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Das EM-Fazit: So schnitten die Referees ab

Nach dem Ende der UEFA EURO 2020 ist Zeit, noch einmal einen Blick auf die Schiedsrichter des Turniers zu werfen. In der finalen Phase des Turniers standen die Unparteiischen nochmal etwas mehr im Blickpunkt, ehe Björn Kuipers die Europameisterschaft im Finale ganz stark zu Ende brachte.

Im Endspiel zwischen England und Italien konnte man die ganze Erfahrung und Klasse eines Björn Kuipers bewundern, der auf dem Weg ins Finale zwar keine großen Hürden überspringen musste, mit seiner Spielleitung aber zeigte, dass man sicher nicht den Falschen einsetzte. Nun wird sich zeigen, wie es beim Niederländer auf dem Höhepunkt seiner Karriere weitergeht.

Auf ein tolles Turnier mit einer Rekordanzahl an Einsätzen kann auch Dr. Felix Brych zurückblicken. Trotz eines nicht optimalen Auftritts im Achtelfinale zwischen Belgien und Portugal setzte die UEFA weiter auf ihn. Mit seinem Halbfinale zwischen Italien und Spanien stellte er dann auch unter Beweis, dass man ihm zu Recht vertraute.

Absolut ungerecht behandelt wurde Cüneyt Cakir aus der Türkei: Nach einem exzellenten Achtelfinale zwischen Kroatien und Spanien wäre er bei einer Ansetzung, basierend auf der Turnierleistung, ein ganz heißer Finalkandidat – mindestens aber ein Halbfinale drin gewesen! So spielte aber mal wieder die Politik mit und da sich Slowenien als das Land von UEFA-Boss Ceferin vor einigen Jahren aufgrund einer vermeintlichen Fehlentscheidung von Cakir nicht für die EURO qualifizierte, durfte sich der Türke vom Turnier verabschieden.

Zum ersten Mal pfiff im Rahmen des Austauschprogrammen mit dem südamerikanischen CONMEBOL ein Argentinier bei der EM. Fernando Rapallini leitete drei Spiele und konnte durchweg überzeugen! Mit dem typisch südamerikanischen Stil strahlte er eine natürliche Präsenz aus, durch die er immer volle Akzeptanz hatte. Solche Gäste heißen wir immer gerne willkommen! Ob er aber in Zukunft weitere EM- und WM-Spiele bekommen wird, bleibt abzuwarten, da er hinter Nestor Pitana und Patricio Lostau nur die Nummer 3 in Argentinien ist.

Eine Überraschung des Turniers war der Russe Sergei Karasev. Seine Nominierung wurde vor dem Turnier zu Recht kritisch betrachtet, da sich in der vergangenen Europapokalsaison eine schlechte Leistung an die andere reihte. Allerdings war davon bei seinen drei Spielleitungen während dieser EM nichts mehr zu sehen! Besonders das hitzige Spiel zwischen Deutschland und Ungarn konnte auch ein vermeintlich höher angesehener Referee nicht besser leiten! Bleibt zu hoffen, dass er diese Form hält!

Nicht zuletzt war es für den zweiten deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert ein sehr erfolgreiches Turnier. Viele rechneten damit, dass er aufgrund seiner derzeitigen Gruppierung in der Kategorie 1 für lediglich ein Spiel eingeplant war. Es folgten allerdings zwei weitere, souveräne Auftritte, darunter sogar ein Achtelfinale. Der Weg zur nächsten deutschen Nummer eins und damit der Nachfolge von Felix Brych dürfte in Stein gemeißelt sein!

Das insgesamt erfreulich geleitete Turnier hielt allerdings auch ein paar Ausreisser nach unten bereit: Der Niederländer Danny Makkelie brachte mit seinem Strafstoßpfiff im Halbfinale die Fußballwelt gegen sich auf. Schwer nachvollziehbare Strafstoßpfiffe wurden auch den Referees der Europa League, bzw. Champions League-Finals der vergangenen Saison, Clement Turpin und Antonio Mateu Lahoz zum Verhängnis, die dadurch bereits nach der Gruppenphase die Heimreise antreten durften. Wenig überzeugend trat auch der Italiener Daniele Orsato auf, der augenscheinlich mit der körperlichen Fitness zu kämpfen hatte.

Am Ende bleibt von dieser Europameisterschaft, dass das Spiel gerne auch weiterhin so großzügig geleitet werden darf. Außerdem schien sich die oft belächelte Man-Power im VAR-Raum bezahlt gemacht zu haben. Mit sehr kurzen Unterbrechungen konnte der VAR meist reibungslos angewendet werden. Ein Problem bleibt, dass man gegebene Strafstöße nicht ohne weiteres korrigieren kann, sobald der Kontakt und die Wahrnehmung eben da ist. Der Fußball möchte Schinderei ala Sterling nicht sehen, doch das derzeitige Regelwerk sieht noch keinen Ausweg.

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Rolf Jürgen Scheib

    Hallo und guten Abend,
    grundsätzlich bin ich mit der Beurteilung wie oben angegeben einverstanden. Es gibt allerdings auch generell Dinge, die alle Schiris – nicht immer – aber relativ oft durchgehen lassen.
    Das sind falsche Einwürfe, Zeitverzögerungen bei den Einwürfen und das zu lange halten des Balles der Torhüter.
    Hier müßte aus meiner Sicht konsequenter gehandelt werden, denn diese Dinge nehmen sich dann die Amateurspieler in den unteren Klassen auch zu Herzen und praktizieren das. Wenn wir Schiris dann regelkonsequent das abpfeifen wird auf diese internationalen Gepflogenheiten verwiesen. Man sollte deshalb auch hier falsche Einwürfe ahnden, Zeitverzögerungen bei den Einwürfen sofort unterbinden und die Torhüter auffordern den Ball in der üblichen 6 Sekunden Zeit abzuschlagen oder hinzulegen. Man kann von mir aus beim 1. Vergehen das durchgehen lassen, aber sofort hinweisen, beim nächsten Mal pfeife ich das ab.
    Hier herrscht international leider Handlungsbedarf, damit das in den Amateurligen und auch im Juniorenbereich nicht als (schlechtes) Beispiel herangezogen wird.

  2. Cevat Keceli

    Cüneyt Çakır der absolut super gepfiffen hatte,wäre mindestens Halbfinale oder sogar Final pfeifen können,warum muß mann den Politik in Sport reinmischen.
    „Absolut Rasistisch“.

  3. Gerald Taborsky

    Gehe mit ihrer Beurteilung konform, aber nach den Achtelfinalspielen hätte es umgekehrt sein müssen: Hr. Cakir bleibt und Hr. Brych sitzt im Flieger Richtung Heimat. Aber vielleicht hatte der DFB was dagegen.

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