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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Analyse strittiger Szenen | 16. Spieltag – 2. Liga

Mit dem vermeintlichen Strafstoß in Wiesbaden +++ der Roten Karte für Victor Pálsson +++ dem Platzverweis für Philipp Ziereis +++ dem aberkannten Treffer für Sandhausen und in Stuttgart sowie den Elfmetern für Sandhausen und Bielefeld und dem Handelfmeter Am 16. Spieltag der 2. Bundesliga schauten wir uns neun Situationen genauer an.

SV Wehen Wiesbaden 0:0 SV Darmstadt (SR: Matthias Jöllenbeck)

(red-pl/rk) In der 70. Minute ging Marcel Mehlem nach einer Hereingabe von der rechten Seite im Duell mit Paterson Chato zu Boden, der ihn leicht am Fuß getroffen hat. Der Darmstädter forderte Elfmeter, aber die Pfeife blieb stumm. Referee Jöllenbeck hielt Kontakt mit dem Video-Assistenten und blieb bei seiner Entscheidung. Der Kontakt am Fuß ist unübersehbar, aber Mehlem sucht ihm da wohl zu sehr den Kontakt, nachdem im der Ball zu weit weggesprungen ist. Und wenn er das im Spiel genauso gesehen und auch beschrieben hat, muss man das genauso so stehen lassen, da es keine klare offensichtliche Fehlentscheidung ist.

Fünf Minuten später gab es wieder Kontakt mit dem Video-Schiedsrichter. Zunächst sah Victor Pálsson die Gelbe Karte, weil er Stefan Aigner an der Seitenlinie hart auf den Knöchel getreten hat. Jöllenbeck schaute sich die Szene auf Zuruf vom Kölner Keller nochmal selbst am Monitor an und korrigierte richtigerweise seine Entscheidung. Der Ball war zum Zeitpunkt des Treffers einen Meter weg und der Tritt mit der offenen Sohle und fastgestreckten Bein voll auf den Knöchel. Da ist Rot wegen Inkaufnahme der Verletzung gegeben. Auch gut erkennbar an der Spielerreaktion hat es gefasst aufgenommen, es sofort akzeptiert und ging vom Feld. Immer ein Zeichen, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist (TV-Bilder).

SSV Jahn Regensburg 1:0 FC St. Pauli (SR: Sven Waschitzki)

Ausgerechnet der gebürtige Oberpfälzer Philipp Ziereis kasssierte in seiner Heimat einen Platzverweis. Der bereits verwarnte Abwehrmann ließ Grüttner imMittelfeld mit einer Grätsche über die Klinge springen. Schiedsrichter Waschitzki hatte keine Gnade und schickte den Sünder mit Gelb/Rot zum unfreiwilligen Feierabend (TV-Bilder). Waschitzki leitete unauffällig – und das ist in der Schiedsrichterei  ein Kompliment. Auch Gelb/Rot für Ziereis ist korrekt.

SG Dynamo Dresden 1:1 SV Sandhausen (SR: Benedikt Cortus) 

Nachdem 1:0 der Dresdner zappelte der Ball schon wieder im Netz. Behrens wurde mit einem tollen Lupfer im Strafraum bedient und beförderte die Kugel mit einem Heber über Broll ins Tor. Die Situation wurde aber zurückgepfiffen und im Anschluss vom VAR auf eine Abseitsposition des SV-Angreifers geprüft. Und die Entscheidung lautete kein regulärer Treffer. Behrens befand sich beim Zuspiel um Millimeter im Abseits. Damit blieben die Hausherren vorerst weiter in Front.

Nach knapp einer halben Stunde wurde auf Elfmeter für Sandhausen entschieden. Und die Entscheidung kann man durchaus als diskutabel bezeichnen, aber nicht klar und offensichtlich falsch. Ballas erwischte Behrens im Strafraum der Dresdner mit der Sohle am Fuß, woraufhin der SV-Angreifer zu Boden ging. Cortus zögerte noch, zeigte aber dann noch auf den ominäsen Punkt – der Knackpunkt. Im Anschluss überprüfte Cortus die kritische Situation mithilfe des Videobeweises, um kurz darauf auf Strafstoß für Sandhausen zu entscheiden.

Aus den Livebildern konnte man schon erahnen, dass da ein hauchzarter Kontakt an der Ferse von Behrens stattgefunden hat. Es sah schon irgendwie merkwürdig aus, weshalb sich Cortus, nachdem er sich über Headset mit den Assistenten beriet, auf Elfmeter entschieden hat. Die Bilder die Cortus sich dann lange in der Review Area sah, zeigten den Kontakt, wenn auch den ganz leichten. Aber da muss man sagen, Behrens stand mit dem Rücken zum Tor, er konnte also gar nichts weiter machen. Da hätte genügt, wenn der Dresdner ihn geschickt abgedeckt hätte. So trat er ihn. Das nennt man ein taktisch unkluges Zweikampfverhalten. Letztlich wurde hier eine, nach den Bildern, vertretbare und nachvollziehbare Entscheidung getroffen. Wenn Cortus den Elfmeter nicht gibt, dann wird nachdem er sich die Bilder draußen anschaute, höchstwahrscheinlich nicht seine Entscheidung korrigieren, da es nicht unbedingt ein „schwerer Wirkungstreffer“ war und dann sollte man auch die Platzentscheidung akzeptieren (TV-Bilder).

DSC Arminia Bielefeld 2:2 Karlsruher SC (SR: Martin Petersen)

Elfmeter für Bielefeld! Nach einem Luftduell zwischen Philipp Hofmann und Amos Pieper in der rechten Strafraumhälfte ging Pieper zu Boden. Eine Hand von Hoffmann traf ihn im Gesicht. Dafür zeigte Martin Petersen auf den Punkt. Der Pfiff ist aber durchaus diskussionswürdig, denn Pieper ging ebenso in Richtung Arm, da er versuchte mit dem Ball den Kopf zu erreichen, aber man kann dort wenig sagen. Der Schiedsrichter hat den Arm im Gesicht gesehen und somit entschied er auf Strafstoß. Eine vertretbare Entscheidung (TV-Bilder).

VfB Stuttgart 3:1 1. FC Nürnberg (SR: Robert Schröder)

Robert Schröder im Videobeweis-Dauereinsatz: Zeigte nach einem vermeintlichen Handspiel auf den Punkt.

Zunächst ging Nürnberg in Führung und da war noch alles korrekt. Kein Abseits, da ein Stuttgarter beim Abspiel nicht zeitig genug aus dem Abseits rückte und so das Abseits aufhob.Da lies Schröder den Vorteil nach Foul an Geis laufen.

Stuttgart im Pech mit dem Videobeweis: Nach einer halben Stunde bejubelte Stuttgart den vermeintlichen Ausgleich, doch nach Hinweis des Video-Assistenten Christof Günsch und eigener Überprüfung nahm Schiedsrichter Schröder den Treffer zurecht wieder zurück. Nach Ausführung von der linken Seite war die Kugel zu Phillips durchgerutscht, der an die mittige Fünferkante genickt hatte. Endo verlängerte dann mit der rechten Fußspitze in die obere linke Ecke. Im Vorfeld hatte Gomez jedoch ein Offensivfoul an Behrens begangen.

Und das ist eine richtige Entscheidung das Tor von Mario Gomez abzuerkennen. Er schob und verschafft sich dadurch den entscheidenden Raum. Man muss da wirklich aufhören, ob es eine klare Fehlentscheidung ist. Wenn der Schiedsrichter raus geht, muss die Entscheidung richtig sein, vorher muss der VAR sagen, ob die Schiedsrichterentscheidung offensichtlich falsch ist. Das hat er bejaht. Schröder hat die Situation nicht gesehen oder falsch wahrgenommen. Dann muss der Videoassistent eingreifen, da es eine klare offensichtliche Fehlentscheidung war. Gomez schob hier absichtlich gegen den Gegenspieler. Daher die Entscheidung Freistoß wegen des Stürmerfouls.

Fünf Minuten später der nächste Abseitstreffer für Gomez: Nach Flanke von links setzte der Angreifer den Ball aus halblinken 14 Metern per Kopf präzise in die linke Ecke, doch hatte er zum Zeitpunkt der Vorarbeit knapp im Abseits gestanden. Dies wurde mit der kalibrierten Linie vom VAR wenig später bestätigt.

In der 56. Minute kam erneut der Videobeweis zum Einsatz: Nach einem mutmaßlichen Handspiel Valentinis im Gästestrafraum gab es erneut eine Überprüfung für Referee Schröder in der Review Area und es gab Handelfmeter für den VfB. Der Arm geht raus, Problem ist nur, er köpft sich selbst an den Arm. Also er spielt den Ball von seinem Körper an die Hand und diese war nicht über Schulterhöhe.

Wenn sich der Spieler sich selbst an die Hand schießt, ist gemäß neuer Regelauslegung seit dieser Saison nicht auf strafbares Handspiel zu entscheiden. Kommt der Ball vom Gegner, wäre es strafbar.

Wenn der Hand vom eigenen Körperteil an die Hand springt, man sich den Ball also selber an die Hand spielt ist es egal wo der Arm ist, dann ist es kein Handspiel. Außer natürlich es ist absichtlich aber das ist hier nicht der Fall. Das ist eine natürliche Bewegung wenn man einen Kopfball macht, kann der Arm ja gar nicht dabei bleiben, wo er vorher war. Dieser Fall ist in den neuen Regeln recht eindeutig geregelt.

Somit liegt beim Handelfmeter für Stuttgart meines Erachtens eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters und ein Regelverstoß des Video-Assistenten vor (TV-Bilder).  Da der Einsatz des Videoassistenten in dieser Situation falsch war, könnte der 1. FC Nürnberg gegen die Spielwertung Einspruch einlegen. Ob das passiert, bleibt abzuwarten.

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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