Der 1. FC Köln hat beim 1. FSV Mainz 05 auch dank einer umstrittenen Szene mit 1:0 (0:0) gewinnen können. Hinterher erklärte Schiedsrichter Tobias Stieler, warum er gegen einen Elfmeter und für eine Rote Karte entschied.
Es lief die 59. Minute, als der 1. FSV Mainz 05 einen Eckball bekam. Zunächst wehrte der 1. FC Köln ab, dann flog der Ball noch einmal in den Strafraum. Tom Krauß ging in den Zweikampf gegen Anthony Caci. Dieser ging zu Boden, Mainz forderte Elfmeter. Doch Schiedsrichter Tobias Stieler, der direkt neben dem Duell stand, ließ weiterlaufen.
Sebastian Sebulonsen nahm den Ball am eigenen Strafraum auf und sah Jakub Kaminski starten. Der lange Ball des Norwegers landete perfekt im Fuß von Kaminski, der im Laufduell mit Paul Nebel am deutschen U21-Nationalspieler vorbeizog. Nebel riss daraufhin als letzter Mann den Kölner von hinten um – Stieler zeigte ohne zu zögern glatt Rot.
Stieler erklärt beide Situationen
Doch damit begannen die Diskussionen. Kein Elfmeter für Mainz? Würde der VAR eingreifen und Stieler an die Bildschirme rufen, stünde Nebels Rote Karte zur Diskussion. Doch schnell war klar, es würde dabei bleiben. Hinterher erklärte Stieler am DAZN-Mikrofon die Abfolge der Ereignisse und seine Sichtweise.
„Ich habe einen Moment gebraucht. Wenn ein Kontakt vorhanden ist, muss ich nach der Wirkung gucken. Der Kontakt war da, aber es war ein Mini-Kontakt. Passt dazu der spektakuläre Fall? Nein. Und dann gab es auch einen kurzen Verzögerungseffekt“, erklärte Stieler die Situation zwischen Krauß und Caci. „Die beiden Faktoren haben zu meiner Entscheidung geführt: kein Strafstoß.“
„Dann habe ich mich beeilt, dass ich hinterher gekommen bin“, fuhr Stieler mit Blick auf den Kölner Konter und das Nebel-Foul an Kaminski fort. „Die Foulqualität war eindeutig. Dass es eine Notbremse war, war auch klar. Da habe ich die Rote Karte ausgesprochen.“ Im Hintergrund wusste Stieler bereits, dass der VAR den Check zum Zweikampf zwischen Caci und Krauß durchführen würde.
„Dann fing mein Hirn an zu denken. Was, wenn es doch ein Foul war? Was sage ich dann beim Public Announcement?“ In der neuen Saison erklären alle Schiedsrichter in allen Erstliga-Stadien eine VAR-Entscheidung am Mikrofon den Zuschauern. „Aber dann kam schnell vom VAR die Bestätigung. Daher ist es dabei geblieben.“
Stieler soll lieber mal das Foul an Ache (was er nicht gegeben hat) erkären.
Alles in allem waren viele Entscheidungen im Spiel nachvollziehbar und gut erklärt. Doch die Szene mit dem Tritt von Ache ans Knie des Kölner Spielers wirft erhebliche Fragen auf. Der Vorfall ereignete sich in unmittelbarer Nähe des Schiedsrichter-Assistenten, im vollen Sichtfeld und auf kurze Distanz. Dennoch blieb nicht nur der Pfiff aus, sondern auch jede weitere Sanktion. Wenn ein solcher Treffer nicht als feldverweiswürdiges Vergehen gewertet wird, bleibt die Frage offen: Was muss dann eigentlich noch passieren, um die Grenze zum Platzverweis eindeutig zu überschreiten?