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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 6. Spieltag | 2. Bundesliga

(red/fs) Auch am 6. Spieltag der 2. Bundesliga war der Videobeweis ein Thema. Einige strittige Szenen des wollen wir genauer beleuchten.

Vorne weg: Die dominierende Farbe dieser Analyse – neben der Roten Karte in Aue – ist grau. Viel Graubereich gab es in den verschiedensten Strafräumen der Liga. Genau dort, wo es besonders ärgerlich ist, standen mal wieder die Schwachpunkte der Handspielregel und ein strittiger Foulelfmeter im Blickpunkt.

FC Würzburger Kickers 2:3 VfL Bochum (SR: Dr. Martin Thomsen)

Ridge Munsy schoss sich bei einem Klärungsversuch selbst an die nach oben abgestreckte Hand. Schiedsrichter Thomsen entschied sich zu Recht gegen einen Strafstoß für Bochum. Munsy schoss sich eben selbst gegen die Hand, welche nicht in Richtung des Balles ging. Somit lag kein strafbares Handspiel vor (TV-Bilder ab 1:55 Minute).

Karlsruher SC 3:4 SV Darmstadt 98 (SR: Arne Aarnink)

Christoph Kobald wehrte einen Torschuss mit der Hand ab – Schiedsrichter Aarnink entschied auf Strafstoß, sowie die Gelb/Rote Karte gegen Kobald. Die zweite Verwarnung gegen Kobald ist obligatorisch, da es sich um einen geblockten Torschuss handelte. Doch beim eigentlichen Handspiel müssen wir wieder mal über die derzeitige Auslegung sprechen. Schiedsrichter Aarnink entschied richtig, doch kann man hier Kobald einfach keine Absicht unterstellen! Er dreht sich rein und sieht den Ball, dazu sind die Arme oben. Geltende Merkmale sind also erfüllt! Dennoch ist die Distanz extrem kurz und die Armhaltung eher ein Schutzreflex, bzw. das Bestreben, eben kein Handspiel zu begehen. Man kann die Kritik an der Regel einmal mehr nachvollziehen…

Eintracht Braunschweig 3:2 1. FC Nürnberg (SR: Sven Waschitzki)

Lukas Mühl brachte Lasse Schlüter im Strafraum zu Fall – Schiedsrichter Waschitzki entschied auf Strafstoß und blieb auch nach Kommunikation mit VAR Robert Kampka dabei. In jedem Fall sprechen wir hier von einer harten Entscheidung! Lukas Mühl verhielt sich unklug, während sich Lasse Schlüter äußerst geschickt anstellte. Als Schlüter versuchte, an Mühl vorbeizukommen, hat Mühl die Arme am Gegenspieler und bietet unten das Bein an. Schlüter nahm das dann an und ging zu Boden. Der Armkontakt ist zu vernachlässigen, doch unten blieb der Braunschweiger eben am ausgefahrenen Bein hängen. Dann ist das in der Theorie ein Foulspiel und wenn gepfiffen, kein Fall für Video-Assistent Dr. Robert Kampka. Doch soll das wirklich eine klare und eindeutige Entscheidung sein? Es bleibt grau… (TV-Bilder ab 2:27 Minute).

Wenn der Schiedsrichter eine falsche Wahrnehmung hat, dann muss der VAR eingreifen und den Schiedsrichter dies draußen neu bewerten lassen. In der Tat gab es einen, wenn auch leichten Kontakt, am Bein. Waschitzki reichte es für den Strafstoß. Aber dadurch, dass der Kontakt da ist, kann man den Strafstoß irgendwo schon vertreten. Kampka ist da kein Vorwurf zu machen, da er ein OnField-Review empfahl. Was willst da als VAR machen. Die letzte Entscheidung hat der Schiedsrichter. Dieser soll der Chef auf dem Platz bleiben. Er empfindet den Kontakt als ursächlich für den Fall und gibt den Elfer.

Dass es nur dann einen Elfmeter geben sollte, wenn der Kontakt ursächlich für den Fall des Angreifers ist, ist aus meiner Sicht unstrittig. Aber dann geht schon der Interpretationsspielraum los. Sven Waschitzki hat der kleine Kontakt als Ursache für das zu Fall kommen bewertet. Das finden wir zwar fragwürdig, aber weil die Bilder einen Kontakt nachweisen, ist es schwer zu sagen, dass der Angreifer ganz ohne Kontakt zu Boden ging, ohne dass der Kontakt eine Rolle spielt. Grundsätzlich sollen aber solche Kontakte nicht zu Elfmetern führen, aber wenn ein zweifelsfrei vorhandener Kontakt da war, kann man dann wirklich sagen, dass dieser für das zu Fall kommen gar keine Rolle gespielt hat?

Leider vermutlich in vielen Fällen „ja“, die Schauspielerei nach kleinsten Berührungen geht sowieso in letzter Zeit immer eklatanter auf die Nerven. Und so wird diese Diskussion um „Der Kontakt war da!“ immer weiter gehen. Allerdings haben wir auch das Gefühl, dass in letzter Zeit viele Schiedsrichter (auch international) einen vorhandenen Kontakt grundsätzlich als Elfmeter bewerten. Und das geht dann irgendwann natürlich in eine völlig falsche Richtung. Beim Thema Handspiel dasselbe. Der Ball am Arm, während dieser weit weg vom Körper abgespreizt ist – klarer Elfmeter, keine Frage. Aber diese ständigen kleinsten Kontakte, wo der Spieler aus kürzester Distanz in der Wegdreh-Bewegung den Arm am Ball hat – ist das Handspiel? Wenn wir im Sinne des Sportes denken, der nun einmal auch durch Kontakte und Zweikämpfe geprägt ist, dann muss man aufpassen, dass wir nicht bald wirklich im Strafraum mit den Händen auf dem Rücken Basketball spielen.

Wir sind im Endeffekt aber der Meinung, dass der Elfmeter von Waschitzki zwar sehr hart, aber im Sinne dieser angesprochenen Auslegung nicht eindeutig und gänzlich falsch ist.

Erzgebirge Aue 1:1 Holstein Kiel (SR: Florian Badstübner)

Phil Neumann setzte gegen John-Patrick Strauß den Ellenbogen ein – Schiedsrichter Badstübner zeigte zunächst Gelb, doch entschied sich nach Kommunikation mit VAR Michael Bacher und Sichtung der Bilder für die Rote Karte gegen den Kieler! Eine korrekte Entscheidung, da Neumann im Luftzweikampf sich keines Wegs nur Platz schaffen wollte, sondern seinen Ellenbogen in der Luft gegen den Kopf von Strauß schlug. Somit benutzte er seinen Arm als „Waffe“ und ist des Feldes zu verweisen! (TV-Bilder ab 1:40 Minute).

Wenig später schoss Strauß aufs Kieler Tor und forderte Strafstoß – Schiedsrichter Badstübner ließ weiterlaufen und auch VAR Bacher meldete sich nicht. Eine ähnliche Situation, wie in Karlsruhe. Ein Torschuss wurde mit hoch in Richtung des Körpers gezogenem, aber dennoch im Moment des Kontaktes abgestrecktem Arm geblockt. Auch hier kann man dem Spieler kaum Absicht unterstellen, es wurde also im Sinne des Fußballs entschieden. Doch die derzeitige Auslegung gibt das kaum her, sodass es unserer Meinung nach einen Strafstoß für Aue hätte geben müssen. Egal, wie am Ende in solchen Situationen, die eben im Graubereich liegen, entschieden wird: Im Strafraum sollte sich doch eine gewisse Linie durchziehen…

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sabine P.

    Wenn der Schiedsrichter und sie einen Kontakt beim Foulelfmeter beim Spiel Braunschweig gegen Nürnberg gesehen haben, sollte man sich mal überlegen eine Brille zuzulegen. Von der Perspektive die beide Spieler von vorn zeigt sieht man deutlich das es keinen Kontakt am Bein gab, aber man legt es sich so zurecht wies dem Schiedsrichter passt. Wenn das ein elfmeterwürdiges foul war würde mich interessieren warum im gleichen Spiel bei der Ecke für Nürnberg als der Spieler mit namen nürnberger von dem Braunschweigspieler mit gestreckte Bein von den Füssen geholt wird und danach drei Minuten behandelt werden muss es kein elfmeterwürdiges foul war geschweige denn sich irgendjemand es nochmal ansah. Aber man lässt die kaffeepause wieder vermuten. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Selbe Szene Hertha gegen Gladbach und der Elfmeter wird zurück genommen. Komisch. So kann man als Schiedsrichter auch Spiele entscheiden und so leid es mir tut ist es keine Seltenheit mehr. Mittlerweile entscheiden nicht mehr die Mannschaften sondern Schiedsrichter und dfb wer wo spielen darf. Es sind ja nicht die ersten spielentscheidenden Entscheidungen das passiert ja mittlerweile an jedem Spieltag und nicht nur ein Spiel. Es kommt einem vor als müsste man Fehlentscheidungen auf biegen und brechen wenn man es bemerkt hat in den darauffolgenden Spielen wieder gut machen mit anderen Fehlentscheidungen oder mit ganz plötzlich neuen Regelungen die zwar schon immer gelten aber sie noch keinen interessiert haben bis auf jetzt wo es der Mannschaft hilft die das Spiel gewinnen darf.

  2. K Gajewski

    Man sollte beim Hand Spiel zur Absicht zurück kehren.

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