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Der teuerste Pfiff Deutschlands

Pierre Hackler war einer dieser Menschen, von denen es immer weniger gibt. Was ist gemeint und warum „war“? Das, was sich nach Traueranzeige anhört, hat auch viel mit Trauer zu tun.

Im Oktober 2018 war Hackler, der seit 1997 als Unparteiischer im Einsatz gewesen ist, in der Kreisliga B an der Pfeife und wollte eigentlich nur durch lauten Einsatz seines Arbeitsgeräts eine Rudelbildung auflösen. Dadurch trug allerdings ein Spieler einen bleibenden Schaden am Ohr davon.

So weit, so bedauerlich, ging die Geschichte allerdings noch weiter: Der betroffene Akteur zeigte den Unparteiischen an und klagte Schmerzensgeld ein. Das Ergebnis waren 80 Sozialstunden und 2500€ aus dem jüngst beendeten Zivilprozess.

Eine recht interessante Begründung war dem Urteil zu entnehmen: Es handelte sich nicht um Absicht, aber um Vorsatz. Ein solcher Eventualvorsatz kann recht einfach hineininterpretiert werden und Zwar schon dann, wenn sich der Unparteiische nicht mit den eventuellen Folgen seines Handelns befasst und sich denkt, dass das schon gut gehen würde.

Wer allerdings selbst an der Pfeife ist, kann die Praxisferne dieser Auslegung recht gut verstehen. Wie kann man sein Spiel noch ohne Probleme durchziehen, wenn man vor jedem Pfiff Angst haben muss, dass jemand zu nahe steht und möglicherweise einen Schaden davonträgt.

Kein Ruhmesblatt verdienten sich in dieser Angelegenheit die Verbände. Schiedsrichter werden immer weniger und haben Woche für Woche mit Gewalt und Beleidigung zu kämpfen. Wenn sie nun auch noch nach der völlig normalen Ausübung ihrer Tätigkeit mit solchen Folgen konfrontiert werden und dabei auch noch alleine gelassen werden, dann darf sich kein Verband wundern, wenn Begegnungen, wie dieses Spiel der Kreisliga B, bald ohne amtlichen Schiedsrichter über die Bühne gehen.

Pierre Hackler wird jedenfalls nicht mehr zu dieser stetig abnehmenden Gruppe an positiv Verrückten gehören, da er sich nach eigener Aussage „total lächerlich“ machen würde.

Das trifft in dieser Angelegenheit auch noch auf andere zu…

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Thomas Sohr

    Hallo, ich würde als Geste der Solidarität gerne 10€ spenden, um den finanziellen Part erträglicher zu machen. Vielleicht gibt es ja noch mehr Kollegen, die das machen. Man sollte überlegen, ob man sich vor dem Spiel schriftlich von der Haftung entbinden lassen sollte. Sollen alle Akteure unterschreiben. Was für ein Theater….

  2. Udo Hüppop

    Dann sollten alle Amateur Schiris mal für einige Wochen nicht pfeifen, mal sehen wie die Reaktion vom DFB dann ausfällt.

  3. Üven, Metin

    Ich sage es immer . Jede Geschichte hat drei Versionen. Die der beiden Seiten und die wahre Version. Der Schiedsrichter stellt sich hier als Opfer dar ,das geht so überhaupt nicht. Wir die Schiedsrichter sind dazu da ,dass ein Spiel objektiv, gerecht und unparteiisch geleitet werden soll. Solche „schwarzen Schafe“ schaden unserer Gilde. M. E. sollten solche Schiedsrichter die pfeiffe genommen werden.

    1. Kaiser R.

      Deine Aussage Hr. „Kollege“ is ja wohl der Witz bzw. Hohn des Jahres!!Du scheinst ja Dein ganzes Leben alles richtig zu machen!??Von Opfer zu sprechen ist hier zweideutig! Ja der eine hat einen „Folgeschaden“ durch Tinitus
      Das ist Scheisse genug!! Aber den Schiri dafür zur Verantwortung zu ziehen ist Unsinn pur!!selber schon mal auf der Linie gestanden? Wo hinter Dir mit Gas- Autohupen Trommeln und so weiter „gearbeitet“ wird!!?? Hattest da eine Chance zu sagen bitte leiser da ich Kopf weh bekomm!! Od. Eben Tinitus. Nein!!! Das ist das Risiko jeden Sportlers wenn er am Sportplatz ist. Und lass bloß den Kollegen in ruh!! Dem hilft KEINER!! Der kann das Realitäts- ferne Urteil abarbeiten. Under Verband ?? Schweigt dazu!! Opfer?? Gibts hier mehrerer ! Od. Möchtest Du einspringen?? Grüsse aus

  4. Artur Schulz

    Ich bin seit über dreißig Jahren an der Pfeife tätig und auch ich benutze die sehr starke und laute Fox 40 zur Ausübung dieses Hobbys. Aber auch bei Rudelbildung oder direkt bei Anpfiff achte ich immer darauf, ob Spieler in direkter Nähe sind und warne „Achtung Pfiff“ sollten diese zu nahe sein. Es ist nicht immer einfach alles zu beachten aber nicht nur ich, sondern auch die Spieler wollen Tags darauf wieder Ihrer Arbeit nachgehen können.
    Entsprechend bleibe ich erst Recht bei einer Rudelbildung auf Abstand und pfeife in mehr als 5 Metern Distanz. Ich soll doch das Rudel sehen und nicht hineingehen. Hätte der Kollege das beachtet wäre ihm der Ärger erspart geblieben.

    1. Michels

      Richtig. Meine Meinung. Ich pfeife auch generell nicht in den Rudel rein. Denn das bringt nichts. Die sind eh schon auf Adrenalin getrimmt (ich spreche auch erfahrungsgemäß als Spieler). Und des Weiteren habe ich dann lieber den Block in der Hand als die pfeife. So kann ich mich mehr auf die klopperei konzentrieren und aufschreiben

  5. Uwe Pommer

    Wie ich gelesen habe soll der Schiri aus 20 cm ins ohr gepfiffen haben
    Das geht gar nicht
    Strafe ok!

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