Aus Liebe zur Schiedsrichterei

Im dänischen Fussballverband in Jütland wurde letzte Woche vom 26. Juli bis 28. Juli, ein Förderkader für 15 junge Talente abgehalten. Fünf Beobachter kümmerten sich intensiv um die 15 Schiedsrichter. Im Rahmen des Kattegat Cup in Grenå, an der Ostküste Jütlands, stellt das Turnier die U16, U17 und U18 Spiele für den Lehrgang zur Verfügung.

Von: Michael Wachowiak.

Am Donnerstagmorgen um 9.00 Uhr war Anreise und Unterbringung in einer naheliegenden Schule. Und um 9.30 Uhr fand die erste Lehrgangseinheit statt. Lehrgangsleiter Michael Wachowiak vom regionalen Schiedsrichterausschuss, begrüsste alle und stellte das Programm und die Ansetzungen vor, bevor es zum übergeordneten Thema ging: Gespannzusammenarbeit!

Beobachter und Drittligaschiedsrichter Nils Heer aus Aarhus hatte dazu einen 75-minütigen interaktiven Beitrag vorbereitet, der die Jungs und Mädels forderte und zur Mitarbeit anregte und den Schiedsrichtern scharfes Denken und Mitdenken abverlangte. Wie definiert man überhaupt die Arbeit im Gespann? Dazu gab es viele Meinungen. Klar geht es um Regelkunde, um Zeichengebung mit der Fahne, um interne Kommunikation, um Augenkontakt, um gleichartiges Verstehen und Umsetzung der Regeln, um das unterstützen des Schiedsrichters und vieles mehr. Aber es geht vor allem auch um Vertrauen zueinander! Viele arbeiten das erste mal miteinander und kennen sich nur wenig. Bei uns gibt es ein ”festes Gespann” nicht. Deshalb ist es wichtig, das man richtig miteinander umgeht. Nicht jeder kann mit jedem. Man kann sich nicht immer sympatisch sein. Wie geht man dann miteinander um, um das notwendige Vertrauen zueinander aufzubauen, um eine einhundertprozentige Leistung im Team auf dem Platz umzusetzen? Viele Fragen, die Schiedsrichter nun bei den Spielen umsetzen mussten.

Nach einem leichten Mittagessen ging es dann los. Jedes der fünf Gespanne bekam für die drei Spiele des Tages einen Beobachter zugewiesen. An den übrigen beiden Tagen wurde dann durchgetauscht, so das jedes Gespann einen anderen Beobachter bekam und auch die Gespanne wurden durchgetauscht. Dabei waren FIFA-Lehrwart und Beobachterin für Frauen, Gitte Holm, dazu die Gespannbeobachter Nils Heer und Claus Larsen, sowie Talentebeobachter Ulrich Bossow, und Lehrgangsleiter, Gespannbeobachter und Beobachterausbilder Michael Wachowiak.

Bei um die 30 Grad musste viel geleistet werden. Wir erwarten von den Talenteschiedsrichtern, das Sie auch unter extremen Belastungen, wie Wetter, Zuschauer u.a. volle Leistung bringen, nur wer den Willen und die Begeisterung für sein Hobby mitbringt, hat letztendlich eine Chance durch Nadelöhr nach oben zu kommen. Nach drei Spielen war dann ein gemeinsames Abendessen und der tägliche Abschlusslehrgang. Um einander besser kennenzulernen ging es dann noch zum Bowling.

Am zweiten Tag ging es früh los kurzer Lehrgang, Frühstück, und dann um 10,00 Uhr, 13.00 Uhr und 16.00 Uhr die Spiele. Im laufe des Tages kamen dann auch unsere Partner vom Schleswig Holsteinischen Fußballverbandes und des Schiedsrichterpraktikums dazu um an den Beobachtungen teilzunehmen und damit wir uns austauschen konnten. Voneinander lernen ist hier die Devise. Um 18.00 Uhr traf man sich dann im großen Umkleideraum mit dem Gespann des Freundschaftspiels der 2. Liga. – Diese erzählten wie sie sich auf ein Spiel vorbereiten.

Die Aufgabe der fünf Gespanne und deren Beobachter war es, zu je einem Thema eine Beobachtung zu machen. Themen waren: Persönlichkeit in der Spielleitung, Spielkontrolle, Stellungspiel und Bewegungsabläufe, Gespannzusammenarbeit, Arbeit der Assistenten. Die Beobachter waren dazu die Spaaringspartner der Jungschiedsrichter. Nach dem Spiel stellte sich das Gespann des Abends dann den Schiedsrichtern zur Auswertung, und es wurde lebhaft diskutiert. Hintergrund dieses Lehrgangteilstückes, ist es das Verständnis füreinander zu entwickeln. Wir Beobachter sind nicht die ”Feinde”, wir sind die ”Freunde” die Hilfe zur Selbsthilfe geben. Was macht ein Beobachter eigentlich? Und was macht Ihn aus? Wir als Beobachter haben eine Verpflichtung oder auch Verantwortung dem Schiedsrichter gegenüber, es ist unsere Pflicht, uns für den Menschen und den Schiedsrichter zu interessieren, denn nur so können wir Ihn richtig verstehen und Ihm helfen. Dialog – nicht Monolog ist wichtig. Klar, müssen wir aufzeigen wo es was zu ändern gibt , aber wir müssen auch lehren wie es anders gehen kann. Sind wir zu diesen Punkten nicht in der Lage, sollten wir unser Hobby vielleicht überdenken, denn dann sind wir nicht am richtigen Platz.

Kleiner Abstecher ins Beobachtungswesen. Wir Beobachter haben uns Abends zusammengesetzt und den Tag besprochen. Was haben wir gesehen bei den Einzelnen, und was wird der Kollege Morgen sehen? Was macht den Einzelnen aus, was ist das für ein Mensch mit dem wir es zu tun haben? Vorbereitung ist Gold wert. Auch für uns ist es ein Lehrgang.

Drei Tage sind nicht viel, aber unsere Schiedsrichter haben viel gelernt und viel geleistet, wie wir, der Ausschuss und die Beobachter, zur Kenntnis genommen haben, die Saison fängt nächste Woche an. Wir werden die einzelnen Kollegen nun in der Liga sehen, und sehen was mitgenommen wurde aus den drei Tagen. Letzter Lehrgangspunkt und Aufgabe für die Schiedsrichter, war es bis zum 5. August, 18.00 Uhr, einen Nachbereitungsbericht abzuliefern. Auch das gehört zur Arbeit eines Schiedsrichters im Förderkader – die Nachbereitung. Bei uns ist das schriftlich nach dem Spiel oder nach einem Lehrgang. Mal schauen wie viele das dann machen. Auch das zeigt uns, wer den Willen hat nach Oben zu kommen.

Was machen wir in Jütland sonst noch? Seit einigen Jahren arbeiten wir offiziell mit dem Kreis Nordfriesland zusammen, erst mit dem damaligen Vorsitzenden Patrick Gregersen und nun mit Björn Hinrichs, im Austausch auf Kreisliga A/Bezirksliga basis. Bei uns ist das in etwa vergleichbar mit unseren Klassen S3/S2. Das Projekt war von Anfang an ein Erfolg, da es für die Schiedsrichter zugleich eine Belohnung für einen sehr guten Einsatz und gute Arbeit war, aber ebenso ein Lehrgang mit einem Thema zu dem eigentlichen Austauschspiel.

Dazu die Info, das wir bei uns in Jütland, im Seniorenbereich in den Klassen S6 (unterste Klasse) bis zur Klasse S3 , keine Schiedsrichter-Assistenten haben und alleine pfeifen, erst ab der Klasse S2 gibt es den SRA dazu. Die Klassen S”, S1 sowie die Jutlandsserie und die Dänemarksserie sind zweigeteilt, das heisst, es gibt sie als lokale Klassen und als Förderklassen. Als Schiedsrichter-Assistent musst Du eine dementsprechende Laufprüfung ablegen und einen SRA-Lehrgang der Stufe 1 und später der Stufe 2 ablegen, damit du als SRA aufsteigen kannst.

Das Austauschprojekt hatte nach drei Jahren einen so guten Ruf das unser zentraler Schiedsrichterausschuss das gerne auf eine höhere Ebene heben wollte und so kam es zur sehr fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem SHFV und der Abteilung von Holger Wohlers und seinen Kollegen. Dazu kamen wir mit dem Projekt ”Schiedsrichterpraktikum” in berührung, und fanden das eine sehr gute Idee. So kam dann auch hier eine enge Zusammenarbeit mit Dajinder Pabla, Vincent Manthey und Christian Meyer zu stande, auf die wir sehr stolz sind.

Und warum das alles? Aus Liebe und Passion zur Schiedsrichterei.

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