Es war einer der unschöneren Momente in der letzten Bundesliga-Saison. Nach einer Fehlentscheidung schlug Schiedsrichter Stegemann der blanke Hass entgegen.
Schiedsrichter Sascha Stegemann ist auch mehr als zwei Monate nach den Bedrohungen wegen seiner Fehlentscheidung im Bundesliga-Spiel zwischen Bochum und Dortmund schockiert über die Verrohung in den sozialen Medien.
„Das war schon ein befremdliches Gefühl, wenn man sich zum ersten Mal in seinem Leben mit Morddrohungen konfrontiert sieht“, sagte Stegemann dem „Kölner-Stadtanzeiger“ und zeigte sich entsetzt „über diese Form des Hasses“.
Es sei eine Grenze überschritten worden, als „Unschuldige wie meine Familie hineingezogen wurden“, sagte der 38-Jährige: „Deshalb habe ich auch Strafanzeige gestellt.“ Stegemann lobte allerdings die Reaktion des BVB, „in der sich der Verein am Tag danach von den Bedrohungen distanzierte und zur Mäßigung aufrief“. Danach habe er keine direkten Drohungen mehr erhalten.
„Verstecken und auszusitzen“
Stegemann hatte am 28. April nach einem Foul am Dortmunder Karim Adeyemi nicht auf Elfmeter entschieden, auch deshalb war der BVB nicht über ein 1:1 hinausgekommen und hatte im Meisterrennen zwei wichtige Punkte verpasst. Nach dem Spiel war Stegemann bewusst offensiv mit seinem Fehler umgegangen. „Die Alternative wäre gewesen, sich zu verstecken und es auszusitzen“, sagte er: „Ich bin aber dafür, zu seinen Fehlern zu stehen und sie zu erklären.“
Mehr noch als der Hass im Netz beschäftigt den nicht in den sozialen Netzwerken aktiven Stegemann allerdings die Gewalt gegen seine Kollegen im Amateur-Fußball. „Für mich ist das eine andere Dimension. Ob jemand etwas im Internet schreibt, von dem ich keine Kenntnis bekomme. Oder ob mir jemand mit der Faust ins Gesicht schlägt, wie im Amateursport. Diese Gewalt ist real. Und sie macht mir Sorgen“, sagte er.
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