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Auf seine Schiedsrichter-Routiniers – hier Hans-Dieter Schnell – kann der Fußballkreis nicht verzichten. Foto: Braucks

„Eine andere Kultur muss rein“

Auf seine Schiedsrichter-Routiniers – hier Hans-Dieter Schnell – kann der Fußballkreis nicht verzichten. Foto: Braucks

Der Fußballkreis Recklinghausen diskutiert mit seinen Vereinen über den Schiedsrichtermangel. 220 Männer und Frauen sind im Fußballkreis aktiv an der Pfeife – nötig wären viel mehr. Das kostet die Vereine aus dem Kreis eine Menge Geld. In der letzten Saison wurden 80000 Euro fällig.

Die Fakten: 220 Männer und Frauen sind im Fußballkreis aktiv an der Pfeife – gebraucht werden mehr. Stellen müssten die Vereine 368. Es fehlen 148 Schiedsrichter. Folge: Der Spielbetrieb funktioniert nur, weil viele am Wochenende mehrfach im Einsatz sind. Dazu dürfte sich bald auch die Altersstruktur als Problem erweisen,  Jungschiedsrichter fehlen an allen Ecken und Enden.

Die Verbände halten mit Strafen dagegen. Zur Saison 2015/16 wurde das Ordnungsgeld für Vereine drastisch erhöht, die ihr Schiedsrichter-Soll um 60 Prozent und mehr unterschreiten. Nur 21 Vereine im Kreis stellen genügend Unparteiische. 63 erfüllen ihr Schiedsrichter-Soll nicht, 14 stellen gar keinen Spielleiter. Addiert man alle Ordnungsgelder des vergangenen Spieljahres, so kommt eine stolze Summe zusammen – 78 625 Euro.

Peter Postus, 2. Vorsitzender von Vestia Disteln und Mitinitiator der Diskussion in der Mensa der Wolfgang-Borchert-Gesamtschule, findet: „Es muss eine ganz andere Kultur im Umgang mit Schiedsrichtern rein.“ Eine Kultur, wie sie etwa der FC Marbeck vorlebt, der sein Soll erfüllt. Der Klub aus dem Borkener Süden hat sich ein aktives Schiedsrichter-Management auferlegt – von der Ansprache geeigneter Kandidaten bis hin zu Begleitung junger Schiedsrichter zu Einsätzen.

Aber auch das hilft nichts, wenn Schiedsrichter die Nase voll davon haben, für 7,50 Euro „Gage“ auf den Plätzen angeblafft, beleidigt oder sogar körperlich angegangen zu werden, wie einige Teilnehmer berichten. Bruno Ruch, der Vorsitzende der Kreisspruchkammer, unterstreicht das: „Was wir in der Kammer Woche für Woche auf den Tisch bekommen, ist unterirdisch.“

Nach zwei Stunden schließt Hans-Otto Matthey die Diskussion. Ergebnis: Alle Fakten und Argumente liegen auf dem Tisch. Ein Königsweg, den Schiedsrichtermangel wirksam zu bekämpfen, ist nicht in Sicht. Dafür aber viele kleinere und größere Ansätze. Dummerweise sind alle mit viel Engagement verbunden. Ob die Vereine dazu bereit sind? Nur ein Viertel der 84 Klubs im Fußballkreis war bei der Diskussion vertreten.

Von: Thomas Braucks (Waltroper Zeitung)

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