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Bei Köln-Pleite in Mainz: Witz-Elfer und Aufreger-Rot

Auweh, FC! Ein Witz-Elfer bringt den Tabellenletzten in immer größere Not. Die Kölner verloren in Mainz mit 0:1, schafften auch im 12. Bundesliga-Spiel keinen Sieg (erst zwei Punkte).

Die entscheidende Szene des Spiels: Schiedsrichter Felix Brych pfiff in der 43. Minute Elfmeter gegen den FC. Der Mainzer de Blasis ging zwischen Konstantin Rausch und Sörensen zu Boden. Maximal gab es einen ganz leichten Kontakt. Die Kölner protestierten wild, doch Dr. Felix Brych blieb auch nach Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) bei seiner zweifelhaften Entscheidung.

Nach den vorliegenden TV-Bildern muss man einfach sagen kein Elfmeter, gar eine „Schwalbe“ ist hier anzunehmen. Mag sein, dass er den leichten Kontakt gesucht hat, gefunden hat er ihn jedoch nicht. Felix Brych hätte sich die Szene noch einmal am Monitor ansehen können. Aber wenn sich der Video-Assistent rasch (und fälschlich) bestätigt, dass es einen Kontakt am Knie gab, geht man dann noch selbst raus in die Review Area? Eher nicht. Wenn es tatsächlich zum Kontakt kam, ist die Entscheidung nicht mehr so klar falsch, dass der Video-Assistent eingreifen darf. Dann müsste der Referee für ein eigenes Review schon selbst erhebliche Zweifel an seiner Entscheidung haben.

Nach dem Witz-Elfmeter folgte in der zweiten Hälfte auch noch Aufreger-Rot. Der Mainzer Giulio Donati sah nach einem Schlag auf den Arm von Bittencourt die Rote Karte. Dieser wollte dem Kölner nur wieder aufhelfen. Brych legte sich selbst fest und entschied auf Rot für Donati und Gelb für den Kölner. Eine sehr harte, aber durchaus nachvollziehbare Entscheidung von Felix Brych, wenn man die Aussage von Brych dazu gehört hat, dass er die Aktion von Donati härter bestrafen wollte und der Versuch einer Tätlichkeit ja bereits strafbar ist, ist diese Entscheidung für mich vertretbar. Klar wäre, anhand der TV-Bilder, Gelb für beide Spieler die bessere Variante gewesen, aber die Rote Karte ist zwar sehr sehr hart, jedoch nicht komplett falsch, da die Absicht vorhanden war. (Zum Video)

Vom Video-Assistenten falsch beraten?

In Wolfsburg gab es kurz vor der Pause eine unschöne Szene: Robin Koch trat Yunus Malli voll auf den Unterschenkel, Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ die Szene vom Videoassistenten prüfen. Wenig später zeigte er dem Defensivmann der Freiburger die Gelbe Karte – Glück für Koch, hier hätte man auch Rot zeigen müssen. Offene Sohle, der Treffer oberhalb des Knöchels und keiner Chance auf den Ball (Zum Video) Ein leichtes Schieben im Mittelfeld von Didavi gegen Schuster ist Manuel Gräfe aber entgangen. Das hätte Freistoß geben müssen. Kein Eingriff des Video-Assistenten, da noch weit weg vom Tor und dadurch noch weitere Eingriffsmöglichkeiten.

Eine laut Rudi „ordentliche Leistung“ mit Elfmeter und Platzverweis ohne den Video-Assistenten zu bemühen, zeigte gestern Harm Osmers. Auch das soll trotz aller Kritik am Video-Assistenten nicht unerwähnt bleiben.  Beide Elfmeter unstrittig und korrekt, Rote Karte ebenfalls unstrittig: eine DOGSO-Situation (denying an obvious goal scoring opportunity) im Strafraum durch ein absichtliches Handspiel ist mit Rot zu bestrafen.

Henrichs steht im Mittelpunkt: Flanke, Rettung, Rot, Elfmeter

Acht Minuten nach seiner Einwechslung sah Benjamin Henrichs Rot. Zunächst fand der 20-Jährige Kevin Volland am Strafraum, der Kopfball des Stürmers zog haarscharf links am Tor vorbei. Keeper Gulacsi hätte keine Chance gehabt. Henrichs rückte wenig später erneut in den Fokus, diesmal auf der anderen Seite: Erst rettete der 20-Jährige kurz vor der Linie sauber, ehe er beim zweiten Abschluss den rechten Arm zu Hilfe nahm, dafür zu Recht Rot sah und RB dementsprechend den zweiten Elfmeter an diesem Nachmittag bekam. Diskussionen gab es im Leipziger Lager beim Gegentor aber auch, weil dem Treffer ein hartes Duell zwischen Charles Aranguiz und Naby Keita vorausgegangen war – an dessen Ende der Guineer am Boden liegen geblieben war. Der Leverkusener spielte aber zuerst den Ball, traf dann vielleicht auch noch Gegner. Leverkusen hatte aber weitergespielt, was durchaus nachvollziehbar war.

Beim 1:0 für den FC Bayern durch Robert Lewandowski stand der Pole, wenn auch knapp, im Abseits. Vom Assistenten war es nicht wahrzunehmen. Hier hätte der Videoassistent eingreifen müssen. Eine klare Schwarz-Weiß-Situation welche man mit richtig oder falsch beantworten kann.

Aufgrund der gestern vorgebrachten Diskussionen um den Videobeweis haben Collinas Erben (auf ihrer Twitter-Seite) einen Erklärungsversuch (keine Entschuldigung) unternommen, warum sich auch ein Video-Assistent irren kann:

Extremer Zeit- und Entscheidungsdruck, aussagekräftigste Kameraperspektive vom Operator nicht bekommen, Bilder falsch interpretiert. Auch da werden Erfahrung und Praxisübung helfen. Das gilt auch für den Schiedsrichter in der Review Area: Inmitten größer Aufregung am Spielfeldrand auf einen Monitor zu gucken und dabei ganz andere Perspektiven und Informationen verarbeiten zu müssen, dürfte extrem schwierig sein. Vor allem, wenn es noch ungewohnt ist.

In der einjährigen Testphase ließ sich vieles theoretisch erfassen, aber die heiße Praxis ist einfach etwas anderes. Vor allem, weil die Kooperation jetzt nicht mehr uni-, sondern bildirektional (bedeutet, dass eine Datenübertragung in beide Richtungen Punkt zu Punkt stattfindet. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Funkübertragung, bei der Signale gleichzeitig in beiden Richtungen ausgetauscht werden konnten.) ist. Das ließ sich in der vergangenen Saison natürlich nicht simulieren. Hinzu kommt nicht nur die Erwartung von Perfektion, sondern auch die Illusion einer widerspruchsfreien Objektivierbarkeit. Und zu den kapitalen Fehlern des DFB gesellt sich eine völlig überhitzte öffentliche Debatte. Das lässt den Druck auf Referees und VA weiter steigen. Die Fehler überlagern zudem in der Wahrnehmung die Fortschritte, erhalten viel mehr Aufmerksamkeit, werden skandalisiert. Wenig überraschend, klar. Aber zwölf Spieltage genügen nur für ein Zwischenfazit, nicht für ein finales Urteil.

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