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Schiedsrichter im Mittelpunkt l: Auswertung strittiger Szenen I Champions League

Nach dem für die Schiedsrichter absolut verheerenden ersten Teil des Spieltags folgte ein sehr gelungener zweiter Teil. Die Fortsetzung des Spiels in Paris bot unter der Leitung von Danny Makkelie glücklicherweise keinen Zündstoff, ein Debütant in Midtjylland hatte gut zu tun und in Piräus machte ein vierter Offizieller vor, wie man fehlbare Personen auf der Bank korrekt identifiziert.

Paris St. Germain – Basaksehir Istanbul (SR: Danny Makkelie)

Mitchel Bakker schob nach Vorlage von Neymar zum vermeintlichen 3:0 ein. Dieses blieb aber nicht lange bestehen, da sich VAR Marco di Bello meldete. Bakker stand nämlich knapp vor dem Ball und somit im Abseits. Kniffliger zu bewerten war das Verhalten von Torwart Mert Günok: Er sprang ohne Rücksicht auf Verluste in die Beine von Neymar und traf fast nur den Spieler, aber auch den Ball. Doch kann man das als Torabwehrverhalten auslegen, sodass die Abseitsposition bestehen bleibt. Deshalb zählte das Tor zu Recht nicht. Der Zweikampf lief allerdings zeitlich vorgelagert zum Eingreifen von Bakker ab, sodass ein Foulspiel des Torhüter in Betracht kam. So wurde dann auch zu Recht auf Strafstoß für Paris entschieden. [TV-Bilder]

FC Midtjylland – FC Liverpool (SR: Francois Leitexier)

Midtjylland war bereits ausgeschieden, sowie Liverpool bereits in der nächsten Runde, sodass die Uefa zum Spiel einen Debütanten an der Pfeife schickte. Francois Leitexier aus Frankreich bekam zur Unterstützung so ziemlich das beste mit, was die Franzosen derzeit an Schiedsrichtern zu bieten haben. So saß vor dem Bildschirm kein geringerer als die französische Nummer 1 Clement Turpin. Dieser hatte dann auch eine Menge zu tun!

Liverpool-Torwart Caiomhin Kelleher ließ gegen Anders Dreyer das Bein stehen, bekam aber zunächst keinen Strafstoßpfiff gegen sich, da Assistent Mehdi Rahmouni Dreyer im Abseits sah. Da dem nicht so war, meldete sich VAR Turpin und ließ Leitexier das Foulspiel des Keepers am Monitor überprüfen. Der kam zur richtigen Entscheidung und gab Strafstoß, sowie Gelb für Kelleher. [TV-Bilder]

Alexander Scholz schob zur vermeintlichen Führung für die Dänen ein, aber erneut hatte Assistent Rahmouni etwas dagegen. Und dieses Mal lag er richtig! Nach einem abgewehrten Schuss seines Mitspielers lief Scholz aus dem Toraus zurück ins Feld und schob ein. Hier lag dann allerdings die angezeigte Abseitsposition vor, da Torwart Kelleher nicht mehr auf der Linie stand und somit nur noch ein mit Scholz über die Torauslinie geratener Verteidiger bei diesem war. Nach einiger Zeit bestätigte dann auch VAR Turpin diese Entscheidung. [TV-Bilder]

Sadio Mané legte per Kopf zu Takumi Mimamino ab, der zur vermeintlichen Führung für Liverpool einschob. Doch hier hatte Assistent Cyril Cringore etwas dagegen. Allerdings lag auch hier keine Abseitsposition vor! Der Treffer zählte aber nach erneutem Eingreifen von VAR Turpin trotzdem nicht, da Mané sich bei der Kopfballablage den Ball an die eigene Hand köpfte. Da unmittelbar vor einer Torerzielung jeder Kontakt mit der Hand strafbar ist, ist es auch die richtige Entscheidung gewesen, das Tor nicht zu geben. [TV-Bilder]

Ajax Amsterdam – Atalanta Bergamo (SR: Carlos del Cerro Grande)

Klaas-Jan Huntelaar kam im Zweikampf mit Remo Freuler zu Fall. Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande gab keinen Strafstoß für Ajax und auch VAR Juan Martinez Munuera meldete sich nicht. Dort, wo sein Landsmann am Tag zuvor den sehr schmeichelhaften Strafstoß für United gab, pfiff del Cerro Grande eben nicht. Es wäre eine harte Entscheidung gewesen, diesen hier zu geben, aber eben auch nicht falsch. Genauso ist es bei durchgehender Linie vertretbar, hier nicht zu pfeifen. Die Zurückhaltung des VAR ist aber in jedem Falle korrekt! [TV-Bilder]

Ryan Gravenbergh holte im Zweikampf nach hinten aus und erwischte seinen Gegenspieler deutlich im Gesicht. Del Cerro Grande zeigte ihm hierfür zu Recht die gelb-rote Karte. Richtige Entscheidung! [TV-Bilder]

Olympiakos Piräus – FC Porto (SR: Felix Brych)

Nach einem Eckball des FC Porto kam es zu einer unübersichtlichen Szene im Strafraum, nach dessen Ende sich VAR Marco Fritz meldete und Felix Brych an den Monitor holte. Jose Holebas sprang zum Kopfball und ging dabei mit dem Arm auf Kopfhöhe zum Ball. Zunächst entschied Assistent Mark Borsch hier noch völlig falsch auf Abseits, aber nach Betrachtung der Bilder konnte es natürlich nur mit Strafstoß für Porto weitergehen. [TV-Bilder]

Nach den Vorkommnissen, die sich in Paris ereigneten, wurden die Schiedsrichter sicher noch einmal auf den richtigen Umgang mit den Bänken hingewiesen. In einer Spielunterbrechung wurde wohl von Seiten der Griechen vehement reklamiert, sodass der vierte Offizielle, Donatas Rumsas aus Litauen, Brych an die Seitenlinie holte, um einen Betreuer von Piräus zu verwarnen. Rumsas ging hierzu mit in Richtung Bank und zeigte deutlich auf den fehlbaren Betreuer. Sehr gut gemacht! [TV-Bilder]

Eine von Brych’s leichteren Aufgaben war dann der Platzverweis für Piräus. Ruben Semedo rutschte völlig zu spät in einen Zweikampf mit Luis Dias und säbelte nur den Gegenspieler um. Semedo wusste bereits, bevor er die Karte gesehen hat, dass hier nichts anderes, als seine zweite Verwarnung folgen musste. [TV-Bilder]

Inter Mailand – Shakhtar Donetsk (SR: Slavko Vincic)

Vitao sprang von hinten in Mailands Romeu Lukaku hinein und sah vom slowenischen Schiedsrichter Slavko Vincic die gelbe Karte. Da Inter mehrfach Rot forderte, hatte er es in der Folge mit mehreren reklamierenden Spielern zu tun. Diese hatte er aber schnell wieder unter Kontrolle und abgesehen davon lag er völlig richtig. Für ein grobes Foulspiel ist nunmal zunächst der grobe Kontakt mit dem Gegenspieler notwendig und Vitao traf hier Lukaku fast nicht. Die gelbe Karte war also absolut angemessen. [TV-Bilder]

In der Nachspielzeit benötigte vor allem Inter unbedingt ein Tor. Coach Antonio Conte, sowie die gesamte Mailänder Bank verlor dabei einmal mehr die Contenance und ging einen verletzt am Boden liegenden Gästespieler verbal an. Vincic löste die Situation zusammen mit dem vierten Offiziellen Rede Obrenovic ruhig, indem er Conte die gelbe Karte zeigte. Insgesamt eine sehr erfreuliche Leistung des slowenischen Unparteiischengespanns. [TV-Bilder]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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