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Nur ein Handspiel sorgt für Diskussionen…

Der 21. Spieltag verlief für die DFB-Schiedsrichter weitgehend ruhig. Die Eingriffe aus Köln waren immer recht eindeutig und sorgten für schnelle Korrekturen am Monitor. Nur die Gladbacher beschwerten sich über die Bewertung eines Bielefelder Handspiels. Verständlicherweise erinnerten sich viele Fans an einen Strafstoß gegen sie vor zwei Wochen, vergaßen aber einen entscheidenden Unterschied.

1. FSV Mainz 05 – TSG Hoffenheim 2:0 (SR: Christian Dingert)

Gute 10 Minuten vor Schluss griff VAR Robert Hartmann in die Partie zwischen Mainz und Hoffenheim ein. Der Grund war ein mögliches Handspiel im Hoffenheimer Strafraum. Dennis Geiger spielte den Ball mit dem Arm im eigenen Strafraum. Dingert ließ die Szene auf dem Feld zunächst laufen. In der nächsten Unterbrechung meldete sich VAR Hartmann und bat den FIFA-Schiedsrichter aus Gries an den Monitor. Dort lag für Dingert offensichtlich ein strafbares Handspiel vor, sodass er den Bildschirm in die Luft zeichnete und auf den Punkt zeigte. [TV-Bilder – ab 5:54 Minute]

Arminia Bielefeld – Borussia Mönchengladbach 1:1 (SR: Benjamin Cortus)

Kurz nach der Pause griffen die Gladbacher mit einem steilen Pass auf Hofmann an. Der erreichte den Ball überhaupt nicht mehr vor dem Arminia-Keeper Ortega. Vom eigenen Keeper sprang der Ball an den Arm von De Medina. Der Ball kam äußerst unerwartet, dennoch war der Arm vom De Medina vom Körper abgespreizt. Schiedsrichter Cortus ließ weiterlaufen. Nach Gladbachern Protesten wurde die Szene vom VAR überprüft, der Cortus allerdings kein On-Field-Review empfahl. Das Spiel ging normal weiter.

Hier wurde von einigen ein Vergleich zur Elfmeterszene gegen Gladbach am letzten Spieltag gegen Union Berlin gezogen. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass es sich hier um eine erwartbare Flanke handelte, die vorher ein Unionen Angreifer wenn überhaupt marginal abfälschte. Zakaria sah den Ball und konnte noch reagieren. Der Arm befand sich zum Zeitpunkt des Handspiels deutlich über der Schulter und ging auch zum Ball. Somit war es hier vollkommend richtig einzugreifen und auf Strafstoß zu entschieden.

In Bielefeld war der Arm am vergangenen Samstagnachmittag noch unterhalb der Schulter, der Ball wurde vom Torwart geblockt und sprang von dort aus, aus kürzester Distanz unerwartet an den vom Körper abstehenden Arm. Eine Absicht den Ball mit diesen spielen zu wollen, kann daher eher nicht unterstellt werden. Die Körperfläche wird zwar vergrößert, eine unnatürliche Handhaltung ist hier aber ebenfalls eher nicht vor. Deshalb war es diesmal richtig, nicht auf strafbares Handspiel zu entscheiden und weiterspielen zu lassen. [TV-Bilder – ab 5:09 Minute]

1. FC Köln – SC Freiburg 1:0 (SR: Dr. Felix Brych)

Beim Schuss steht Nico Schlotterbeck in der Sichtlinie des Torwarts.

In der 50. Minute erzielte Roland Sallai den vermeintlichen Ausgleichstreffer für die Freiburger. Doch VAR schaltete sich ein und schickte Dr. Felix Brych mit seinem Assistenten Stefan Lupp an den Monitor. Nico Schlotterbeck stand nämlich beim Schuss von Sallai im Abseits und wurde aktiv, weil er im Sichtfeld des Kölner Schlussmanns stand. Brych nahm den Treffer zurück, die richtige Entscheidung in dieser Szene. [TV-Bilder – ab 4:08 Minute]

FC Bayern München – RB Leipzig 3:2 (SR: Sven Jablonski)

Ein ebenso klarer und breit akzeptierter Eingriff des Video-Assistenten ereignete sich in München, als Thomas Müller zu seinem vermeintlich zweiten Treffer in dieser Partie einköpfte. Doch zuvor hatte Lewandowski bei der Balleroberung der Bayern den Leipziger Verteidiger Gvardiol deutlich in den Hacken getroffen. Jablonski nahm die Szene offensichtlich nicht korrekt auf dem Platz wahr. Nach nur wenigen Wiederholungen am Bildschirm entschied er zurecht auf direkten Freistoß für RB Leipzig und nahm das Tor der Bayern zurück. Einfach die richtige Entscheidung! [TV-Bilder – ab 2:52 Minute]

VfL Wolfsburg – SpVgg Greuther Fürth 4:1 (SR: Martin Petersen)

Eine erste Strafstoßszene ereignete sich nach einer guten halben Stunde, als der Fürther Angreifer sich im Wolfsburger Strafraum bis zur Grundlinie durchdribellte, abschloss und schließlich nach dem Schuss von Steffen abgegrätscht wurde. Betrachtet man die Szene ausschließlich nach den Regeln, handelt es sich um ein klares Beinstellen. Der Ball ist zum Zeitpunkt des Kontakts auch noch deutlich im Spiel, deswegen ist ein Strafstoß hier grundsätzlich möglich. Dennoch ist es eine Entscheidung im Ermessensspielraum des Schiedsrichters, den Zusammenstöße nach dem Abschluss eines Spielers werden meistens nicht geahndet, auch wenn es regeltechnisch möglich wäre. In dieser Szene ist deswegen wohl kaum von einer klaren Fehlentscheidung zu sprechen. Hat Schiedsrichter Petersen den Kontakt also korrekt wahrgenommen und auf dem Platz bewertet, muss sich der VAR nach Protokoll zurückhalten. Hat Petersen die Szene überhaupt nicht bewertet, hätte der VAR eingreifen müssen. Auf Twitter wurde auf alle Fälle keine Überprüfung gepostet. So erscheint es auch im Bereich des möglichen, dass die Szene sowohl dem Schiedsrichter als auch dem VAR-Team in Köln durchgerutscht ist. Leider mangelt es hier wie so oft an der Transparenz von Seiten des Verbands. [TV-Bilder – ab 1:54 Minute]

Vor der Pause griff Videoschiedsrichter Dr. Robert Kampka bei der Partie Wolfsburg gegen Fürth dann ein. Schiedsrichter Martin Petersen entschied nach einem Zweikampf im Wolfsburger Strafraum zwischen dem Fürther Angreifer Dudziak und dem Wolfsburger Verteidiger Bornauw auf Stürmerfoul. Der Fürther war aber minimal früher am Ball, sodass er das Spielgerät traf und der Wolfsburger ausschließlich seinen Fuß. Das offenbarte sich Schiedsrichter Petersen, der sich zurecht umentschied und einen Strafstoß für die Fürther gab. [TV-Bilder – ab 2:38 Minute]

Fazit: Die DFB-Schiedsrichter und insbesondere die Videoassistenten können auf ein sehr gutes Wochenende zurückblicken. Die Eingriffe waren allesamt berechtigt und im Bezug auf den VAR sind keine Fehler passiert. Einzig die teilweise offensichtlich falschen Entscheidungen des Schiedsrichters auf dem Platz bleiben zu kritisieren. Wobei es sich hier immer noch um Menschen handelt, die teilweise aus nicht optimalen Positionen und Perspektiven Einschätzungen treffen müssen. Der Einsatz des Videoschiedsrichters macht hier einfach Sinn.

 


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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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