweithöchsten deutschen Spielklasse.
Mit dem Ausscheiden von der DFB-Liste fasste Frömel den Entschluss, seine aktive Tätigkeit zu beenden. „Ich habe für mich entschieden: Das war es jetzt. Ich hätte mich für die Aufgaben, die dann angestanden hätten, nicht mehr motivieren können. Da bin ich ganz ehrlich. Das wäre vor allem den Spielern gegenüber nicht gerecht gewesen, die ich dann pfeife“, sagte der 34-jährige.
Zu groß war in den letzten Jahren die zeitliche Belastung, zu groß der beinahe unmögliche Spagat zwischen Beruf, Hobby und Familie. Zeit, die er nun aufholen will. „Auf der einen Seite wird etwas fehlen, auf der anderen Seite habe ich einen riesen Gewinn. Ich habe nun Zeit für meine Familie – und das ist einfach wichtiger“, sagte Frömel. Letztendlich sei es

schließlich nur Fußball, nur Schiedsrichterei. „Aber es waren 16 tolle Jahre mit tollen Erlebnissen. Die ganze Sache hat einfach tierisch viel Spaß gemacht“, blickte der 34-jährige auf eine bewegte Zeit zurück.
Und da stand er nun in der Mitte seiner langjährigen Regionalliga-Assistenten Waldemar Stor und Philipp Dräger auf dem Rasen an der Hafenstraße. 17 000 Zuschauer auf den Rängen, Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund auf dem Spielfeld. Ein letztes großes Spiel zum Abschied. Michael Liedtke überreichte vor dem Anstoß Blumen, Dankesworte und ein fester Händedruck folgten. „Ich habe Marc als konsequenten Schiedsrichter kennengelernt, der stets mit Leib und Seele Unparteiischer war“, sagte Michael Liedtke. Der Vorsitzende dankte Frömel für seine jahrelange Einsatzbereitschaft und wünschte ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute. Dann konnte der Ball rollen. Frömel war ein letztes Mal in seinem Element. „Ich dachte, es wäre während des Spiels emotionaler. Aber ich war voll und ganz in meiner Aufgabe“, sagte der 34-jährige. 5:1 stand es nach 90 Minuten für den Bundesligisten. Mit dem Abpfiff wurde Frömel dann klar: Das war es jetzt! Einige Minuten verweilte das Team noch auf dem Rasen, dann ging es ein letztes Mal gemeinsam in die Kabine. „Das war ein schöner Abgang heute, mit einem geilen Team. Es hat richtig Spaß gemacht.“
So ganz loszulassen, das fällt jedoch auch dem Ibbenbürener schwer. Deshalb hofft der 34-jährige, den Kontakt zu einigen Kollegen aufrecht erhalten zu können. „Ich weiß, dass es schwer wird, aber ich habe die Tätigkeit als Schiedsrichter-Betreuer bei den Sportfreunden Lotte angenommen und hoffe, dort weiterhin altbekannte Gesichter zu sehen und so zu dem ein oder anderen Kontakt zu halten“, sagte Frömel.
Text&Bild:Â David Henning.