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„Der 19. November 2011 hat unser Leben verändert.“

In der 23. Folge von seinem Podcast REFITCOM spricht Patrick Ittrich mit Frank Willenborg erst sehr humorvoll über seinen Aufstieg in die Bundesliga, aber vor allem auch über den Selbstmordversuch von Babak Rafati am 19. November 2011.  FIFA-Schiedsrichter Deniz Aytekin hat mit einer Audio zum Fall Rafati den Gastauftritt.

In den ersten 25 Minuten des 23. REFTICOM Podcasts spricht Ittrich mit Frank Willenborg über seinen Weg zur Schiedsrichterei und die zahlreichen Aufstiege und Schritte in die Bundesliga. Sehr spannend ist dieser Teil vor allem, weil man mehr über den sonst öffentlich nicht so bekannten Bundesliga-Schiedsrichter Frank Willenborg erfährt. Zeitweise sind die Sprüche und Witze wirklich sehr unterhaltend.

Doch dann ziemlich genau zur Hälfte des Podcasts widmen die beiden sich nach 10 Jahren nochmal öffentlich dem Thema Selbstmordversuch von Babak Rafati zu. Ittrich betont direkt zu Beginn, dass der 19. November 2011 das Leben vieler Menschen verändert habe, auch das der beiden als Assistent bzw. vierter Offizieller eingeteilten Schiedsrichter. Den Einstieg in das Thema gibt dann eine Audio vom fränkischen FIFA-Schiedsrichter Deniz Aytekin, der beklagt, dass er es persönlich sehr schade finde, dass sich Babak Rafati nicht mehr bei den drei [Patrick Ittrich, Holger Henschel und Frank Willenborg] gemeldet habe, obwohl es ihm mittlerweile wieder besser gehe, er Vater geworden ist und ja auch öffentlich auftrete. Nach ein paar Sekunden stille reagiert Willenborg als Erster auf die Audio: „Jetzt hat er aber dick aufgetragen.“

Willenborg erklärt im Anschluss den Ablauf an diesem Tag und erwähnt Holger Henschel speziell als 2. Schiedsrichterassistenten. Henschel und Ittrich wären sofort nervös geworden, als Rafati zum Treffpunkt zu spät kam. Als man bei seinem Zimmer gewesen sei, habe man direkt erkenne können, dass die Panik berechtigt war. Willenborg sah die Aktion aus seiner Sicht positiv, da man einem Menschen das Leben habe retten können. Auch Ittrich sah die Situation erstmal auch so, war dennoch emotional überrumpelt.

„Wir saßen da wie ein Schluck Wasser in der Kurve.“

Patrick Ittrich

Alle drei saßen nach eigenen Aussagen noch sechs Stunden im Hotel, mussten Fragen beantworten und wussten erstmal auch noch nicht, wie es Babak geht. Der Hamburger Bundesliga-Schiedsrichter betont, dass die Heimfahrt mit Taxi und Zug sehr unangenehm gewesen sei. An Gleis 4 am Kölner Hauptbahnhof sei ein Boulevard-Journalist von einem Kiosk hervorgesprungen gekommen mit Kamera, den Ittrich laut laut Willenborg richtig zum Senkel gemacht haben soll.

„Da hätte man von anderer Stelle aus erwarten können, dass man uns hilft.“

Patrick Ittrich

Ittrich sei im Anschluss massiv belästigt worden, jeder habe angerufen und Ittrich sich drei Tage nicht mehr aus dem Haus getraut. Im Folgenden sprechen die beiden über die kommenden Tage und ihre persönliche Verarbeitung der Ereignisse im Anschluss. Gerade Ittrich habe die Erwartung an Rafati gehabt, dass sie sich treffen und er ihn in den Arm nehmen kann. Das sei aber seine Erwartung gewesen, die Rafati nicht erfüllte.

„Es war lange für mich schwer zu ertragen, ihn öffentlich zu sehen, nachdem er genesen war.“

Patrick Ittrich

Es gab von Rafati nur eine Erwähnung in seinem Buch und eine Mail direkt im Anschluss. Das habe ihn schwer getroffen. Er habe sich etwas verloren gefühlt, da ihm keiner bei dieser Situation geholfen habe. Willenborg hätte im Anschluss gerne mal von Rafati selber die Hintergründe erfahren. Er erkläre es sich mit dem Krankheitsbild, dass Babak sich nicht bei den drei meldete. Eventuell sei es ihm auch unangenehm.

„Dieser Bilder mit dieser Badewanne in dem Hotelzimmer haben mich dann auch noch ein bisschen begleitet. Die nächsten drei Monate habe ich ausschließlich geduscht, nicht gebadet. Die Bilder sind dann immer wieder aufgetaucht.“

Frank Willenborg

Noch mehr zu diesem Thema erfahrt ihr in der 23. Folge von Refitcom, die Ihr unten im Beitrag verlinkt findet.

Fazit: Wieder eine absolut empfehlenswerte Folge von REFITCOM. Man erfährt inhaltlich mehr über Willenborg und wahnsinnig viel über die Ereignisse und Gefühle der beiden Schiedsrichter am 19. November 2011 und die Tage danach. Ittrich und Willenborg sind zwei absolut sympathische Gesprächspartner, die super miteinander interagieren und das sehr ernste Thema sehr gut rüberbringen.

 

So kommt Ihr zum Podcast:

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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Der Schiri

    Der ist wirklich ein super Typ. Medial so stark vom Auftreten. Sein Podcast ist genau das, was dem DFB aktuell noch fehlt. Eine vernünftige offene und zeitgemäße Kommunikation nach außen. Dann könnten sie dem ein oder anderen Shitstorm auch besser bewältigen.

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