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Dauerthema Videobeweis: Es bleibt strittig, was unstrittig ist

Im Abendspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 trennten sich die Kontrahenten 1:1, verpassen beide zum zweiten Mal in Folge den Sprung auf Platz 2. Pech für Gladbach: Nach dem 1:0 von Kramer (23./erstes Tor nach 114 Pflichtspielen) trifft ein Borusse ins falsche Tor. Vestergaard grätscht eine Flanke des agilen Caliguiri ins eigene Tor (62.).

Die Diskussions-Szene der Partie: Naldo legte Stindl im Strafraum, Schiedsrichter Sascha Stegemann gibt Elfmeter (40.). Allerdings: Davor hatte Wendt Caligiuri an der Eckfahne gefoult, so konnte der Ball überhaupt erst in den Strafraum kommen. Stegemann schaut sich nach Hinweis aus Köln die Szene noch mal an, gibt dann Freistoß für Schalke statt Elfmeter für Gladbach. Hier zum Video.

Thorsten Kinhöfer meint „Eine zumindest fragwürdige Entscheidung, weil der Schiedsrichter den Zweikampf bewertet und nicht pfeift. Letztlich überstimmt der Video-Assistent durch sein Eingreifen den Schiedsrichter. Solche Aktionen bringen immer neue Diskussionen um den Video-Beweis.“

Alexander Feuerherdt von Collinas Erben erinnert sich dabei an die Annullierung des Volland-Tores bei Leverkusen – Köln. Da gab es zuvor ein Handspiel von Bailey bei der Balleroberung. Eine Parallele zum zurückgenommenen Elfmeter in Mönchengladbach. Geprüft wird nämlich nicht nur die Elfmeterszene, sondern auch, ob es beim Angriff, der dazu führte, ein Vergehen der angreifenden Mannschaft gab (z.B. Foul, Abseits). Geprüft wird der Angriffszug welcher zum Strafstoß führte. Eine Regelung weder kompliziert noch falsch, im Gegenteil.

„Das zentrale Problem beim Videobeweis bleibt letztlich ein Paradox: Es ist strittig, was unstrittig ist. Das wurde gestern wieder besonders deutlich. Und ich fürchte, das wird auch ein Dauerthema bleiben.“

Am Freitag sah Stuttgarts Ascacibar nach brutalem Foul an Leverkusens Brandt die Gelbe Karte. Letzte Woche flog Wendell (Leverkusen) nach fast gleichem Foul an Castro (Dortmund) vom Platz. In beiden Fällen griff der Video-Schiri ein. In Stuttgart hatte Schiedsrichter Aytekin die Szene gar nicht gesehen, weil das Spiel zu der Zeit unterbrochen war. Er bekam die Information aus Köln.

BamS-Schiri Kinhöfer: „Aber wenn ich mir beide Fouls anschaue, dann sage ich: Da gibt es keinen Unterschied. Beide Spieler trafen ihren Gegner mit dem Fuß über dem Knöchel – und das ist Rot! Für die Klarheit und Transparenz wäre es besser gewesen, wenn es in Stuttgart auch den Platzverweis gegeben hätte. Aber dafür wäre ein „richtiger“ Impuls des Video-Schiedsrichters nötig gewesen.

Aber so wie Deniz Aytekin das verkauft, akzeptieren die Spieler alles.

Die Bayern gewannen mit 1:0 in Frankfurt und Harm Osmers sorgte für ein Novum! Nach Foul an James Rodriguez zeigte der Unparteiische Frankfurts Mittelfeldspieler Marius Wolf Rot. Doch dann das: Der Hannoveraner Schiedsrichter bekam ein Funksignal aus Köln. Schaute sich die Szene noch mal auf Video an – und änderte seine Meinung. Die 1. Video-Begnadigung in der Bundesliga!

„Eine Premiere. Dass eine Gelbe in eine Rote Karte geändert wurde, gab es dagegen ja schön öfter. Regeltechnisch ist Gelb in diesem Fall absolut richtig. Der Fuß flach am Boden, das Bein nicht gestreckt und der Treffer nicht brutal. Klar ein Foul von hinten, aber nichts grobes und nichts brutales. Das ist ein rücksichtsloser Treffer, mehr nicht!  Man muss den Mut haben, Rot zurückzunehmen. Weil man da zugibt, einen Fehler gemacht zu haben. Das zeugt von Größe“, so Thorsten Kinhöfer.

 

In Leipzig hatte Patrick Ittrich Schwerstarbeit zu leisten und auch der Videobeweis musste eingreifen. Den ersten Aufreger des Spiels gab’s in der 36. Minute: Nach einem langen Ball auf Holtmann und dem Laufduell mit Stefan Ilsanker fiel der Mainzer, Schiri Ittrich ließ weiterlaufen. Rund 30 Sekunden später warf FSV-Torwart Zentner die Kugel ins Aus. Ittrich rannte zur Seitenlinie, schaut sich die Szene nochmal in der Review Area an. Elfmeter? Freistoß? Gelb? Rot? Nach zwei Minuten Unterbrechung zeigt er Ilsanker Gelb und gibt Freistoß. Brosinskis Schuss kratzt Gulascsi von der Linie. Quaison staubt ab – 1:1. Aber hätte es diesen Freistoß überhaupt geben dürfen? Hätte Ittrich, wenn er keinen Elfmeter oder Rot gibt, nicht mit Einwurf weitermachen müssen?

Thorsten Kinhöfer: „Eine total komplexe Situation. Regeltechnisch war alles in Ordnung. Solange die Partie unterbrochen ist, darf der Schiedsrichter alle seine Entscheidungen revidieren. Allerdings sieht es das Protokoll des Video-Assistenten nicht vor, dass man nach Ansicht der Bilder Gelb und Freistoß gibt, wenn der Schiedsrichter das Spiel zuvor nicht unterbrochen hat. Aus Sicht von Ittrich aber nachvollziehbar, dass er seinen Fehler, kein Foul gepfiffen zu haben, korrigiert. Das sind Situationen, die in einer Testphase passieren können. Wichtig ist, dass daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.“

Kurios: Hätte Ittrich das Spiel sofort unterbrochen, wäre auch Freistoß und Gelb laut Protokoll korrekt gewesen.

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