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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 34. Spieltag | 3. Liga

Mit einer ausführlichen Erklärung zu Wolfgang Haslberger in Würzburg +++ den verweigerten Elfmeter für Mannheim, Duisburg, Jena, Bayern, Unterhaching und Halle sowie den beiden Elfmeter für Magdeburg und dem Strafstoß für Jena. Am 34. Spieltag schauten wir uns neun Situationen nochmal an.

Würzburger Kickers 3:0 Chemnitzer FC (SR: Wolfgang Haslberger)

Das Freitagsspiel in der 3. Liga sorgte für heftige Diskussionen. Schiedsrichter Wolfgang Haslberger aus Erding sprach in der Begegnung zwei Platzverweise aus und brachte Hektik ins Spiel [TV-Bilder].

Vorab: regeltechnisch sind beide Platzverweise völlig korrekt und begründbar, aber….

https://twitter.com/SportimOsten/status/1274080051982749702

Der Chemnitzer Trainer Patrick Glöckner schoss nach einem Freistoßpfiff einen Ball auf das Feld. Haslberger wurde daraufhin von Assistent Huber darauf aufmerksam gemacht, dass der Coach hierfür die gelbe Karte verdient hätte. Dies quittierte Glöckner mit Applaus in Richtung des Assistenten. Der Platzverweis ist dann absolut eine Möglichkeit.

Gewiss, ein Coach in einer Profiliga hat sich im Griff zu haben, wir Schiedsrichter müssen nicht alles mit uns machen lassen und auch in Richtung Amateurbereich wäre das eines der viel zitierten Signale. Dennoch sind durch Kommunikation viele Probleme lösbar. Haslberger hatte noch gar nicht mit Glöckner gesprochen, ehe er ihm schon den Platzverweis signalisierte. Von einer Einwirkung durch den Assistenten war auch nichts zu sehen.

Mit Blick auf das weitere Spiel wäre sicher eine eindringliche Ansage inklusive gelber Karte besser gewesen, auch um Zugriff auf die Beteiligten und Akzeptanz für den Rest der Partie zu erlangen.

Zwei Minuten später wurden die Chemnitzer auch auf dem Feld dezimiert: Lennard Maloney sah die gelb-rote Karte, nachdem er seinem Gegenspieler beim Kopfballduell in den Rücken sprang. Haslberger, der schon immer eine sehr strenge Linie bei persönlichen Strafen fährt, zeigte Maloney in der Anfangsphase bereits eine recht harte Verwarnung. Natürlich kann es passieren, dass Spieler beim zweiten Foul den Platz wieder verlassen dürfen. Dass eine solche Strenge allerdings zu rechtfertigen ist, sollte entweder der Spielcharakter so aufgeheizt sein, dass ein Zeichen zwingend ist, oder die Einzelvergehen derart hart sein, dass deshalb ein Platzverweis unumgänglich ist.

Hier ist das in der Summe einfach zu hart. Gut möglich, dass Haslberger davon ausging, dass der Würzburger mit dem Ellenbogen voll am Kopf getroffen wurde, was dann eine Karte rechtfertigen würde. Dem war aber nicht so, sodass die gelb-rote Karte in der Summe einfach zu viel war. Eine letzte Brücke für den Spieler Maloney mittels eindringlicher Ansage wäre wohl auch hier eine gute Sache gewesen.

Wie gesagt: Alles, was Haslberger entschieden hat, ist regeltechnisch begründbar. Die üblen Anfechtungen im Netz nach dem Spiel stießen schon etwas auf. So etwas sollte eigentlich gar keinem Schiedsrichter widerfahren. Aber im Internet ist man da ja recht schnell…

Wolfgang Haslberger ist ein junger, aufstrebender Referee, der seinen Weg sicher gehen wird! Kommunikation ist aber oftmals ein besseres Mittel, als vorschnell zur Karte zu greifen. Besonders, wenn in einem Spiel die Entscheidungen auf einer Seite hängen. Nicht zu verwechseln mit falscher Nachsicht, aber am Ende wollen wir Schiedsrichter doch auch nur einen guten Job machen!

SV Waldhof Mannheim 3:2 SG Sonnenhof Großaspach (SR: Oliver Lossius)

Nach einer Flanke von rechts köpfte ein Aspacher Spieler den unmittelbar vor ihm stehenden Mannheimer Kolke an. Schiedsrichter Lossius ließ weiterlaufen [TV-Bilder ab 2:32 Minute].  Nach den derzeitigen Regeln eine Fehlentscheidung. Es erinnert etwas an den umstrittenen Strafstoß in der 2. Liga für den HSV im Spiel gegen Stuttgart. Der Spieler geht mit dem Rücken zum Ball ins Kopfballduell, sieht den Ball nicht, aber streckt den Arm nach oben, verbreitert seine Körperfläche und wehrt so den Kopfball ab. Somit nach den Regeln ein Strafstoß.

MSV Duisburg 0:0 FC Hansa Rostock (SR: Harm Osmers)

In der 54. Minute ein äußerst grenzwertiger Einsatz im Strafraum des Rostockers. Daschner wurde bei einem halbhohen Ball von Boeder in den Strafraum im Eifer des Gefechts vom Gegenspieler ausgehebelt. Osmers ließ weiterlaufen [TV-Bilder ab 2:11 Minute]. Da hätte der Schiedsrichter auch durchaus auf den Punkt zeigen können! Mickels flankte das Leder aus dem linken Halbfeld auf den aufgerückten Boeder. Der ging ins Kopfballduell mit einem Gegenspieler, der ihn unterlief und wegdrückte. Der Ball war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr spielbar. Hier ist weiterspielen eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters.

FC Carl Zeiss Jena 2:3 FC Viktoria Köln (SR: Johann Pfeifer)

Nachdem 1:1 der Thüringer, gab es nach rund 25 Minuten eine knifflige Szene. Eine Ecke von rechts landete nach einem Kopfballduell bei Albert Bunjaku, der links im Strafraum Probleme hatte, die Kugel anzunehmen. Eckardt reagierte schnell und setzte den Kölner unter Druck. Der Jenaer war früher am Ball und bekam einen Tritt von Bunjaku ab. Schiedsrichter Pfeifer ließ die Pfeife stumm [TV-Bilder ab 2:04 Minute].  Unverständlich! Pfeifer hatte aus gut sechs Metern freien Blick auf die Szenerie. Bunjaku kam gegen Eckardt deutlich zu spät trifft den Jenaer nach dem der Ball gespielt wurde, indem er ihn auf den Fuß trat. Klarer Strafstoß, weiterspielen eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters!

In der 69. Minute gab Pfeifer dann den Strafstoß für die Thüringer. Und dies war eine klare Angelegenheit und auch die richtige Entscheidung. Bernard  Kyere-Mensah foulte Kübler, der nach einer flachen Flanke von der rechten Grundlinie in den Strafraum eingedrungen war und clever den Körper reinstellte, der Mann aus Ghana kam einfach zu spät und traf ihn [TV-Bilder ab 3:14 Minute].

1.FC Magdeburg 2:2 FC Bayern München (SR: Rene Rohde)

Nach einem Eckball sprang Kwasi Wriedt der Ball unglücklich an die Hand Rene Rohde zögerte keinen Augenblick und gab den Strafstoß für Magdeburg [TV-Bilder ab 0:42 Minute]. Der Arm von Wriedt geht zum Ball und vergrößerte somit seine Körperfläche. Aus diesem Grund war es auch die richtige Entscheidung.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätte ein Elfmeter für die Bayern wieder Spannung bringen können. Die Bayernbank forderte lauthals den Strafstoß – diesmal mit deutlich mehr Berechtigung. Eine hohe Flanke segelte in den Strafraum hinein. Morten Behrens erwischte nicht den Ball, sondern rammte Josip Stanišić um, der dadurch entscheidend am Kopfball gestört wurde. Hier hätte Rene Rohde sehr wohl auf Elfmeter entscheiden müssen [TV-Bilder ab 1:47 Minute].

In der 86. Minute gab es dann den Elfmeter für Magdeburg: Wer hat denn da wen gefoult? Der eingewechselte Julian Weigel und Kwasi Wriedt rasselten am rechten Strafraum zusammen. Rohde hatte ein Vergehen des Magdeburgers gesehen und gab Strafstoß für die Bayern [TV-Bilder ab 2:44 Minute]. Aus unserer Sicht ist das eher Foulspiel von Wriedt an Weigel und dann hätte es den Freistoß für Magdeburg geben müssen. Ganz kniffliges Ding, wenn zwei Parteien sich zeitgleich gegenseitig treffen und man sich als Schiedsrichter sofort entscheiden muss. Wir haben die Zeitlupe und nach der ist es eher ein Stürmerfoul. Nennen wir es „Bayerndusel“.

SV Meppen 3:0 SpVgg Unterhaching (SR: Robin Braun)

Vor der Entscheidung zum 3:0-Endstand kam es am Meppener Strafraum zu einer kritischen und schwierigen Szene. Stroh-Engel wurde da im Sechzehner von Puttkammer gefoult, den Ball hat der Meppener nicht gespielt, ging nur auf den Gegner. Aus unserer Sicht ein Strafstoß, weil er sich nochmal dreht, als der Stürmer vorbei wollte. Robin Braun stand direkt daneben, weiterspielen eine Fehlentscheidung des ansonsten gut leitenden Referees, wenn auch kein spielentscheidender Elfmeter [TV-Bilder ab 2:05:47].

TSV 1860 München 2:1 Hallescher FC (SR: Patrick Alt)

Durchaus Glück für die Löwen! Nach einem Querpass von Jonas Nietfeld kam es im Fünfmeterraum zu einem Duell zwischen Angreifer Mathias Fetsch und Torwart Marco Hiller an dessen Ende der Angreifer zu Boden sank. Der Referee ließ zwar weiterspielen und gab fälschlicherweise Eckball. Der Torwart ist nicht am Ball. Über einen Elfmeter hätten sich die Hausherren nicht beschweren können. Fetsch wird sehr steil in den Strafraum geschickt und will den Ball kurz vor der Torauslinie im Spiel halten und auch vor dem herauseilenden Torwart Hiller behaupten. Der Hallenser spitzelt dabei den Ball am Schlussmann der Löwen vorbei, welcher deshalb daneben greift und dabei den Stürmer berührt. Eine extrem schwere Situation, da ein Kontakt zweifellos vorliegt. Diesen ruft aber auch der Stürmer hervor und legt ein unnatürliches Fallmuster an den Tag. Der Kontakt ist nicht Ursache für den Sturz und somit ist es wohl eine vertretbare Entscheidung, den Strafstoß nicht zu geben, da der Stürmer den Kontakt zu sehr sucht und zuviel aus dem Kontakt machte. [TV-Bilder ab 34:20 Minute].

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