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Nach strittigen Entscheidungen: Fröhlich und Drees äußern sich

Nach der für die Schiedsrichter sehr aufregenden vergangenen Woche mit vielen diskutablen Entscheidungen in der 1. und 2. Bundesliga, sowie dem DFB-Pokal Achtelfinale haben sich Lutz Michael Fröhlich (Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter) sowie Dr. Jochen Drees (VAR-Projektleiter) nun auf den Kanälen des DFBs und der gegenüber der Presse geäußert. Konkret loben sie einige Entscheidungen üben aber auch Kritik an einigen Punkten.

Von: Simon Schmidt

Es waren sehr ereignisreiche Tage für die DFB-Schiedsrichter. Mit dem DFB-Pokalachtelfinale und dem darauffolgenden Bundesliga Wochenende kam es zu zahlreichen, gerade auf den sozialen Medien, stark diskutierten Entscheidungen. Die Aufreger drehten sich allesamt um Abseitsentscheidungen vor Toren bzw. Handspielentscheidungen im Strafraum.

Der Sportliche Leiter der DFB Elite-Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich äußerte sich in einem Artikel auf der Website des DFBs zunächst sehr positiv über die Leistung der Schiedsrichter bis Weihnachten. In den ersten Spieltagen sei eine sehr gute Leistung erbracht worden, besonders die weite Linie in den Topspielen (Bayern – Leipzig oder Leipzig – Dortmund) habe eine sehr große Akzeptanz gefunden. Auffällig ist hier: bei beiden genannten Beispielen hieß der Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin). Seit dem 15. Spieltag kam es aber zu allgemein viel mehr VAR-Eingriffen (9 Stück alleine am 15. Spieltag), was der Sportliche Leiter deutlich kritisiert:

„Betrachten wir hier die Arbeit der Schiedsrichter auf dem Feld, dann muss man das schon als Verbesserungspotenzial einordnen.“

In seinem Zwischenfazit lobt er jedoch insgesamt die Leistung der Schiedsrichter und äußert sich positiv zum Umgang mit den Unsportlichkeiten, wo man eine gute und konsequente Linie gefunden habe. Beim Handspiel gab es insgesamt 44 Situationen in der aktuellen Bundesligasaison, wo der Ball am Arm/ an der Hand eines Verteidigers im eigenen Strafraum war. Davon haben nur 12 Situationen zu einem Strafstoß geführt. Allerdings kritisiert er hier auch deutlich die Bewertung, denn seit dem 13. Spieltag seien 4 Handspielszenen fälschlicherweise nicht geahndet worden. Ein Beispiel davon ist das Handspiel vom Leverkusener Tapsoba im eigenen Strafraum unmittelbar vor dem 3:1 von Bayer 04 Leverkusen in der Partie am vergangenen Samstag gegen den VfB Stuttgart. Hier sei der Strafstoß die bessere Entscheidung.

Bei den beiden Aufregern rund ums Abseits im DFB-Pokal stellt sich Fröhlich hinter die Entscheidungen der Schiedsrichter Tobias Stieler und Robert Hartmann bei den Partien Dortmund – Paderborn und Regensburg – Köln. In Dortmund sei es die korrekte Entscheidung gewesen und die Auslegung der Abwehraktion sei auch völlig akzeptabel. Hier äußerte sich allerdings der DFB-Lehrwart Lutz Wagner zur zweiten Szene in den vergangenen Tagen deutlich kritischer.

Insgesamt sei man beim DFB aber grundsätzlich offen für sachliche Kritik und im regen Austauscht mit den Vereinen über die Schiedsrichter und den VAR. Er betont dennoch, dass weiterhin Fehler passieren werden und keiner diese absichtlich macht.

„Was nicht geht und wogegen wir uns auch ausdrücklich verwahren, ist, wenn statt des konstruktiven Dialoges vereinzelt versucht wird, zusätzlichen Druck auf die Schiedsrichter auszuüben, indem über mediale Äußerungen eine permanente Benachteiligung unterstellt wird.“

 

Dr. Jochen Drees gab ein heute veröffentlichtes Interview beim kicker, indem er zur allgemeinen Entwicklung beim VAR (Stichwort Eingriffsschwelle) und Einzelszenen vom vergangenen Wochenende Stellung bezieht. Zunächst sei man mit der Höhe und Anwendung der Eingriffsschwelle bis zum 20. Spieltag sehr zufrieden. Auch er spricht hierbei die Szenen am vergangenen Spieltag in der 1. Bundesliga in Leverkusen, in der 2. Bundesliga in Darmstadt und Fürth an und im DFB-Pokal in Dortmund und Regensburg an. Diese teilweise falsch gelösten Szene hält er aber für „nicht beispielhaft für die bisherige Arbeitsweise im VAR-Bereich“. Man sei im intensiven Austausch mit der FIFA, UEFA und dem IFAB wegen der Eingriffsschwelle, eine Änderung der aktuellen Herangehensweise halte er aber für „nicht zielführend“. Die aktuelle hohe Eingriffsschwelle erfülle auch die Erwartungen der meisten Vereinsvertreter.

Konkret befragt der kicker Drees zur Handspielszene in der Partie Darmstadt – Nürnberg am vergangenen Samstag. Hier waren die Bilder allgemein nicht wirklich aussagekräftig, sodass ein On-Field-Review laut dem VAR-Projektleiter gar nichts gebracht hätte.

„Wenn es keinen evidenten, bildlichen Beleg gibt, der die Entscheidung des Schiedsrichters als klar und offensichtlich falsch darstellt, würde der Schiedsrichter vor dem Monitor stehen und müsste anfangen abzuwägen. Da es keine Belege für und keine Belege gegen die Wahrnehmung des Schiedsrichters gibt, müsste er bei seiner ursprünglichen Bewertung, die er auf dem Feld getroffen hat, bleiben.“

In Fürth sei die Wahrnehmung von Schiedsrichter Arne Aarnink, dass der Torwart den Ball nicht spielte als richtig in Köln beurteilt worden, dennoch liegt hier laut Drees eine klare Fehlentscheidung vor, da der leichte Kontakt nicht ursächlich für das Fallen des Spielers war. Somit hätte VAR Dr. Matthias Jöllenbeck hier eingreifen müssen.

Von einer „Denkpause“ für Schiedsrichter, die einen Fehler gemacht haben, hält Dr. Jochen Drees gar nichts. Ein Verein würde einen guten Spieler auch nicht auf die Bank setzen, wenn dieser mal einen Elfmeter verschieße.

„Solche Schlussfolgerungen würden überhaupt keinen Sinn ergeben – weder bei Spielern, Schiedsrichtern noch Video-Assistenten. Vielmehr steht die intensive, persönliche Nachbereitung der Situation und die Analyse der Fehlerquelle im Vordergrund, um diese in einer zukünftigen, ähnlichen Situation zu vermeiden. Ähnlich, wie es wahrscheinlich der Trainer mit seinem Strafstoßschützen macht.“

Insgesamt wird durch die Äußerungen von Lutz Michael Fröhlich und Dr. Jochen Drees deutlich, dass die vergangene Woche auch den DFB stark beschäftigt hat, gerade die Reaktionen in den sozialen Medien waren auch auf unserer Seite enorm. Neben den vielen verständlichen und sachlichen Bemerkungen gingen einige teilweise stark unter die Gürtellinie. Dennoch waren, wie in unseren Einschätzungen zu den Spiele geschrieben, nicht alle stark kritisierten Entscheidungen falsch. Einige wurden sogar vollkommend korrekt bewertet. Hier wird es für den DFB in Zukunft eine große Herausforderung werden die Akzeptanz, gerade von unpopulären, richtigen Entscheidungen zu erhöhen.

 

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