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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 18. Spieltag | 3. Liga

Der 18. Spieltag und zeitgleich der vorletzte Spieltag im Jahre 2025 neigte sich in der 3. Liga dem Ende und es gab wieder ordentlich Diskussionen auf den Fußballplätzen. Besonders im Fokus stand Davina Lutz bei der Partie Wiesbaden – Cottbus die die Gemüter sowohl auf dem Platz als auch auf der Tribüne erhitzten. Zudem war der gestandene Liga 2-Schiedsrichter beim bayrischen Duell zwischen Ingolstadt – 1860 München ordentlich gefordert, gerade weil er Kevin Volland nach einer Verletzungsunterbrechung mit Gelb-Rot vom Platz warf. Alles weitere wie gewohnt in der Analyse und hier die Top 3 des Spieltages:

Platz🥇 – Cristian Ballweg:

Schiedsrichter Cristian Ballweg ist wie so oft Schiedsrichter des Spieltages und war beim Topspiel Verl – Essen im Einsatz. Erneut stellt man sich die Frage, wie er letzte Saison nicht in Liga 2 aufgestiegen ist, da er auch in Verl bei einem umkämpften Spiel jederzeit die Ruhe behielt. Er war konsequent bei der Kartenverteilung, passte die Linie gut zum Spiel an und war mit der beste Mann auf dem Platz! Nächstes Jahr muss es endlich soweit sein für den Aufstieg! Denn in den mehreren Jahren Liga 3 hat er tatsächlich noch kein Spiel schlecht über die Bühne gebracht. Er agiert jederzeit positiv auf dem Platz!

Platz 🥈 – Cengiz Kabalakli:

Aufsteiger Cengiz  Kabalakli aus Gelsenkirchen war Samstag in Saarbrücken im Einsatz, die die Gäste der Zweitvertretung aus Hoffenheim begrüßten. In einer Szene war Kabalakli gefordert, als er nämlich in Minute 30 auf den Punkt für die Gastgeber zeigte. Und dies auch völlig zurecht, da der Hoffenheimer Bähr den Saarbrücker Civeja beim Klärungsversuch unfair traf. Ansonsten war er nie richtig gefordert, die Partie war ab Minute 30. sehr zäh, es gab kaum spielerische besondere Szenen mehr und Kabalakli hatte bis auf 1-2 Kleinigkeiten wie auch eine Rudelbildung wenig zu tun!

Platz 🥉 – Martin Wilke:

Martin Wilke aus Merzhausen landet auf Platz 3 des Spieltages und war bei der Partie Stuttgart II – Rostock im Einsatz. Das Spiel hatte eine sehr kuriose Szene, als Rostocker Torwart Uphoff einen unkontrollierten Pass von seinem Verteidiger Gürleyen aufs Tor bekam und Uphoff diesen auf der Linie rettete. Dem zufolge gab es zurecht den indirekten Freistoß für die Stuttgarter, der jedoch nicht zum Tor führte. Ansonsten wie auch in Saarbrücken eine sehr zähe und langweilige Partie, kaum Szenen wo Wilke gefordert war, jedoch war er jederzeit aufmerksam und auch bei der Verteilung der gelben Karte, agierte Wilke richtig!

1.FC Saarbrücken – TSG Hoffenheim II 2:2 (SR: Cengiz Kabalakli)

Szene 1: Florian Bähr traf Civeja statt den Ball – er sah den Angreifer nicht und foulte ungeschickt (kein Ballkontakt, nur Spieler). Eine klare Torchance Regelkonformer Pfiff. Ähnlich wie vergleichbare Szenen (z. B. Duelle am kurzen Pfosten, oft Elfmeter). Es ist aber auch keine rote Karte, da keine DOGSO (offensichtliche Torchance-Verhinderung mit Rot), da Bähr den Ball spielen wollte (versuchte Klärung). Da es ein unabsichtliches Foul war, blieb auch die Verwarnung an dieser Stellung aus. Korrekte Entscheidungen des Referees. [TV-Bilder – ab 03:25 Minuten]

FC Ingolstadt 04 – TSV 1860 München 1:2 (SR: Florian Lechner)

Szene 2: Vollands erste gelbe Karte war ein taktisches Foul, bei dem er clever und teamdienlich einen vielversprechenden Angriff unterband, wurde war regelkonform. [TV-Bilder – ab 41:27 Minuten]

Szene 3: Kevin Volland versuchte in einem Zweikampf den Ball zu spielen, traf aber Ingolstadts Verteidiger Jonas Scholz mit dem Fuß am Kopf. Scholz war tief gebückt (Kopf recht niedrig), Volland kam von hinten und hob das Bein hoch – ein klassisches „hohes Bein“. Schiedsrichter Florian Lechner pfiff Foul und zeigte direkt die zweite Gelbe (Gelb-Rot). Für mich eine nachvollziehbar und vertretbare Entscheidung, da Vollands hohes Bein mit dem Kopf-Kontakt ist regelkonform eine Verwarnung (zweite Gelb = Platzverweis) nach sich zieht. Lechner handelte korrekt, da Gefährdung klar war und hat das Risiko priorisiert mit dem hohen Ball den Kopf zu treffen. Wer das Risiko nimmt, muss es tragen. Es war unglücklich (Scholz tief, Volland unsichtig), aber keine Fehlentscheidung – typisch für intensive Derbys. [TV-Bilder – ab 03:15 Minuten]

Szene 4: Sigurd Haugen jagte dem Ball hinterher, Eisele schlug ihn weg – der Norweger prallte ungebremst in den Keeper, wo Haugen blieb minutenlang liegen blieb und deshalb behandelt werden und später im Krankenhaus behandelt werden musste. Lechner wertete es als Foul von Haugen und verwarnt ihn nachträglich mit Gelb. Diese Verwarnung für mich nicht korrekt. Das ist ein klassischer „Unfall“. Beide gehen mit hohem Risiko in den Zweikampf, wo keiner der beiden Kontrahenten zurückzog mit der Folge das der Keeper den Ball wegschlagen konnte, weshalb es dann zum schmerzhaften Zusammenprall kam, bei der Münchner sogar einen Zahn verlor. Fehlentscheidung Gelb zu zeigen. [TV-Bilder – 01:53:05 Minuten]

MSV Duisburg – FC Erzgebirge Aue 0:0 (SR: Felix Wagner)

Szene 5: In der 5. Minute kam es zur umstrittenen Szene: Nach einem Einwurf drang Duisburgs Christian Viet halblinks in den Auer Strafraum ein und schoss aus kurzer Distanz (ca. 5–7 Meter) ab. Der Ball prallte gegen den leicht abgespreizten linken Arm von Aues Mittelfeldspieler Erik Majetschak. Duisburg reklamierte lautstark Elfmeter, Schiedsrichter Felix Wagner winkte jedoch ab und ließ weiterspielen. Für mich hier eine richtige Entscheidung. Zwar ist der Arm am Ball, aber der Ball kommt aus kurzer Distanz und der Arm ist in natürlicher Armhaltung normal vom Körper hängend bei zurückgelehnten Oberkörper. Im Strafraum sollen Handspiele nur mit einem Elfmeter geahndet werden, wenn der Arm den Körper unnötig vergrößert. Der der Arm aber natürlich  am Körper gehalten wird und dieser die Körperfläche nicht vergrößert, ist das Handspiel für mich nicht strafbar. [TV-Bilder – ab 0:23 Minuten]

Szene 6: In der 34. Minute kam es zu einer erneut umstrittenen Szene: Nach einer kurz ausgeführten Ecke erreichte der Ball Aues Kapitän Marvin Stefaniak ca. 14 Meter vor dem Tor im Duisburger Strafraum. Der Ball versprang ihm leicht, er kam als Erster ran – und ging nach einem Zusammenprall mit Duisburgs Verteidiger Rasim Bulic zu Boden. Aue reklamierte Elfmeter, Schiedsrichter Felix Wagner winkte jedoch ab und ließ weiterspielen. Der Zusammenprall zwischen Bulic und Stefaniak ist für mich eine klassische Grauzone und ein 50:50-Zweikampf, wo der Ball versprungen ist, die Wagner korrekt laufen ließ. Kein klares Foul, keine Fehlentscheidung – regelkonform in der 3. Liga. [TV-Bilder – ab 01:19 Minuten]

TSV Alemannia Aachen – FC Viktoria Köln (SR: Leonidas Exuzidis)

Szene 7: In der 67. Minute, bei 0:2-Rückstand, kam es zur umstrittenen Szene: Nach einem Zweikampf im Kölner Strafraum bekam Viktoria-Kapitän Lars Dietz den Ball an den abgestützten Arm (Hand am Boden beim Grätschen). Aachen reklamierte lautstark Hand-Elfmeter, Schiedsrichter Leonidas Exuzidis winkte jedoch ab und ließ weiterspielen. Hier ist die Entscheidung diskutabel, aber es ist keine klare Fehlentscheidung. Dietz grätschte und stützte sich reflexartig ab – der Arm war nicht „künstlich“ vergrößert, sondern Teil der Bewegung. Für mich eher visuell strafbar. Er stützt sich mit dem Arm ab, blockte den Ball klar – und verhinderte aus Aachener Sicht die Eingabe nach innen. Demzufolge hätte es Handelfmeter für Aachen geben können, denn Dietz‘ abgestützter Arm war deliktiv (behinderte den Ball), und viele Schiris hätten gepfiffen. Exuzidis‘ Abwinken war jedoch keine klare Fehlentscheidung, regelkonform und plausibel. [TV-Bilder – ab 02:20 Minuten]

SV Wehen Wiesbaden – FC Energie Cottbus 3:1 (SR: Davina Lutz)

Szene 8: In der 21. Minute, beim Stand von 0:0, kam es zur umstrittenen Szene: Wehen-Kapitän Fatih Kaya tauchte frei vor Cottbus-Keeper Marius Funk auf, wollte um ihn herumgehen und kam nach einem leichten Kontakt mit Funks Fuß zu Fall. Cottbus forderte Elfmeter, die gut positionierte Schiedsrichterin Davina Lutz winkte jedoch ab und gab nur Eckball für Wiesbaden (aus dem kurz darauf das 1:0 fiel). Das ist für mich auch zu wenig Kontakt für einen Elfmeter, wenn es aber schon strittig ist, da der Keeper sich hinschmeißt und den Angreifer dabei streift. Die Fußberührung war aber auch nur leicht und unglücklich – und Kaya hob schon vorher ab und fiel, aber Funk spielte primär den Ball/Position. Die Schiedsrichter hatte eine optimale Position und bewertete es als ein normaler Torwart-Eingriff und das ist bindend für Spiele ohne Videobeweis. Grauzone, kein Elfmeter die vertretbare Entscheidung, allerdings war der gegebene Eckstoß eine Fehlentscheidung. [TV-Bilder – ab 0:50 Minuten]

Szene 9: In der 39. Minute, beim Stand von 0:1, kam es zur umstrittenen Szene: Nach einer Chance für Cottbus reklamierte Dominik Pelivan lautstark ein Handspiel von Wiesbadens Jordy Gillekens am Boden liegend. Pelivan wies darauf hin und beschwerte sich zu heftig bei Schiedsrichterin Davina Lutz – sie zeigte ihm direkt die zweite Gelbe Karte und verwies den Cottbuser mit gelb-rot des Feldes. Lutz pfiff jedoch aus naher Position nicht, bewertete es als natürliche Armhaltung und ließ weiterspielen. Gillekens lag am Boden, Arm/Hand und stützte sich reflexartig ab – kein „künstliches Blocken. Kein klares Delikt, da unabsichtlich und dynamisch und der Ball kam vom Körper an die Hand. Für mich deshalb die regeltechnisch nachvollziehbare Entscheidung, da der Ball an Gillekens‘ Arm/Hand (am Boden) als eine Grauzone (reflexartige Stützhand) zu bezeichnen ist, die Lutz korrekt laufen ließ. Keine klare Delikt, regelkonform für Spiele ohne VAR. Das der Cottbuser als verwarnter Spieler dann bei der Schiedsrichterin reklamiert, war alles andere als clever. [TV-Bilder – ab 01:50 Minuten]

SSV Jahn Regensburg – SV Waldhof Mannheim 07 3:0 (SR: Jarno Wienefeld)

Szene 10: Eine Flanke von Okpala sprang von Boyd weiter zu Iwe, der den Ball über die Linie drückte. Der Assistent hob die Fahne – Abseits bei Iwe. Bitter: Boyds Abschluss wäre wohl auch ohne Iwe ins Tor gegangen, aber die Fahne ging hoch. Eine äußerst knappe Entscheidung.

Szene 11: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Hoffmann köpfte Okpala ein. Wieder ging die Fahne hoch – Abseits. Wieder knapp.

In der 3. Liga gibt es keine halbautomatische Abseitserkennung (wie in den Bundesligen), weshalb die Entscheidung auf Assistenten-Sicht basiert. Knappe Abseitsentscheidung (cm/Millimeter) werden oft zugunsten des Angreifers toleriert („Benefit of the Doubt“). Die Entscheidung des Assistenten sollte man akzeptieren, da die Magenta Sport-Bilder mit nur sehr wenigen Kameras nicht aufschlussreich sind.

  • Beide Male hob der Assistent sofort – gute Sichtlinie, keine „clear error“. Knapp, aber Abseits“ oder diskussionswürdig, aber keine Fehlentscheidung. In Echtzeit schwer zu beurteilen
  • Aktiver Einfluss: Bei Iwe: Er berührte den Ball (auch wenn Boyd-Treffer möglich). Bei Okpala: Klarer Kopfball-Abschluss aus Abseits-Position. [TV-Bilder – ab 05 und 01:00 Minuten]

Szene 12: Waldhof-Stürmer Kennedy Okpala stieg in einem Zweikampf zu hart gegen Regensburgs Außenverteidiger Benedikt Stolze ein und sah dafür Gelbe Karte – seine fünfte in der laufenden Saison. Schiedsrichter Jarno Wienefeld pfiff Foul und verwarnt ihn direkt. Es war ein intensiver Zweikampf in der Mittelfeldzone – typisch für Okpalas aggressiven Stil. Für mich war die Entscheidung korrekt, da eine klare Rücksichtslosigkeit vorlag. Okpala priorisierte nicht den Ball – Risiko für den Gegner hoch. Schiri hatte gute Sicht, bewertete es als Verwarnung. Ähnlich wie vergleichbare Tacklings (z. B. Ziegele-Gelb später für zu spätes Kommen gegen Okpala selbst). In der 3. Liga werden solche harten Einstiege ca. 80–90% mit Gelb geahndet und der Schutz vor Verletzungen priorisiert. Ein zu hartes, rücksichtsloses Einsteigen gegen Stolze, bei dem Wienefeld hart aber regenkonform und konsequent handelte. [TV-Bilder – ab 01:17 Minuten]

Szene 13: Das 2:0 fiel in der 55. Minute durch Felix Strauss (nicht Strauß) nach einer Ecke: Mannheim klärte unvollständig, Fein flankte erneut, und Strauss stocherte den Ball aus kurzer Distanz ins Tor. Der Assistent sah den Ball klar hinter der Linie. Die Bilder zeigten die Ball war klar hinter der Linie. [TV-Bilder – ab 03:30 Minuten]

1.FC Schweinfurt 05 – TSV Havelse (SR: Havelse)

Szene 14: Ein Steckpass von Shuranov (eingewechselt) schickte Schweinfurts Stürmer Jakob Tranziska allein auf das Tor. Havelses Torhüter Leon Opitz stürmte aus seinem Kasten, um den Ball zu klären – er räumte Tranziska ab, der kurz zuvor am Ball war. Schiedsrichter Nico Fuchs pfiff sofort Foulelfmeter. Für mich die korrekte Entscheidung, da Opitz Tranziska abräumte, ohne den Ball sauber zu spielen  [TV-Bilder – ab 03:50 Minuten]

Szene 15: Pius Krätschmer ging zu spät in einen Zweikampf mit dem gestreckten Bein und sichtbar offener zum Gegner und traf den Gegenspieler am Fuß. Schiedsrichter Nico Fuchs zeigte Gelbe Karte für rücksichtsloses Spiel. Für mich die gerade noch die richtige Entscheidung. Die Intensität war zwar schon hoch, der Treffer aber nicht „brutal“ und nicht mit der vollen Wucht, der Ball war Ball im Spiel. Wäre der Treffer nur ein kleines Stück höher am Knöchel, würde man jedoch über Rot reden müssen. [TV-Bilder – ab 02:11:00 Minuten]

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Wolfgang Plonner

    Bin bei Szene 3 ganz anderer Meinung. Volland geht zum Ball. In einer Höhe, in der man den Ball normal mit dem Fuss spielt. In diesem Augenblick ist der Gegenspieler mit dem Kopf noch oben, und seitwärts von Volland. Erst als der Gegenspieler sieht, dass Volland mit dem Ball zum Tor ziehen könnte, wirft er sich in das Geschehen. Ist beim Zusammentreffen mit dem Kopf viel zu tief.
    Für mich ein Elfmeter und keine gelb-rote Karte

  2. Doni

    „Szene 3 Kevin Volland kam von hinten und hob das Bein hoch…“
    Der kommt doch nicht von hinten, er ist näher zum Ball positioniert und im Gegensatz zum Ingolstädter Spieler spielt er den Ball. Wie kommen Sie nur auf solche Bewertungen?

  3. tocojj

    Einschätzung zur gelb-roten Karte gegen Kevin Volland teile ich nicht. Die Analyse hier ist in sich schon widersprüchlich – war der Gegenspieler mit dem Kopf tief gebückt / weit unten oder ist es ein „klassisches hohes Bein“? Das eine schließt das andere aus. Dass Volland den Gegenspieler hinter sich nicht wirklich sieht, wird hier gar nicht erwähnt.

    Ist übrigens nicht nur meine Meinung: es lohnt der Blick zu Ex-Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati via liga3-online, der die Situation korrekt einschätzt: Foul ja, gelbe Karte niemals.

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