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Team Aytekin bei deutlichem Freiburger Sieg gefordert

Der SC Freiburg zieht mit einem insgesamt verdienten ungefährdeten 3:1-Erfolg beim HSV erstmals ins DFB-Pokalfinale ein. Die Elf von Trainer Streich ging dabei schon früh durch die Treffer von Petersen und Höfler in Führung. Einen Strafstoß nach VAR-Review verwandelte Grifo zum 3:0. Den Anschlusstreffer für den HSV erzielte kurz vor Schluss Glatzel. Schiedsrichter Aytekin und seine Assistenten wurden trotz des eindeutigen Spielstandes über 90 Minuten mehrmals gefordert.

Das erste DFB-Pokal-Halbfinale 2022 wurde geleitet von Deniz Aytekin aus Oberasbach. Ihm assistierten Christian Dietz und Markus Sinn. Als Vierter Offizieller wurde Florian Badstübner aus Nürnberg eingeteilt. Benjamin Brand fungierte als VAR, gemeinsam mit Felix-Benjamin Schwermer.

Die Partie begann direkt mit ordentlich Tempo, der HSV konnte einige Fehlpässe der Freiburger für Angriffe nutzen. Doch keine Chance konnten die Hamburger nutzen, sodass Nils Petersen nach guten zehn Minuten für die Freiburger zur Führung einköpfte. Ausgangspunkt war ein Eckball der Freiburger, der am kurzen Pfosten nochmal von Höfler gefährlich vor das Tor gebracht wurde. HSV-Schussmann Heuer Fernandes lenkte den Ball mit der Hand vor das Tor, wo Petersen einköpfte. Diskussionen gab es kurz wegen dem Freiburger Sallai, der wohl ganz knapp beim Kopfball von Petersen im Abseits stand. Dies galt es zunächst für den VAR Benjamin Brand zu klären. Die Prüfung war wohl negativ, denn Aytekin wurde nicht an den Monitor zum On-Field-Review geschickt. Dort hätte der fränkische FIFA-Referee dann beurteilen müssen, ob die Abseitsstellung aktiv oder passiv war. Denn den Ball spielte Sallai nicht. Es ist ein bisschen Interpretationssache, aber zum Zeitpunkt des Kopfballs stand Sallai eigentlich nicht in der Sichtlinie von Heuer Fernandes und behinderte den Keeper auch nicht sonderlich, weswegen aus meiner Sicht unabhängig von der Tatsache der Abseitsstellung keine aktives Eingreifen von Sallai vorlag. Der Treffer zählte dann zurecht.

Den nächsten Fehler machten die Gastgeber kurz darauf, als Nicolas Höfler nach einigen Ballverlusten an der Strafraumgrenze zum Abschluss kam und der Schuss von Schonlau ins eigene Tor abgefälscht wurde. Ein bitterer Start für den HSV in die Partie! Noch bitterer wurde es nach einer guten halben Stunde, als der Freiburger Schlotterbeck im Hamburger Strafraum vor Heyer zu Fall kam und im Anschluss mit dessen Bein deutlich am Kopf getroffen wurde. Schiedsrichter Aytekin stand eigentlich gut und hatte den Blick zumindest laut den TV-Bildern auf die Szene und entschied zunächst auf weiterspielen. Das brachte Christian Streich an der Seitenlinie wieder ordentlich auf Betriebstemperatur. Der vierte Offizieller Florian Badstübner hatte große Mühe den Freiburger-Trainer in seiner Coaching-Zone zu halten. Beruhigt hatte er sich dann wohl spätestens, als Aytekin von VAR Benjamin Brand in die Review-Area gebeten wurde. Dort entschied sich der Referee nach wenigen Wiederholung um und gab den Strafstoß für die Gäste. Die Hamburger protestierten daraufhin vehement, was aufgrund des unglücklichen Strafstoßes verständlich, aber am Ende trotzdem falsch ist. Denn auch wenn Heyer hier den Ball spielen will, trifft er am Ende nur den Gegenspieler doch schon etwas härter am Kopf. Auch ein unabsichtliches Foulspiel ist ein Foulspiel. Die Entscheidung von Aytekin ist nachvollziehbar, auch das Argument der klaren Fehlentscheidung ist wohl hier für das VAR-Protokoll gegeben. Heyer sah keine gelbe Karte und das ist auch vertretbar, weil er ihn nicht besonders heftig am Kopf traf und kein rücksichtsloses Foulspiel vorlag.

Vincenzo Grifo verwandelte den Elfmeter für die Freiburger zum 3:0. Die erste gelbe Karte sah der Hamburger Meffert, der einen aussichtsreichen Angriff des SportClubs unterband. Gute und korrekte Einstiegskarte von Aytekin. Im direkten Gegenzug jubelten der HSV kurz, denn die Fahne vom zweiten Assistent Markus Sinn blieb beim Treffer von Suhonen überraschend unten. Der Torschütze stand aber doch einen halben Schritt im Abseits, weswegen der Treffer nach Rücksprache mit VAR Benjamin Brand aberkannt wurde. Nach vielen kniffligen Entscheidung ging es mit dem 0:3 in die Kabinen im Hamburger Volksparkstadion.

Drei Minuten nach der Pause wartete die nächste komplexere Entscheidung auf Aytekin, denn als der Freiburger Jeong bei einem Konter von der linken Seite ins Zentrum auf den freistehenden Sallai spielen will, blockt Reis den Ball mit einem absichtlichen Handspiel. Das erkannte Aytekin korrekt und zeigte Reis die gelbe Karte, da er aus seiner Sicht einen aussichtsreichen Angriff verhinderte. Auch das ist am Ende nachvollziehbar, denn bei Jeong selber lag noch keine klare Torchance vor. Die Distanz zum Tor ist noch sehr groß und auch wenn er mit Sallai im Zentrum (auch schon eher leicht rechts auf dem Feld) eine gute Anspielstation gehabt hätte, müsste der Pass erstmal ankommen. Hier ist einfach die Wahrscheinlichkeit zu gering, dass wirklich ein Treffer daraus geworden wäre. Gelb auf alle Fälle die bessere Entscheidung, auch wenn man hier durchaus als Schiedsrichter auch kurz über Rot nachdenkt.

Weitere nachvollziehbare gelbe Karten sahen die Freiburger Günter, Höfler und Schlotterbeck für jeweils rücksichtslose Foulspiele. Auch die HSV-Spieler Kaufmann und Heyer wurden in der Schlussphase noch verwarnt. Für übermäßiges Zeitspiel sag der Freiburger Weißhaupt in der Nachspielzeit ebenfalls Gelb. Nach über fünf Minuten Nachspielzeit pfiff Aytekin ab. Der SC Freiburg steht nach dem 3:1 Sieg in Hamburg im DFB-Pokalfinale am 21. Mai im Berliner Olympiastadion!

Fazit: Insgesamt eine gute Leistung von Schiedsrichter Aytekin, der eine zeitweise durchaus fordernde Partie voll unter Kontrolle behielt. Die Zweikampfbewertung war nachvollziehbar und die Karten passt auch allesamt. Die Nachspielzeit war angemessen und wurde zurecht von 4 auf 5:21 Minuten nochmal verlängert. Negativ zu erwähnen ist sicherlich aber der Strafstoß nach VAR-Review und das zunächst nicht erkannte Abseits vom Assistenten Sinn beim aberkannten Anschlusstreffer der Hamburger.

Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Boris Pioch

    Sehr gute Analyse!

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