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Schwere Schiri-Vorwürfe in der Bundesliga

Auf dem Feld sind sie die Herrscher. Schiedsrichter lenken das Spiel, entscheiden nicht selten über Sieg oder Niederlage. So souverän sie in den Stadien agieren, so demütig müssen sie oft hinter den Kulissen sein. Denn im deutschen Schiedsrichterwesen hat sich der Filz breitgemacht, Vetternwirtschaft und Kungelei durchziehen das System.

Öffentlich will KEIN aktiver Bundesliga-Schiedsrichter darüber reden. Die einen nicht, weil sie in der Gunst der Bosse aktuell ganz oben stehen und diesen Status nicht verlieren wollen. Die anderen, weil sie Repressalien befürchten: weniger und schlechtere Spiele, keine Einsätze mehr als Video-Schiri etc.

Ein Bundesliga-Schiri zu Bild am Sonntag:

„Ich werde den Teufel tun und meinen Kopf öffentlich hinhalten. Man muss doch nur mal schauen, was der DFB mit Gräfe gemacht hat – und das war einer der Besten.“

Manuel Gräfe beendete mit 47 Jahren seine Karriere. Schon während seiner aktiven Zeit nahm er kein Blatt vor den Mund, kritisierte immer wieder Vetternwirtschaft und die Ungerechtigkeit der Schiri-Bosse. Beim DFB galt er als als Querulant, mehrfach wurde versucht, ihn schon vor Erreichen der Altersgrenze loszuwerden.

Gräfe zeigte sich davon unbeeindruckt – bis heute. Sein vernichtendes Urteil: „Noch nie sind die Schiedsrichter mit so vielen, teils extremen, Fehlentscheidungen in eine Saison gestartet. Die seit zwölf Jahren sinkende Qualität hat ihre Ursache auch in der DFB-Politik. Sachfremde regionale und persönliche Kriterien erscheinen oft als maßgeblich für Auf-, Abstiege und Ansetzungen, anstatt ausschließlich nach Leistung zu entscheiden.“

Davon können selbst die Schiri-Anfänger in den untersten Ligen schnell ein Lied singen.

BamS-Schiri Thorsten Kinhöfer (213 Bundesliga-Spiele): „Es gibt im Beobachtungswesen immer wieder Absprachen zwischen Fußballkreisen und Beobachtern – nach dem Motto: ‚Beurteile du meinen Schiri gut, dann bekommt dein Schützling nächstes Mal von mir auch eine gute Note.‘ Um sich durch alle Ligen bis in die Bundesliga zu kämpfen, braucht jeder Schiri einen Fürsprecher bzw. Mentor, der einen fördert.“

Ein weiteres Problem: die Qualitätsfrage. Wann ist ein Schiedsrichter gut – und wann nicht?

Kinhöfer: „Bei der Beurteilung von Schiedsrichterleistungen gibt es keine harten Fakten. Es wird keine Zeit oder Laufstrecke gemessen oder die Anzahl der Pfiffe gezählt. Da ist für Interpretation natürlich Tür und Tor geöffnet. Viel ist davon abhängig, ob den richtigen Leuten deine Art, Spiele zu leiten, passt oder nicht.“

So ist es logisch, dass nicht nur die Besten bis in die Bundesliga aufsteigen, sondern auch – und vor allem – die Lieblinge der Bosse. Schiris, die vielleicht nicht so gut pfeifen, aber keine Widerworte geben, sich einfach lenken und beeinflussen lassen.

Auch bei der Frage, wer Fifa-Schiedsrichter wird, läuft es oft darauf hinaus, das beste Netzwerk zu haben. Denn es gibt keinen Bewerbungsprozess, kein Casting – die Bosse rund um Schiri-Chef Lutz Fröhlich (64) können frei bestimmen, wer international pfeifen darf.

Viele Bundesliga-Schiedsrichter beschweren sich unter der Hand außerdem über die schlechten Führungsqualitäten ihrer Vorgesetzten. Fehler werden nicht erklärt oder angesprochen, den Referees und Video-Schiris wird keine klare Linie vorgegeben. Gräfe: „Auf dem Platz agiert jeder Schiedsrichter mittlerweile, wie er möchte. Das alles führt zu diesem Chaos, das man mittlerweile fast Woche für Woche erlebt.“

Ein Video-Schiri bestätigt BamS: „Es herrscht schon große Unsicherheit. Die Angst vor Fehlern lähmt viele von uns. Doch alle halten den Mund, weil auch Video-Schiris schon abgesetzt und ausgetauscht wurden. Interessanterweise zum großen Teil nicht die mit den meisten Fehlern, sondern diejenigen, die unbequem werden könnten oder bei den Bossen unbeliebt sind.“

Dazu zermürben immer neue Anweisungen für die Video-Schiris die Unparteiischen: Mal sollen sie möglichst wenig eingreifen, dann den Hauptschiedsrichter im Stadion öfter an den Monitor schicken, wenig später ist wieder alles anders.

Schiri-Boss Fröhlich gibt zu: „Es besteht Verbesserungsbedarf. Was die Arbeit mit den Schiedsrichtern direkt betrifft, muss weiter an einer einheitlichen Linie gearbeitet werden.“

Das sehen auch die Bundesliga-Manager so. Sie haben mittlerweile genug von dem Video-Chaos, sind nur noch genervt. Nach BamS-Informationen haben sie bei ihrer Tagung Anfang der Woche von Fröhlich gefordert, dass der Kölner Keller deutlich weniger eingreifen soll – analog zu den Uefa- und Fifa-Wettbewerben.

Doch passieren wirklich so viele Fehler?

In den letzten Jahren haben die Schiri-Bosse immer wieder Statistiken präsentiert, die beweisen sollten, wie wenig Fehler dem Kölner Videokeller unterläuft. Das Problem: Die DFB-Verantwortlichen entscheiden selbst, welche Entscheidungen falsch und welche richtig sind. Ein Bundesliga-Manager zu BamS: „Das ist der größte Witz. Das ist so, als ob ich mein Transferzeugnis in BILD am SONNTAG selbst schreibe. Natürlich kommt da eher die Note 1 bis 2 statt 5 bis 6 raus. Was falsch ist und was nicht, muss in Zukunft von unabhängiger Seite beurteilt werden.“

Manuel Gräfe brachte zum Beispiel den Ex-Schiri und Schweizer Urs Meier (63) ins Gespräch. BamS-Schiri Kinhöfer würde sogar noch einen Schritt weitergehen: „Warum müssen es denn immer Ex-Schiedsrichter sein? Wer ein guter Spieler war, ist ja auch noch lange kein guter Trainer.“

Sein Vorschlag: „Es kann auch gerne mal einer aus einem anderen Bereich von außerhalb übernehmen. Vielleicht ein Ex-Manager oder Ex-Trainer. Jemand, der das komplette System auf Vordermann bringt, für neue Ideen und frischen Wind sorgt und sich dann natürlich auch Experten für Regeln, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing usw. ins Team holt. Erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen machen das ja genauso.“

Wichtig aber auch: Der Job muss endlich zeitlich auf ein paar Jahre begrenzt sein – denn sonst gehen Klüngel und Vetternwirtschaft ganz schnell wieder von vorn los …

Quelle: Bild am Sonntag

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Berthold Schmitz

    Dieser Bericht trifft hagenau zu, das war schon vor Jahrzehnten der Fall. Nur eines darf man bei dieser Sache nicht vergessen. Jeder hat seine eigene Meinung und die wird immer diskutiert. Fehlentscheidungen gibt es auch in Zukunft, die Trainer verlangen zu oft das der SR rausgeht und soll sich etwas anschauen, das ist falsch und nicht Sinn und Zweck der Sache. Irgendwann entscheidet der VAR auch über einen Einwurf, oder über einen gepfiffen Freistoß wegen Foulspiels. Alles was der Schiedsrichter aus seiner Wahrnehmung entscheidet, muss Bestand haben, Punkt Ende. Alleine die Abseits Entscheidungen mit kalibrierter Linie kann man nicht mehr sehen, es sind Tatsachenentscheidungen wie vor dem VAR. Dann müsste man auch einen falschen Einwurf zurücknehmen, das wird aber auch nicht gemacht. Zur Sache aber, wenn die Führung des Schiedsrichterausschuses keine faire Linie hat, vor allem im beobachtungswesen, dann wird es auch in Zukunft Uneinigkeit geben, denn auch hier geht es um Neid, insbesondere, weil die Schiedsrichter heute einiges an Geld bekommen, im Vergleich von früher mit 72 DM Tagessatz in der 1.Liga, lächerlich. Aber eine klare Linie z.B. in der Regelauslegung beim Handspiel wird es nie geben, weil fast jede Aktion eine andere ist. Vor allem diese angeschossene Hand und dann reklamieren, um den Schiedsrichter rein legen zu wollen.

    Ein Schiedsrichter seit fast 50 Jahren.

  2. Wahner Christian

    Ich möchte das Herrn sören starkes über prüft wird weil er Augsburg gegen Köln total ferfiefen hatt da wo eine karte angebracht war die berechtigt gewesen wäre hatte er nirgendwo gezeigt erst kurz vor schluss zeigt er für Köln die 4 Karten obwohl es für Augsburg gewesen wäre lg

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