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VAR wieder aktiver und erfolgreicher

Am 32. Spieltags waren die Videoassistenten sehr aktiv und hatten drei Eingriffe zu tätigen. In Dortmund kam es zu zwei Korrekturen und Handelfmetern für den BVB. In Bielefeld verweigerte Schiedsrichter Aytekin am Monitor den Bielefeldern einen Strafstoß und blieb so bei seiner Entscheidung. Ein nachvollziehbares Zusammenspiel zwischen wieder aktivieren Videoassistenten und den Schiedsrichtern auf dem Platz, die dadurch schwere Fehler vermeiden konnten.

Borussia Dortmund – VfL Bochum 3:4 (SR: Robert Hartmann)

Nach der frühen und überraschenden 2:0-Führung der Bochumer schickte VAR Tobias Welz seinen Kollegen Hartmann im Stadion in die Review-Area, denn der bayrische Schiedsrichter hatte ein Handspiel von Pantovic im Bochumer Strafraum übersehen. Auch wenn er sichtlich überrascht war, dass sein Dortmunder Gegenspieler nicht an den Ball kam, sondern diesen nicht erwischte, liegt hier eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche vor. Es sieht fast so ein bisschen aus, als wollte er Malen schubsen, und bekam dann den Ball an den weit zentral vor dem Körper abgespreizten Arm. Schubsen ist hier sicher keine natürliche Handhaltung, die für das Handspiel berücksichtigt werden soll, weswegen die Entscheidung Elfmeter von Hartmann am Monitor absolut richtig war. [TV-Bilder – ab Minute 2:00]

Kurz darauf gab es schon wieder Proteste, denn dieses Mal bekam Rexhbecaj die Kugel an den Oberarm. Erstmal ganz grundsätzlich war der Ball am strafbaren Teil des Oberarms. Doch dann wird es etwas kniffliger, denn hier geschieht das Handspiel in einem Zweikampf mit Wolf, in dem der Bochumer Spieler offensichtlich genauso hochsteigen wollte wie sein Konkurrent. Das sorgte dafür, dass der Arm oberhalb der Schulter auch noch leicht zum Ball ging. Auch hier ist das Argument der Absicht nicht wirklich offensichtlich, dafür aber die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche. Denn auch wenn er hochspringen will, ist eine derartige Armhaltung oberhalb der Schulter unnatürlich und in jedem Fall ungeschickt noch dazu. Auch hier ließ Hartmann auf dem Feld zunächst weiterspielen, VAR Welz empfahl ein On-Field-Review und Hartmann änderte seine Entscheidung auf Strafstoß. Haaland verwandelte beide Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:2 für den BVB.

In der Schlussphase stand es im spielerisch packenden Derby 3:3, als Axel Witsel eine Flanke von Bockhorn an den ausgestreckten Arm bekam. Hier treffen wohl beide Gründe für ein absichtliches Handspiel zu, den Witsel hat die Arme zunächst natürlich am Körper und geht dann mit Arm deutlich zum Ball, dabei vergrößert er in jedem Fall auch seine Körperfläche unnatürlich. Die Unterstellung, dass der Dortmunder Spieler hier wirklich die Flanke mit dem Arm aufhalten wollte, liegt ebenfalls sehr nahe. Hartmann zögerte auf dem Platz ein bisschen, wartete wohl noch auf die Meinung seiner Assistenten. Am Ende gab er den Strafstoß dieses Mal ohne VAR-Review und das war absolut richtig.

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DSC Arminia Bielefeld – Hertha BSC 1:1 (SR: Deniz Aytekin)

Schiedsrichter Aytekin wurde kurz nach dem Führungstreffer der Hertha an den Monitor gebeten, denn es gab einen Fußkontakt zwischen dem Berliner Pekarik und dem Arminia-Angreifer Nilsson im Strafraum der Gäste. Diesen wird Aytekin auf dem Platz vermutlich überhaupt nicht wahrgenommen haben, weswegen ihn Günter Perl in die Review-Area bat. Dort schaute sich der fränkische FIFA-Schiedsrichter die Szene kurz an und blieb bei seiner Entscheidung weiterspielen. Nachvollziehbar, denn auch wenn hier ein ganz leichter Treffer am Fuß bestand, war dieser sicher nicht ursächlich für das Fallen des Spielers Nilsson, der erst noch ohne Einschränkungen ein paar Schritte macht und sich dann fallen ließ, als er realisierte, dass er den Ball nicht mehr erreichen kann. Für ein Beinstellen ist das schon ein entscheidendes Kriterium und das spricht klar gegen den Elfmeter. Gute Entscheidung von Aytekin am Monitor. [TV-Bilder – ab Minute 4:57]

 

FC Augsburg – 1. FC Köln 1:4 (SR: Robert Schröder)

In der 62. Minute stand Schiedsrichter Schröder perfekt und zeigte auf den Punkt. Denn der Augsburger Verteidiger Gouweleeuw traf den Kölner Angreifer Modeste vor dem eigenen Torwart am Fuß und brachte diesen so zu Fall. Eine klare Sache, hier muss es einen Strafstoß geben. Da es sich hier um ein ballorientiertes Vergehen im eigenen Strafraum handelte, stellte sich für Schröder nur noch die Frage Gelb für Gouweleeuw oder nicht. Er entschied sich dagegen und das ist nachvollziehbar, da Modeste in der Situation kurz vorher den Ball noch vor sich weg spitzelte und eher nach außen zieht. Ob ein anderer FCA-Verteidiger oder Schlussmann Gikiewicz noch an den Ball vor Modeste gekommen wären, ist aber stark anzuzweifeln, sodass es hier für beide Entscheidungen Argumente gibt. Vermutlich wäre hier eine Verwarnung für Gouweleeuw doch die bessere Entscheidung gewesen. In jedem Fall nicht VAR relevant, da es sich um keine rote Karte handeln kann und der Strafstoß selber korrekt war. [TV-Bilder – ab Minute 4:30]

Fazit: Nach dem schlechten 31. Spieltag mit zwei krassen Fehlern konnten die DFB-Schiris bisher eine sehr runde Leistung abliefern. Die Eingriffe in Dortmund und Bielefeld waren selber alle drei korrekt, die Entscheidung zweimal in Dortmund zu korrigieren und den Elfmeter der Arminia aber zu verweigern, nachvollziehbar. Besonders bei der Partie in Dortmund zeigte sich sehr deutlich, dass der VAR den Fußball unter dem Strich doch deutlich gerechter macht.


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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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