Im Mittelpunkt der 2. Liga-Spieltagsanalyse steht die sehr kleinliche Linie bei Handspielen und zwei überharten Einsteigen, die nur Gelb zur Folge hatte. Zudem profitierte Dynamo von der halbautomatischen Abseitserkennung.
Anmerkung: Wir sind auf die Szenen der Zusammenfassungen angewiesen. Solltet ihr weiteres, aussagekräftiges Material besitzen, dann reichen wir eine Einschätzung gerne nach.
KSV Holstein Kiel – DSC Arminia Bielefeld 0:2 (SR: Daniel Schlager)
Szene 1: Zwanzig Minuten vor dem Ende der Partie kam Bielefelds Torwart Jonas Kersten aus seinem Tor, um gegen Jonas Therkelsen im Eins-gegen-Eins zu klären. Bei diesem Zweikampf lag zunächst kein zu ahndendes Foulspiel vor. Als die Situation längst schon bereinigt war, schubste Kersken Bernhardsson auf dem Weg in sein Tor leicht zu Boden. Schiedsrichter Schlager ahndete dieses Foul mit der gelb-roten Karte. Für diese absolut dumme Aktion fernab des Balls, dieser wurde zu dem Zeitpunkt weit in die Kieler Hälfte geschlagen, musste Schlager die Konsequenzen ziehen. [TV-Bilder – ab 04:52 Minuten]
1.FC Kaiserslautern – FC Schalke 04 1:0 (SR: Martin Petersen)
Szene 2: Ron Schallenberg traf bei der flachen Eckballvariante Hanslik im Strafraum am Fuß getroffen. Richtige Entscheidung, auf Elfmeter zu entscheiden. [TV-Bilder – ab 03:00 Minuten]
Szene 3: Nicht einmal keine Minute auf dem Feld grätschte Lauterns Leon Robinson von vorn mit dem durchgestreckten Bein und der offenen Sohle in Bachmann hinein und traf den Schalker voll am Spann. Dabei hatte der Joker aber vorher auch den Ball berührt. Schiedsrichter Petersen, der den Vorgang zwar aus nächster Nähe aber nur aus dem Augenwinkel sah, erkannte die Ballberührung nicht. Deshalb griff der VAR ein und nahm die rote Karte zurück. Zwar ist auch diese Aktion ballorientiert, doch ist es hier ein rücksichtsloses Einsteigen, wenn man mit dem gestreckten Bein und der offenen Sohle den Gegner trifft. [TV-Bilder – ab 05:05 Minuten]
SG Dynamo Dresden – 1. FC Magdeburg 1:2 (SR: Timo Gansloweit)
Szene 4: Wie aus dem Nichts erhöhte Magdeburg auf 3:1. Atik hatte auf links kein Problem mit Faber. Der folgende Steckpass kam zum frisch eingewechselten Hercher, der umgehend an den langen Pfosten weitergab. Dort war Kaars erneut in Stürmermanier zur Stelle und gräschte aus wenigen Metern zum 3:1 ein. Allerdings wäre der Ball auch ohne seine Berührung so ins Tor gegangen. Der VAR prüfte, ob eine minimale Abseitsstellung vorgelegen habe. Zu Sasisonbeginn wird nun auch in der 2. Bundesliga die halbautomatisierte Abseitserkennung eingesetzt und die zeigte, dass der Magdeburger mit einem nicht näher zu erkennenden Körperteil sich hauchzart im Abseits befunden haben muss, weshalb die Toranerkennung deshalb zurückgenommen wurde. [TV-Bilder – ab 05:22 Minuten]
Eintracht Braunschweig – SpVgg Greuther Fürth 3:2 (SR: Konrad Oldhafer)
Szene 5: Fürths Führungstor durch Felix Klaus zählte zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht. Bei Betrachtung der Bilder lag jedoch im gesamten Angriff keine Regelübertretung und erstrecht kein Abseits vor, weshalb der Video-Assistent das Tor schließlich nach über 3 Minuten anerkannte. [TV-Bilder – ab 0:40 Minuten]
Szene 6: In der sechs minütigen Nachspielspielzeit wurde es für Referee Oldhafer nochmal hitzig. Zunächst gab er einen Elfmeter für Braunschweig, als bei einer Flanke von links sich Consbruch am zweiten Pfosten völlig ohne Not im Trikot von Polter festhielt und seinen Gegenspieler letztlich zu Bodenriß. Unstrittige Entscheidung! [TV-Bilder – ab 04:50 Minuten]
Szene 7: Wenige später konterten die Hausherren die Fürther klassisch aus und Fabio Di Michele verwandelte zum 4:2 ins leere Tor. Der Treffer zählte jedoch wegen einer Abseitsposition nicht, da mindestens zwei Spieler hinter dem Schützen stehen müssen. Da aber der Fürth Keeper mit im gegnerischen Strafraum gelaufen war, zählt der letzte Fürther Innenverteiger für die Bewertung der strafbaren Abseitsstellung und der Treffer hatte keinen Bestand. [TV-Bilder – ab 05:50 Minuten]
Fortuna Düsseldorf – Hannover 96 2:0 (SR: Wolfgang Haslberger)
Szene 8: Hannovers frühes Tor wurde durch den VAR wieder aberkannt, da Bundu beim Abschlag von Noll ganz knapp mit seinem Kopf im Abseits stand. Das Treffer der Hannoveraner wurde nach einem kurzen VAR-Check wieder einkassiert. Korrekte Entscheidung. [TV-Bilder – ab 0:35 Minuten]
Szene 9: Rochelt ging von links ins Eins-gegen-Eins mit Zimmermann und wurde nach einem Übersteiger gelegt. Der Düsseldorfer ließ seinen Fuß stehen und traf Rochelt klar am Knie. Sofort gab Schiedsrichter Haslberger den fälligen Strafstoß für die 96! In den Bildern ist zwar bei der Ballmitnahme ein Handspiel Rochelts erkennbar, jedoch ist das deshalb nicht zu ahnden, da dieses Handspiel nicht unmittelbar vor einem Tor passierte. [TV-Bilder – ab 03:30 Minuten]
SC Preußen Münster – SC Paderborn (SR: Patrick Schwengers)
Szenen 10: Keinen Handelfmeter für Paderborn gab der souverän agierende Lübecker Unparteiische, als der Ball von Scherdar geblockt wurde und reflexartig an den Arm von Jaekel sprang. Hier hat der Münsteraner keine Möglichkeit das nicht absichtliche Handspiel zu verhindern, ein unnatürliche Armhaltung des am Boden liegenden Jaekels lag auch nicht vor. Absolut richtige Entscheidung. [TV-Bilder – ab 08:00 Minuten]
VfL Bochum – SV 07 Elversberg 2:0 (SR: Lukas Benen)
Szene 11: Keine zwei Minuten waren gespielt, als Jan Gyamerah umweit der Mittellinie Bero auf den Knöchel stieg. Schiedsrichter Benen ahndete das rücksichtslose Vergehen korrekt mit der gelben Karten Nicht einmal 360 Sekunden später leistete sich der Elversberger ein Handspiel, als er ein halbhohes Anspiel Witteks mit der rechten Hand durch einen Reflex abfälschte. Sofort zeigte ihm dafür Lukas Benen die Ampelkarte. Dieses zweite Vergehen ist absolut keine Verwarnung. Der Ball geht von seinem Bein an den sich in normaler Armhaltung herunterhängenden Arm. Auch wenn dieser hier etwas vom Körper absteht, hängt der Arm nach unten und auch ein taktischer Angriff wurde durch dieses Handspiel nicht verhindert. Dieser frühe Platzverweis war spielentscheidend und in der Summe viel zu hart, da bei diesem Handspiel absolut keine Absicht vorlag. Der VAR greift bei einer Gelb-Roten Karte nicht ein, weil die Vergabe einer Gelb-Roten Karte im Wesentlichen eine Folge von zwei klaren Fehlentscheidungen ist, die jeweils als individuelle Gelbe Karten zu bewerten sind. Der VAR ist primär für klare und offensichtliche Fehlentscheidungen bei Toren, Elfmetern, Roten Karten (nicht Gelb-Rot) und Spielerverwechslungen vorgesehen. Eine Gelb-Rote Karte ist die Folge von zwei einzelnen Vergehen, die jeweils mit einer Gelben Karte geahndet wurden. Der VAR kann also nicht nachträglich die erste Gelbe Karte überprüfen und eine Fehlentscheidung korrigieren. [TV-Bilder – ab 0:01 Minuten]
Szene 12: Mitte der zweiten Halbzeit forderten die Bochum lauthals einen Handelfmeter, als Sickinger den Ball nach einer Ecke an den Arm bekam. Bei dieser Situation hatte er seinen Arm vom Körper abgespreizt und klare Orientierung zum Ball und berührte diesen mit dem vom Körper abstehenden Arm. Diese Armhaltung ist für mich unnatürlich, da er den Körper so vergrößerte. Und bei der Linie des Schiedsrichters (Stichwort: Handspiel bei gelb-rot) hätte Benen auch hier auf den Punkt zeigen müssen. [TV-Bilder – ab 01:20 Minuten]
Szene 13: Nach dem Seitenwechsel stieg Bochums Philipp Strompf mit großer Dynamik gegen einen Elversberger und traf diesen am Fuß. Schiedsrichter Benen zeigte ihm Gelb. Hier steigt er von der Seite mit dem gestreckten Bein, der offenen Sohle und trifft den Elversberger mit hoher Intensität am Fuß. Bei diesem Tackling trifft er aber zuerst den Ball und danach den dahinter liegenden Fuß des Elversbergers. Deswegen ist auch diese Entscheidung Gelb als rücksichtsloses balloriniertes Foul zu werten vertretbar. Wenn er hier nicht den Ball treffen würde, wäre es eine klare rote Karte.
Grundsätzlich:
Wenn ein Spieler bei einer Grätsche erst den Ball und dann den Fuß des Gegenspielers trifft, ist dies in der Regel kein Foul, solange der Spieler versucht hat, den Ball zu spielen und der Kontakt mit dem Fuß des Gegenspielers unbeabsichtigt ist. Ein Foul liegt erst dann vor, wenn der Spieler den Ball nicht mehr erreichen kann und es zu einem klaren Kontakt mit dem Bein oder Fuß des Gegenspielers kommt.
Eine Grätsche ist eine Spielaktion, bei der ein Spieler mit ausgestrecktem Bein versucht, den Ball zu erobern. Dabei ist es möglich, dass der Spieler zuerst den Ball und dann den Fuß des Gegenspielers trifft. Solange der Spieler dabei versucht, den Ball zu spielen und der Kontakt mit dem Fuß nicht als absichtliche Härte gewertet wird, ist dies kein Foul.