Schiedsrichter-Chef Knut Kircher sieht die deutschen Unparteiischen im internationalen Vergleich gut aufgestellt und weist die Kritik des ehemaligen FIFA-Referees Urs Meier zurück.
„Ich finde, die deutschen Schiedsrichter sind aktuell sehr gut unterwegs. Ein Finale mit Felix Zwayer, Einsätze bei der Klub-WM sowie Halbfinals in der Champions League – unter anderem mit Daniel Siebert und erneut Felix Zwayer. Das zeigt, dass unsere Schiedsrichter international anerkannt und erfolgreich sind“, sagte der Geschäftsführer der Schiri-GmbH des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Interview mit RTL/ntv und sport.de.
Meier hatte in einem Interview das deutsche Schiedsrichterwesen kritisiert. Dem 66-Jährigen nach gehören deutsche Schiedsrichter aktuell „nicht zu den Top drei Nationen“. Dies machte Meier daran fest, dass kein deutscher Schiedsrichter bei den entscheidenden Runden der vergangenen Weltmeisterschaft eingesetzt wurde.
Der Forderung des Schweizers, die deutschen Schiedsrichter im Fußballverständnis zu schulen, widerspricht Kircher ebenfalls: „Nein, ich behaupte nicht, dass es den Schiedsrichtern an Fußballkompetenz fehlt. Der Fußball entwickelt sich ständig weiter – mit neuen Bewegungsabläufen, Dynamiken und Spielweisen. Wir tauschen uns mit Spielern, Trainern und Analysten aus – etwa über die Akademie.“
Meier hatte zudem Investitionen für professionellere Strukturen verlangt, da die Schiedsrichter die „19.Mannschaft“ der Bundesliga abbilden müssten. Die deutschen Schiedsrichter seien bereits das „19. Team der Bundesliga – oder das 21. der 3. Liga“, so Kircher: „Dieses Mindset ist bei allen Aktiven vorhanden. Die Schiedsrichterei steht an erster Stelle. Wir sind über ganz Deutschland verteilt, kein klassisches Fußballteam mit täglichem Training. Das Modell, das wir aktuell leben, funktioniert unter nahezu maximal professionellen Bedingungen.“

Den Aussagen von Kircher muss ich entgegenhalten, dass nach Siebert und Zwayer nicht weiter gedacht wird. Zur kommenden U 17-WM sind erneut keine deutschen Referees nominiert, so wie zu den vergangenen Turnieren der FIFA und UEFA. Das was Kircher aufzählt ist für das ehemals so führende deutsche SR-Wesen viiiieeeel zu wenig und „schön geredet“. Leider unterscheidet sich Kircher (noch) nicht von seinen schwachen Vorgängern Fröhlich und Fandel. Zu den Aussagen von Meier schreibe ich aber auch nichts weiter. Das muss man nicht wesentlich interpretieren und schon garnicht 1:1 umsetzen. Dann wären ja wohl SR aus der Schweiz mindestens dreifach in der Elitegruppe verteten und im Dauereinsatz.
Ich gebe Thomas Bierl Recht. Die Zukunft im deutschen Schiedsrichterwesen sieht alles andere als gut aus. Die beiden genannten Berliner sind die letzten international hochqualifizierten Männer. Aber was soll Knut Kircher machen, wenn ihm keine besseren Schiedsrichter zur Verfügung stehen? Natürlich versucht er, diese Tatsache in seinen Aussagen zu kaschieren.
Nach dem in diesem Jahr verstorbenen Volker Roth an der Spitze, ist vieles nicht mehr optimal gelaufen. Mit Dr. Felix Brych ist der letzte Deutsche von höchster Qualität von der sportlichen Bühne abgetreten. Deniz Aytekin hört zum Saisonende auf. Was kommt danach? Können sich Nachrücker wie Sven Jablonski, Daniel Schlager, Florian Badstübner oder Dr. Matthias Jöllenbeck in den kommenden Jahren bis ganz nach vorn arbeiten? Ich hege daran leichte Zweifel.
Zu Urs Meier will ich noch einmal sagen: Was will er eigentlich noch ändern? Die Bundesligaschiedsrichter sind mit dem unverhältnismäßig hohen Einkommen längst Profis, teilweise dazu mit einem Nebenjob. Mehr geht eigentlich nicht. Die in Südamerika tätigen Schiedsrichter sind weitgehend hoch bezahlte Profis, pfeifen deshalb aber keinesfalls besser.
Vielleicht schaut Kircher gerade auch Köln gegen Bayern. Ein interessantes Pokalspiel mit toller Atmosphäre und einem überforderten Gespann. Schade. Welz beweist mal wieder das er nie auf die FIFA Liste gehört hätte und die beiden Assistenten völlig indiskutabel.
Ist Herr Kirchner blind und hat die Pokalrunden bis jetzt nicht gesehen? Wer war da gut? Ich als Bayern Fan muss sagen das es ne katastrophale Leistung war. Vielleicht hätte es für Köln nicht gereicht aber die Chance war da bis die Schiris versagt haben. Was passiert wenn ein Regionalligist mal in die 3. Runde kommt ? Da gehts dann plötzlich mit VAR ???
Ja, Herr Moschik, so wäre das dann. Allerdings muss dieser Drittligist auch für die Kosten aufkommen, weshalb man ja bislang in den ersten beiden Runden darauf verzichtet, neben den logistischen Aufwänden.
Die FIFA testet seit einiger Zeit innerhalb derer Nachwuchs-WM das Challenge-System. Da steht nur ein Monitor am Spielfeldrand und man braucht keinen zusätzlichen VAR/VAR-Assistent. Ähnlich dem Feldhockey haben die Mannschaften je Halbzeit grundsätzlich einmal die Möglichkeit der Überprüfung. Muss der SR sich daraufhin korrigieren, bleibt der Mannschaft eine weitere Eingriffsmöglichkeit, Bleibt der SR bei seiner ursprünglichen Entscheidung, ist diese Challenge für die laufende Halbzeit verwirkt. Äußerst interessant. Aber, wie immer, eine Medaille, zwei Seiten: gibt es eine äußerst knifflige Szene in der 40. Minute, aber die Challenge ist seit der 13. Minute „abgelaufen“, stehste dumm da. Das alles kann man drehen und wenden wie man will. Diese vielen gefühlten 70 Kameras machen das alles schlimmer. Und die Nachbetrachtung am Monitor lässt jede Berührung wie ein schweres Foul aussehen (siehe Köln-HSV, aberkanntes Anschlusstor des HSV: keine „S…“ hat protestiert, aber der „Glotzen-Mann“ hat da was erkannt).
Herr Bierl, das Challenge-System, mit einem Monitor am Spielfeldrand, ist sehr interessant. Wir haben das schon im Handball und Eishockey, vielleicht auch noch in anderen Sportarten. Hinzu kommt, es entsteht kein Zeitverlust, weil die Uhr vom Zeitnehmer angehalten wird. Ich habe mir das bei einer Handballübertragung mal genauer angesehen. Ebenso beim Eishockey. Die Unterbrechung dauerte zwar etwas länger, aber das System funktioniert.
Ist das auch eine Option für den Fußball? Zumindest ist es eine Überlegung wert. Mal abwarten, zu welchem Ergebnis die FIFA gelangen wird.
Auf „fifa.com“ ist in einem Beitrag zu lesen, dass Collina davon sehr angetan sein soll. Es hätte den entscheidenen Vorteil, dass der SR wieder der alleinige Entscheider, entsprechend seiner Linie bzw. Handschrift, ist. Und die vielen zusätzlichen Kräfte in den „Kellern“ fielen auch weg. Schaun mer mal.