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Der Bundesliga-Schiedsrichter Daniel Siebert arbeitet im Hauptberuf als Lehrer an einer Sportschule © ActionPictures / Imago Images

Wieviel ein Bundesliga-Schiedsrichter verdient

Schiedsrichter ist zwar kein Beruf auf Top-Niveau, aber eine höchst professionelle Angelegenheit. Unparteiische verdienen gutes Geld – ein Stück Unsicherheit bleibt aber.
Sie müssen innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen, die über Sieg oder Niederlage entscheiden – beobachtet von Zehntausenden im Stadion und Millionen an den Bildschirmen. Oft werden sie Ziel von mindestens verbalen Anfeindungen. Fußball-Schiedsrichter müssen nicht nur Regelkenntnis, sondern auch mentale Stärke, Kommunikationsfähigkeit und Fitness mitbringen.
Im Grunde ist die Schiedsrichterei ein eigener Sport – doch obwohl sich dieser Bereich im Fußball in den vergangenen Jahren stark professionalisiert hat, ist Schiedsrichter kein Hauptberuf. Selbst die Top-Referees in Deutschland haben andere Berufe gelernt und gehen diesen teilweise auch heute noch nach. In der Realität sind bei Schiedsrichtern auf Bundesliga-Niveau aber nur wenige Tage pro Woche auf einer herkömmlichen Arbeitsstelle möglich. Schiedsrichter ist somit ein anspruchsvoller, aber durchaus lukrativer Nebenjob.

6000 Euro für ein Bundesliga-Spiel

Das Einkommen der Unparteiischen setzt sich aus einem Grundgehalt und Einsatzprämien zusammen. Schiedsrichter mit weniger als fünf Jahren Bundesliga-Erfahrung erhalten 68.000 Euro Jahresgehalt, bei mehr als fünf Jahren Erfahrung gibt es 78.000 Euro. Fifa-Schiedsrichter, also solche, die auch internationale Spiele leiten, werden mit bis zu 88.000 Euro pro Jahr bezahlt.

Darüber hinaus gibt es Prämien für jedes gepfiffene Spiel. Bei einer Bundesliga-Partie sind es 6000 Euro, zusätzlich lässt sich noch Geld als Vierter Offizieller (1500 Euro pro Einsatz in der Bundesliga) und als Videoassistent im Kölner Keller (2300 Euro) oder als dessen Assistent (1150 Euro) verdienen.

In der 2. Liga bekommt der Hauptschiedsrichter immerhin noch 3000 Euro pro Einsatz. Der VAR erhält 1150 Euro, der VAR-Assistent 575 Euro, der Vierte Offizielle 750 Euro.

Mehr als 200.000 Euro in einer Saison

Über ein ganzes Jahr kann so eine hübsche Summe zusammenkommen. Top-Verdiener in der vergangenen Saison war laut einer Auswertung des „Kicker“ Sascha Stegemann, der allein mit seinen Einsätzen auf nationaler Ebene auf 222.200 Euro kam. Das entspricht einem Monatsgehalt von etwa 18.500 Euro. Insgesamt haben 13 Schiedsrichter mehr als 200.000 Euro verdient.

Zehn deutsche Schiedsrichter stehen zudem auf der Fifa-Liste, dürfen also auch auf internationaler Ebene Spiele leiten. Daraus ergibt sich ein weiterer Nebenverdienst: So werden für ein Spiel in der Gruppenphase der Champions League 7000 Euro bezahlt. Bei Halbfinals oder Endspielen liegen die Prämien noch einmal deutlich höher.

Schiedsrichter betreiben Sport auf Top-Niveau

 

Wer in Deutschland und international auf höchstem Niveau Fußballspiele pfeift, darf sich also über einen mehr als ordentlichen Verdienst freuen. Im Hinterkopf behalten sollte man aber: Schiedsrichterei auf diesem Level ist professioneller Sport, der höchste körperliche und mentale Fähigkeiten erfordert. Nur sehr wenige schaffen es bis in die obersten Ligen. Die Referees müssen sich fit halten, teils eigene Trainer oder Physiotherapeuten engagieren, Spielvorbereitungen sowie An- und Abreise zu den Partien nehmen viel Zeit in Anspruch.

Zudem ist das Einkommen als Schiedsrichter sehr stark von der Zahl der Einsätze abhängig. Zwar bietet der DFB seinen Unparteiischen seit 2012 mit dem Grundgehalt eine Sicherheit. Doch bei Verletzungen oder weniger Einsätzen kann schnell ein großer Teil der Prämien wegfallen. In einem gewissen Alter ist dann Schluss mit dem Dienst an der Pfeife – beim DFB üblicherweise mit 47 Jahren.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Dieter Albrecht

    Immer wieder werden auch in Deutschland Profi-Schiedsrichter gefordert. Angeblich wären deren Leistungen dann besser. Das ist ein Trugschluss. Ich denke nur zurück an das WM-Finale von 2018 zwischen Frankreich und Kroatien, das von Nestor Pitana aus Argentinien geleitet wurde. Der war Profi-SR. Seine gezeigte Leistung dagegen eher als durchschnittlich anzusehen. Viele werden sich noch an die mitentscheidenden, umstrittenen Entscheidungen zuungunsten Kroatiens erinnern. Die damalige Ansetzung von FIFA-Schiedsrichterboss Pier Luigi Collina hat bei mir Unverständnis ausgelöst. Eindeutig erdient gehabt hätte es der Holländer Björn Kuipers, der mit der Aufgabe des Ersatzmannes betraut wurde. Es ging dabei alles andere als nach Leistung. Hinzu kam das kontinentale Problem Europa – Südamerika.
    Ich könnte weitere Vergleiche ziehen. Fest steht: Ein sogenannter Profi-SR sieht auch nicht mehr oder besser als andere. Wenn die Halb-Profis, wie in Deutschland, monatlich mit dem Grundgehalt plus der Einsätze der 1. und 2. Liga bis zu 20.000 € Einkommen generieren, gehören sie zu den absoluten Spitzenverdienern. Ganz zu schweigen von den hoch bezahlten internationalen Einsätzen, wie in der Champions League. Der unstrittig hohe Aufwand steht im richtigen Verhältnis zur guten Bezahlung.

  2. Berthold Schmitz

    Eines der Probleme im Schiedsrichterwesen ist die in der Vergangenheit mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit für die Schiedsrichter. So das den Zuschauern einmal intensiv erklärt wurde, was alles an der Arbeit eines Schiedsrichters hängt. Wieviel Freizeit überhaupt noch übrig bleibt oder wer überhaupt noch in seinem Beruf teils arbeiten kann, und das ein Arbeitgeber mitziehen muss, wenn der Schiedsrichter überhaupt noch irgendwo angestellt ist. Und das die Medien mit ihrer Technik für mich die reinste Hetzerei betreiben. Und das heute jede Entscheidung 5x gezeigt wird. Auch das fehlende Verständnis, das Menschen/Schiedsrichter Fehler machen, vor allem das im Bruchteil einer Sekunde entschieden werden muss. Das ein Spieler klare Torchancen vergibt, wird nur mir einem Aufschrei der Zuschauer in Kauf genommen. Das der Amateurbereich nicht oder kaum erwähnt wird, ist die Unfähigkeit des DFB, der in der kurzen Vergangenheit mal in die Öffentlichkeit aufrief aber wieder alles verpuffen ließ. Denn der DFB hat es nicht geschafft, die einzelnen Verbände und die die Kreise anzuweisen, das die Sicherheit für die Schiedsrichter verstärkt werden muss. Bekanntlicherweise gibt es wöchentliche Spielabbrüche und Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter. Die Strafen der Sportgerichte sind nach wie vor lächerlich, und haben den einen oder anderen Schiedsrichter zum aufhören bewegt, und das mit Recht.
    Ich selbst bin seit 1974 aktiver Schiedsrichter und ehemaliger Kreisschiedsrichterobmann und Lehrwart, und heute noch im Senioren Bereich aktiv. Und ich bin es aus Leidenschaft, und nicht wegen einem Spesensatz. Was dieser Gesellschaft fehlt, ist die fehlende Wertschätzung und der Respekt. Der Fussball ist für mich unsozialer und krimineller geworden, weil es vorrangig nur um das Geld geht. Das beste Beispiel ist Infatino, der sich des Geldes wegen schämen sollte, was er aber nicht macht.

    1. Dieter Albrecht

      Herr Schmitz, ich stimme Ihnen ausdrücklich zu. Wir beide sind vom Fach. Das unterscheidet uns von denen, die nur Schwachsinn verbreiten, selbst aber nie eine Pfeife in der Hand gehalten haben. Als ich 1964 mein erstes Spiel in der Kreisklasse geleitet habe, gab es einen Spesensatz von 5.00 DM. Dazu ein Kilometergeld von 0,10 DM pro gefahrenen Km. Das ist 60 Jahre her und nicht mehr mit den heutigen Verhältnissen vergleichbar. Aber ich habe aus Leidenschaft gepfiffen, weil es mir Spaß bereitet hat.
      Ich war ebenfalls Schiedsrichterlehrwart. Obmann hätte ich nie werden wollen, weil mich die mitunter fadenscheinigen Absagen der Kollegen immer geärgert haben. Der KSO musste oft kurzfristig, wenige Stunden vor dem Spiel, Ersatz finden. Zehn Jahre war ich im Kreissportgericht tätig, davon neun Jahre als Vorsitzender. Ich habe gegen Randale hart durchgegriffen, bei schweren Vergehen zumeist lange Sperren ausgesprochen.
      Die Bundesligaschiedsrichter sind weitestgehend unabhängig, teilweise auch selbständig oder arbeiten in stark verminderter Stundenzahl. Beispielsweise ist Dr. Felix Brych als Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußballverband beschäftigt.
      Über den DFB wundere ich mit meinen 83 Jahren nicht mehr. Zu Infantino muss man nicht viel sagen. Blatter war schon schlimm, wird von seinem Nachfolger aber absolut getoppt. Wenn es im Fußball so weitergeht, wird man unseren schönen Sport noch kaputt machen. Das betrifft auch die nicht selten völlig unsinnigen Regeländerungen.

  3. Robin

    „An den Ausführungen von Herrn Albrecht und Herrn Schmitz gibt es in der Tat nichts auszusetzen – höchster Respekt! Seit 1978 (An-und Absetzung SR Klein!) verfolge ich mit besonderem Interesse die Schiedsrichter-Ansetzungen und Nominierungen bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Schon damals spielten politische Überlegungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Heute jedoch, da auch immense finanzielle Interessen im Spiel sind, hat sich die Problematik leider noch verschärft.“

    1. Dieter Albrecht

      Herr Robin, mir ist die Absetzung des Schiedsrichters Klein aus Israel bei der WM 1978 noch in guter Erinnerung. Das war ein reines Politikum und liegt bald 50 Jahre zurück. Derzeit ist die politische Lage durch den Gaza-Krieg noch wesentlich brisanter.
      Auch bei unserem Felix Brych spielte bei der WM 2018 die Politik eine entscheidende Rolle. Weil die FIFA nach dem Spiel Serbien gegen die Schweiz politische Verwicklungen befürchtete, wurde er von der Schiedsrichterführung unter Collina und Busacca aus dem Turnier genommen und sofort nach Hause geschickt.
      Nach dem Abgang des ehemaligen FIFA-Bosses Blatter geht es in der FIFA-Führung unter dem „ehrenwerten Herrn Infantino“ noch korrupter zu. Sie haben völlig Recht, die Politik und die finanziellen Interessen spielen eine wesentliche Rolle. Die Club-WM war nichts anderes als eine Gelddruckmaschine.

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