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Abbruch oder Fortsetzung? Landesverbände suchen Weg aus der Krise

Eine gesamtdeutsche Lösung gibt es im Amateurfußball in dieser Corona-Krise nicht, weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf klare Ansagen verzichtet. Deshalb zeichnet sich schon ab: Die 21 Landesverbände werden unterschiedliche Wege gehen im Umgang mit der unterbrochenen Saison 2019/2020. Wir geben einen Überblick.

Einzig der Bayerische Fußballverband hat schon eine Entscheidung getroffen: Die Saison soll – frühestens ab 1. September – fortgesetzt werden. Eine Task Force des BFV erarbeitet Details aus und will offene Fragen (zum Beispiel Vereinswechsel) klären. In fünf Landesverbänden dagegen zeichnet sich eine vorzeitige Beendigung der Spielzeit ab: Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland, Sachsen und Westfalen.

Die Vorgehensweise ist dagegen in nahezu allen der 21 Landesverbänden Deutschlands gleich. Die Präsidien wollen die Vereine mit ins Boot holen und sammeln ein Stimmungsbild ihrer Klubs. Diese fallen kontrovers aus: In Nordrhein-Westfalen fordern 88 Prozent einen Saisonabbruch, wohingegen in Bayern 68,13 Prozent für eine Fortführung der Saison zum späten Zeitpunkt votierten.

Aber lest selbst, wie die einzelnen Landesverbände diese Krise und eine bislang nie dagewesene Situation bewältigen wollen. Das langfristige Ziel dürfte für alle Amateurfußballer gleich sein: Ab Juli 2021 soll wieder Normalität herrschen, bis dahin wird es viele Schwierigkeiten und Unterschiede geben und kein Fußballfunktionär ist in diesen Tagen zu beneiden.

Badischer Fußballverband: Der BFV hat auf einem 28-seitigen Papier 13 (!) Szenarien entwickelt, wie es weitergehen könnte. Diese wurden den Vereinen präsentiert und die Klubs sollen dazu Stellung beziehen (bis 27. April). Parallel werden die BFV-Vorschläge rechtlich geprüft und unter Einbeziehung der Ergebnisse will der Vorstand das weitere Vorgehen beschließen. Tendenz: keine.

Berliner Fußballverband: Der Hauptstadt-BFV favorisiert eine Spielpause bis mindestens 14. August und einen sportlichen Abschluss der laufenden Saison bis Ende September 2020, wie Präsident Bernd Schultz in einem Rundbrief an die Vereine mitteilte. Ende April soll eine Entscheidung kommuniziert werden. Allerdings hat der Berliner Senat Sportveranstaltungen mit Zuschauern bis 24. Oktober verboten, was die Planungen erschweren dürfte. Tendenz: keine.

Fußballverband Brandenburg: Der FLB teilte bereits Anfang April – nach einer Abstimmung der Vereine – mit, dass es keine Verlängerung der Saison über den eigentlichen Stichtag 30. Juni 2020 hinaus geben wird. 60 Prozent der Klubs sprach sich für diese Lösung aus. Konsequenzen daraus sind noch nicht bekannt. Tendenz: Abbruch.

Bremer Fußball-Verband: Die unwahrscheinlichste Variante sei eine Annullierung der Saison, wie BFV-Präsident Björn Fecker dem Wester Kurier sagte. Der kleinste Fußballverband Deutschlands ist abhängig von Entscheidungen in Niedersachsen sowie Norddeutschen Fußballverband. Eine erste Tendenz sieht eine Fortführung der Saison, notfalls im Frühjahr 2021 vor. Von den 78 Vereinen kamen dagegen bislang keine Einwände, berichtete Fecker. Tendenz: Fortsetzung.

Hamburger Fußball-Verband: In der Hansestadt ist der Spielbetrieb vorerst bis 30. April ausgesetzt, über den weiteren Sachstand gibt es keine Informationen von Verbandsseite. Tendenz: keine.

Hessischer Fußball-Verband: Der Zeitplan des HFV sehe vor, die Ergebnisse des Gesprächs der Ministerpräsidenten am 30. April abzuwarten. Der Verbandsvorstand berät sich dann am 2. Mai. Bis dahin sollen Zeitpläne mit verschiedenen Szenarien von einer Arbeitsgruppe ausgetüftelt werden. Ziel des HFV ist jedoch, die Saison auf dem Platz abzuschließen, bekräftigte Präsident Stefan Reuß. Tendenz: Fortsetzung.

Landesverband Mecklenberg-Vorpommern: Bis 28. April können die Vereine ihre Meinung kund tun uns sich für einen Abbruch oder eine Fortsetzung der Saison ausbrechen. Verbandschef Joachim Masuch betont, dass die Ergebnisse für den Vorstand nicht bindend seien, man wolle aber „natürlich nicht darüber hinwegsehen“. Tendenz: keine.

Fußballverband Mittelrhein: Der FVM nimmt Kurs auf das bayerische Modell und möchte die Saison fortsetzen. Ein Meinungsbild der Vereine soll klären, ob eine Saisonverlängerung von den Klubs mitgetragen wird. Tendenz: Fortsetzung.

Niedersächsischer Fußball-Verband: Der NFV will die Saison ab spätestens 1. September fortsetzen. Ein Meinungsbild wurde von den 2600 Vereinen (1650 nahmen an der Umfrage teil) eingeholt – und die sprachen sich für eine andere Lösung aus: Abbruch der Saison. Der Vorstand will um Präsident Günter Distalrath prüft nun das weitere Vorgehen. Tendenz: Abbruch.

Fußballverband Niederrhein: Der FVN befindet sich im Austausch mit seinen 1225 Vereinen, Präsident Peter Frymuth regte öffentlich eine Fortsetzung der Saison an. Die wäre sogar erst ab Februar 2021 denkbar. Tendenz: Fortsetzung.

Fußballverband Rheinland: Die Verbandsspitze favorisiert einen sofortigen Abbruch aller Ligen. Als Grundlage für den Aufstieg in allen Spielklassen soll der letzte Tabellenstand dienen. Absteiger gibt es nicht. Die Regelung soll für die Senioren, Frauen, Junioren/innen gelten. Der Verband hat ein Meinungsbild eingeholt, das dem Beirat als Entscheidungsgrundlage dient. Tendenz: Abbruch.

Saarländischer Fußballverband: Der SLV will sich am Meinungsbild seiner Vereine orientieren und über Abbruch oder Fortsetzung der Saison zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Allerdings wäre laut Präsidium für einen rechtswirksamen Abbruch eine außerordentliche Mitgliederversammlung nötig. Tendenz: Fortsetzung.

Fußballverband Sachsen-Anhalt: Präsidium und Vorstand wollen am 7. Mai eine Entscheidung treffen und sich davor mit den Vereinen austauschen. Zwei Szenarien sind möglich: Abbruch und Annullierung oder Fortsetzung nach dem 31. August. Tendenz: keine.

Sächsischer Fußballverband: Die Saison über den Juli hinaus zu verlängern, sei „keine praktikable Option“, sagt FSA-Präsident Hermann Winkler. Eine Entscheidung über einen Saisonabbruch ist allerdings noch nicht gefallen, Anfang Mai werde sich der Verband erneut mit den Klubs ins Benehmen setzen. Tendenz: Abbruch.

Schleswig-Holsteinischer Fußballverband: Der Spielbetrieb im SHFV ruht bis mindestens 3. Mai und eine Fortsetzung ist das Ziel des Verbandes. Tendenz: Fortsetzung.

Südbadischer Fußballverband: Im SBFV zeichnet sich noch keine Tendenz ab. Noch sei es zu früh für eine Abbruch, meint ein Verbandssprecher. Videokonferenzen mit Vereinsvertretern endeten ohne klare Aussage zur weiteren Planung. Tendenz: keine.

Südwestdeutscher Fußball-Verband: Bis 4. Mai stimmen die Vereine über eine Empfehlung des Präsidiums ab, wonach die Saison frühestens ab dem 1. September zu Ende gespielt werden soll. Im Anschluss wird das Präsidium über das weitere Vorgehen entscheiden. Tendenz: Fortsetzung.

Thüringer Fußball-Verband: Der TFV will auf Signale der Politik vom 30. April warten, wenn die Ministerpräsidenten und Regierung über weitere Lockerungen beraten. Danach werde man sich mit Vereinen austauschen und am 5. Mai einen Beschluss fassen, ob die Saison fortgesetzt werden kann oder abgebrochen werden soll. Tendenz: keine.

Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen: Zu 88 Prozent haben die FLVW-Vereine für einen Saisonabbruch gestimmt. Der zweitgrößte Landesverband steuert also auf eine sofortige Beendigung der Spielzeit 19/20 zu. Wie die Saison gewertet wird, ist offen. Diskutiert werden drei Varianten: Annullierung (kein Auf- und Abstieg), Wertung nach Hinrunde (nur Aufsteiger) oder Wertung aktueller Stand (nur Aufsteiger). Eine Entscheidung wird erst in einigen Tagen fallen, nach Abwägung rechtlicher Konsequenzen der einzelnen Varianten. Tendenz: Abbruch.

Württembergischer Fußballverband: Der wfv hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben und will sich frühestens Anfang Mai mit machbaren Modellen befassen und eine Entscheidung treffen. Einen Abbruch der Saison hält Präsident Matthias Schöck zum aktuellen Zeitpunkt verfrüht. Tendenz: keine.

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