Ein wiedermal durchwachsenes Wochenende fand am vergangenen Wochenende in der 3. Liga statt. Strittige Elfmeterszenen, mehrere Platzverweise und Kritik bei einer Ansetzung eines bayrischen Schiedsrichters bei einem Verein aus Bayern waren die Hauptgründe für viel Unmut. Dennoch gab es auch viel Positives zu vermerken. Diese 3 Schiedsrichter sind besonders gut aufgefallen dieses Wochenende. Unsere Spieltagsanalyse:
Platz 🥇 1 – Martin Wilke: Martin Wilke wurde zum Spiel der beiden Zweitvertretungen zwischen Stuttgart und Hannover hinbeordert. Man mag vorher behaupten das Spiel wird unspektakulär verlaufen, jedoch gab es insgesamt 4 (!) schwierige Szenen die der Südbadener alle richtig entschied! Es fing in Minute 33. mit dem 1:1 der Hannoveraner an, wo er ein mögliches Abstützen bei der Ecke als nicht strafbar wertete. Richtige Entscheidung! In Minute 50 zeigte Wilke dem Stuttgarter Leon Reichhardt die gelbe Karte. Hier verzichtet er richtigerweise auf Rot wegen einer möglichen Notbremse! Danach Minute 76 als er den Stuttgarter Laurin Ulrich zurecht mit Gelb-Rot nach einem taktischen Vergehen vom Platz stellte.
Letzte Szene war in Minute 84 der Elfmeter für Stuttgart. Hier wiedermal gut erkannt, dass der Hannoveraner Verteidiger den Angreifer am Schienbein/Wadenbein trifft beim Versuch den Ball zu treffen, wodurch der Angreifer umknickt und zu Fall kommt! 4 strittige Szenen die richtig entschieden wurden! Großen Respekt Martin Wilke!!
Platz 🥈 – Tobias Wittmann: Der Bayer Tobias Wittmann wurde zum brisanten Fanduell zwischen Aachen gegen Dresden eingeteilt. Ein nahezu voller Tivoli entwickelte sich im gesamten Spiel zu einem lautstarken Hexenkessel, wo Tobias Wittmann jederzeit seine Ruhe behielt! Besonders gefordert war er in den letzten Minuten des Spiels, als der Aachener Niklas Castelle im Strafraum zu Boden geht. Diese Szene ist schwer zu bewerten. Auf dem ersten Blick denkt wahrscheinlich jeder an Elfmeter für Aachen! Jedoch wenn man sich die Szene mehrfach anschaut und vorallem mit Slowmos draufschaut, fällt einem ein Detail auf. Den Kontakt von dem Dresdener Verteidiger Kammerknecht gibt es zwar, doch fällt der Angreifer aus einem anderen Grund. Castelle bleibt mit dem rechten Fuß im Boden hängen und kommt dadurch erst zu Fall. Man mag jetzt behaupten, dass der Kontakt vom Dresdener vorher ausreicht. Aber nicht jeder Kontakt ist strafbar und zumal führte der Kontakt nicht zum Fallen! Wenn man sich das Fallmuster anschaut und besonders auf den rechten Fuß vom Aachener Angreifer achtet, sieht man das er im Boden hängen bleibt und somit unglücklich fällt. Riesen Respekt an Wittmann das so zu erkennen und nicht zu ahnden!
Platz 🥉 – Jarno Wienefeld: Der junge Hamburger wurde für das Duell Erzgebirge Aue gegen Viktoria Köln in den Osten geschickt. Diese Partie lief wie erwartet sehr ruppig ab, es gab mehrere harte Körpereinsätze, viele Frustfouls und viel Gemecker. Doch Wienefeld hat dies sehr gut moderiert und war jederzeit Herr der Lage! Außer einem fälschlich nicht gegebenen Eckball in Minute 87. gab es keine strittige Entscheidung in dieser Partie!
VfL Osnabrück – SV Wehen Wiesbaden 0:1 (SR: Martin Speckner)
Szene 1: Eine Viertelschluss vor Schluss dann wohl der spielentscheidende Aufreger und der VfL forderte Elfmeter. Emanuel Taffertshofer trat Gnaase im Strafraum auf den Fuß. Doch Schiedsrichter Speckner sah kein Vergehen und ließ weiterspielen. Eine Fehlentscheidung! Der Wiesbadener steigt hier Gnaase klar auf den Fuß. Dies hätte auch der nahestehende Assistent erkennen müssen. und der Strafstoß wäre die richtige Entscheidung gewesen. [TV-Bilder – 02:40 Minuten]
Alemannia Aachen – SG Dynamo Dresden 0:1 (SR: Tobias Wittmann)
Szene 2: In der Nachspielzeit Aufregung im Dresdner Strafraum. Niklas Castelle ging im Sechzehner zu Fall und die Alemannia forderten vehement Elfmeter. Vielleicht gab es da einen Kontakt, doch dieser ist tatsächlich nicht ausreichend für einen Elfmeter. Wenn man es sich langsam anschaut, fällt Castelle erst, als er mit dem rechten Fuß unglücklich in den Boden trat. Das hat Schiedsrichter Wittmann sehr gut gesehen. Das ist mit die beste Entscheidung eines 3. LIga-Schiedsrichters in dieser Saison. Jeder andere würde hier fälscherlicherweise auf den Punkt zeigen. In der Slomotion sieht man aber, dass Kammerknecht in den Boden trat und das Castelle den Kontakt suchte und sich fallen ließ. Der Kontakt ist nicht der, warum der Spieler fällt und für mich bleibt der Spieler mit rechten Fuß im Boden hängen. Das ist der Grund, warum er fällt. Deshalb ist es für mich auch nicht strafwürdig. Das wäre wieder die Kategorie eines „soft penaltys“. Nicht jeder Kontakt ist ein Elfmeter und das hat Wittmann sehr gut umgesetzt. [TV-Bilder – ab 03:04 Minuten]
SV Sandhausen – SpVgg Unterhaching 2:2 (SR: Fabienne Michel)
Szene 3: Nach knapp einer Stunde erzielte Fabio Torsiello den Treffer zum 2:2-Endstand. Auf der rechten Seite drang Skarlatidis in den Strafraum ein. Erst ein Zweikampf den Schiedsrichterin Michel korrekt weiterlaufen lassen ließ, da er schon vorher hinfiel und dann krachte der Verteidiger hinten rein dann bevor der anrutschende Sandhausen-Keeper Richter den Ball aufnehmen konnte, spitzelte Skarlatidis den Ball zurück auf Jastremski, der die Kugel in Richtung Tor stocherte. Letztlich drückte Torsiello den Ball über die Linie. Hier wurde reklamiert, dass ein Foul am Torwart vorgelegen habe, doch her hatte diesen Ball noch nicht ’safe‘, weshalb die Anerkennung die richtige Entscheidung war. [TV-Bilder – ab 03:30 Minuten]
VfB Stuttgart II – Hannover 96 II 2:1 (SR: Martin Wilke)
Szene 4: Von der linken Seite brachte Robin Kalem eine Ecke in den Strafraum, wo Eric Uhlmann am Elfmeterpunkt hochstieg und druckvoll eingeköpft hatte. Zarte Proteste der Stuttgarter in Richtung Schiedsrichter Wilke, als sich Uhlmann beim Hochspringen mit beiden Händen aufgestützt. Weiterspielen und das Tor zu geben ist aus meiner Sicht die richtige Entscheidung. Er war schon in der Luft und hat eher die Hände benutzt, sich zu schützen, da er sonst unkontrolliert in den Spieler reinknallt. Eine Berührung ist zwar da, aber nicht jede Berührung ist ein Foul. Das Tor abzuerkennen wäre eine zu harte Entscheidung. [TV-Bilder – ab 02:00 Minuten]
Szene 5: In der 50. Minute erneut eine strittige Szene. Zunächst ließ Wilke bei einem Auflaufen in der eigenen Hälfte den Vorteil gewähren, dann zog Leon Reichardt Mustafa Abdullatif kurz nach der Mittellinie zu Boden, der beinahe frei durch gewesen wäre. Schiedsrichter Wilke gab Gelb und Freistoß. Richtige Entscheidung, da der neben stehende Hannoveraner auch schon das Tempo aufgenommen hatte und noch hätte eingreifen können. [TV-Bilder – ab 02:15 Minuten]
Szene 6: Für ein Foulspiel sah Laurin Ulrich die Gelbe Karte. Das Problem, dass der Stuttgarter bereits verwarnt worden war. Wilke zeigte Gelb-Rot. Das ist eine vertretbare Entscheidung. Zwar ist das kein sonderlich böses Foul war und der Hannoveraner ist relativ alleine in der Position, aber er läuft mit ordentlich Tempo in die Stuttgarter Hälfte und wurde durch das Foul regelwidrig gestoppt, womit der aussichtsreiche Angriff unterbunden wurde. wurde. [TV-Bilder – ab 02:13 Minuten]
Szene 7: Mohamed Sankoh zog in den Strafraum ein. Dabei wurde er von Jeremie Niklaus an den Beinen getroffen und ging zu Boden. Strafstoß ist die richtige Entscheidung, zwar ein relativ unglücklicher Treffer von Nikolaus an der Ferste, aber der Stuttgarter wollte hier den Ball wegtreten und wird dabei von Nikolaus mit einem Beinstelen zu Fall gebracht. Dieser Kontakt ist der Grund warum der Spieler wegknickte und zu Fall kam. Im Gegensatz zu Wittmann in Aachen [TV-Bilder – ab 02:25 Minuten]
1.FC Saarbrücken – FC Energie Cottbus 2:1 (SR: Nicolas Winter)
Szene 8: Philip Fahrner rutschte mit offener Sohle und gestrecktem Bin in Borgmann rein und sah von Schiedsrichter Nicolas Winter den gelben Karton. Damit ist er noch sehr gut bedient. Der Saarbrücker kommt hier von der Seite mit hohem Tempo und trifft ihn da sehr gefährlich am Fuß. Würde Borgmann da nicht zum Selbstschutz hochspringen, hätte das ganz Übel enden können. Für mich glatt Rot. [TV-Bilder – ab 01:59:34 Minuten]
FC Hansa Rostock – FC Ingolstadt 04 2:0 (SR: Felix Wagner)
Vorneweg: Einige fragten sich warum ein Schiedsrichter aus dem bayrischen Landesverband ein Ingolstadt-Spiel leitet. Das spielt aber schon lange keine Rolle mehr. Seit Corona wurde die Landesverbandsregelung aufgehoben. Heute darf jeder pfeifen der nicht aus der selben Stadt der Teams kommt. Felix Wagner stammt aus Glött und das ist über 100km von Ingolstadt entfernt. Deniz Aytekin hat ja auch schon die Bayern gepfiffen, weil er kein Bayer sondern Franke ist! Das oberste Gebot ist, dass die Schiedsrichter Unparteiisch und neutral sind.
Szene 9: King Manu langte nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung erneut gegen Gül an der Mittellinie hin und sah dafür völlig zu Recht seine zweite Gelbe Karte. Zwar war es eher unabsichtlich im Rückwärtslaufen aber ein solcher Tritt auf den Fuß ist sehr schmerzhaft. Die Ampelkarte die richtige Entscheidung. [TV-Bilder – ab 01:42 Minuten]
Szene 10: Kurze Zeit später war Hansa nur noch zu neunt. Ahmet Gürleyen traft mit ausgestreckten Bein in einem Luftzweikampf Decker, der mit dem Kopf etwas tiefer ging, voll mit dem Fuß am Kopf. Wagner zückte auch hier die Ampelkarte. Vertretbare Entscheidung, da auch hier ein rücksichtsloser Treffer vorlag, ist es zu akzeptieren. [TV-Bilder – ab 02:40 Minuten]
FC Erzgebirge Aue – FC Erzgebirge Aue 2:1 (SR: Jarno Wienefeld)
Szene 11: Sticker schickte Lobinger ins Laufduell. Der Pass war allerdings etwas zu weit und Aue-Keeper Martin Männel kam aus seinem Kasten und traf im Rutschen den Kölner mit angezogenen Beinen. Eine ganz unglücklichen Szene, aber da keinen Vorwurf an Männel. Dieser hatte den Ball gefangen und sich dann vom anrauschenden Kölner mit den Beinen geschützt. Kein Foulspiel, richtig entschieden von Wienefeld. [TV-Bilder – ab 54:20 Minute]
Szene 12: Drei Minuten vor Schluss der einzige kleine Fehler des ansonsten sehr gut leitenden Schiedsrichters in einem auch teilweise schwer zu leitenden Spiel, als Nkansah eine Halbfeldflanke ins Toraus verlängert. Die Ecke gab er zwar nicht, aber das sind Kleinigkeiten die gefühlt jeder Schiedsrichter im Spiel einmal falsch macht. [TV-Bilder – ab 02:13:20 Minuten]
FC Rot-Weiss Essen – SV Waldhof Mannheim 07 1:0 (SR: Wolfgang Haslberger)
Szene 13: Rund 18 Meter bekam RWE einen Freistoß nach einem vermeintlichen Fußfeger von Schiedsrichter Haslberger zugesprochen. Die Bilder zeigten jedoch, dass der Mannheimer nur zum Blocken da steht. Der Essener trifft dann beim schwingen noch den Mannheimer ganz leicht. Hier macht der Mannheimer nichts in der Situation. Den Freistoß für Essen zu geben eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Ganz bitter, dass daraus ein Tor fällt. [TV-Bilder – ab 0:55 Minuten]
Die dritte Liga braucht dringend den VAR. Diesen ganzen Fehlentscheidungen, sind eine absolute Wettbewerbsverzerrung.
Ich stimme ihnen zu. Die 3. Liga gehört zum Profifußball. Es muss sichergestellt werden, dass falsche oder zweifelhafte Entscheidungen durch den VAR überprüft und ggfs. korrigiert werden. Auch sollte es möglich sein, etwaige technische oder personelle Probleme zu bewältigen. Immerhin wären dann an einem Spieltag insgesamt 28 Spiele in drei Ligen zu besetzen.