Zwei Bundesliga-Schiedsrichter waren die Ehrengäste beim jährlichen Abschluss der Lübecker Fußball-Unparteiischen. Wir verraten, was über den VAR aus dem Nähkästchen geplaudert wurde, wer von der Basis geehrt wurde und warum Lübeck wieder auf der Fifa-Liste vertreten sein wird.
Von: Christian Jessen
Lübeck. Wenn die Welten der Bundesliga und der Kreisklasse aufeinandertreffen – und doch am Ende alle wissen, dass sie eigentlich das Gleiche tun. Der jährliche Abschlussabend der Lübecker Fußball-Schiedsrichter bietet regelmäßig dieses Erlebnis, und das selten so intensiv wie am Freitag.
Auf der einen Seite lauschten die 155 anwesenden der aktuell 175 Unparteiischen von der Basis im Festsaal von Lübeck 1876 gebannt, als der Bundesliga-Referee Patrick Ittrich (MSV Hamburg) und Zweitliga-Spielleiter Patrick Schwengers (TSV Travemünde) in einem unterhaltsamen Vortrag Videosequenzen rund um Eingriffe des Video-Assistenten zeigten. Auf der anderen Seite brachte es Ittrich in der Diskussion auf den Punkt, als er den Einwand eines Referees von der Basis („Das erlebe ich so in meinen Spielen in der Kreisklasse C ja nicht“) mit voller Überzeugung konterte. Tenor: Die Regeln sind überall gleich.
Schiedsrichter des Jahres: Zwei von der Basis
Hinzu kam, dass der KFV-Schiedsrichterausschuss um seinen Vorsitzenden Alexander Roppelt (VfL Bad Schwartau) mit eben dieser Überzeugung zwei Männer von der Basis als Schiedsrichter des Jahres auszeichnete. Die Namen des 60-jährigen Diego Salz (Rot-Weiß Moisling) und des drei Jahre jüngeren Ralf Christ (SV Viktoria 08 Lübeck) sind nie im Zusammenhang mit der Bundesliga gefallen. Und doch leisteten beide ihren Beitrag für Karrierewege.
Ausbilder eines Bundesliga-Schiris
Salz, der zweite Schiedsrichter des Jahres, ist bald 30 Jahre Schiedsrichter und arbeitete bis vor kurzer Zeit im Lehrstab des Kreises mit. „Auch zur Ausbildung von Patrick Schwengers habe ich beispielsweise meinen Teil beigetragen“, erklärte der Geehrte. „Es macht mich auch ein Stück weit stolz, wenn ich sehe, wohin der Weg dieser Schützlinge dann führt.“
Manchmal eben bis in die Bundesliga, wo Schwengers in der Vorsaison nach einer Verletzung von Dr. Felix Brych als erster Schleswig-Holsteiner seit knapp 30 Jahren (Vorgänger: Lutz Pohlmann 1997) und der erste Lübecker seit rund 60 Jahren (Vorgänger: Gerhard Pooch 1964) pfeifen durfte.
Transparent und offen: Ittrich, Schwengers und der VAR
Was die Spielleitungen in den Eliteligen ausmacht, stellten Ittrich und Schwengers perfekt vor. „Wir sind auf dem Platz die Manager für alles“, erklärte Ittrich. Er nahm dabei durchaus auch den DFB in die Verantwortung, indem er kritisierte, dass auch Kommunikation mit Polizei oder Sicherheitsbeauftragten zum Standard gehört und am Ende Entscheidungen über Spielabbrüche bei Einflüssen von außen (Ittrich erinnerte an Tennisball-Würfe und den jüngsten Feuerzeugwurf bei Union) in der Verantwortung der Schiedsrichter liegen.
„Im Handball gibt es für so etwas den Matchdelegierten“, warf der als Gast anwesende Björn Lohmann, Ehrenvorsitzender des Kreishandballverbandes und Offizieller bei internationalen Spielen, ein.
Bei den Video-Sequenzen, die Schwengers aus seinen eigenen Spielen zeigte, waren auch falsche Entscheidungen auf Schalke und in Ulm dabei, die der Eingriff des Video-Assistenten korrigierte. „Solche Fehler gehören dazu“, erklärte Schwengers. „Wir müssen transparent damit umgehen und daraus lernen.“
Bei den Video-Sequenzen, die Schwengers aus seinen eigenen Spielen zeigte, waren auch falsche Entscheidungen auf Schalke und in Ulm dabei, die der Eingriff des Video-Assistenten korrigierte. „Solche Fehler gehören dazu“, erklärte Schwengers. „Wir müssen transparent damit umgehen und daraus lernen.“
Auch Grauzonen-Entscheidungen wurden am Beispiel einer Szene aus dem Spiel Schalke – Regensburg thematisiert. Eine (richtige) Millimeter-Abseits-Entscheidung und eine (diskutable, aber nicht klar falsche) Foulspielfrage binnen weniger Sekunden brachten Aktiven und Publikum mehrere Erkenntnisse. „Wenn ich Elfmeter gegeben hätte, hätte der VAR auch nicht eingegriffen“, erklärte Jurist Schwengers. Sein gewohnt schlagfertiger Kollege Ittrich, im Hauptberuf Polizist, sagte ehrlich: „Ich frage mich auch oft, warum der Eingriff so lange dauert.“ Und lieferte aber gleich die Antwort hinterher, in Form von oft mehr als einem Dutzend Kameraperspektiven, Standbildern, Zeitlupen und interner Kommunikation – alles im Dienste der Aufklärung. „Es ist für den VAR immer auch die Sorge dabei, dass es noch eine bessere Kameraperspektive geben könnte“, so der Hamburger, der aktuell nach seiner fünften Knieoperation Zwangspause hat. Im Laufe der Rückrunde, möglichst im März, würde Ittrich gerne auf den Platz zurückkehren.
Jasmin Matysiak – neue Fifa-Frau für Lübeck

Der Freitagabend brachte weitere Erkenntnisse – an der Spitze wie an der Basis: Mit Jasmin Matysiak bekommt der Kreis Lübeck im Jahr 2025 eine weitere Elite-Schiedsrichterin hinzu. Die 27-Jährige, bislang für Fortuna Bösdorf an der Pfeife, ist von Plön nach Bad Schwartau gezogen und wird sich einem Verein in der Nähe anschließen.
„Wir haben auch im Frauenbereich inzwischen spezialisierte Assistentinnen“, erläuterte sie, warum ihr Name bislang nur Experten ein Begriff ist, obwohl sie seit einem Jahr das Fifa-Abzeichen auf dem Trikot trägt. „Hier in Schleswig-Holstein versuche ich regelmäßig bei Spielen in der Oberliga der Männer dabei zu sein“, berichtete sie von den wenigen Lücken im DFB-Kalender. Höhepunkt war zuletzt ein Spiel der Champions League der Frauen beim FC Barcelona.
„Danke Schiri“: Reschinski und Mond geehrt

Zwei DFB-Ehrungen standen darüber hinaus noch an. KFV-Lehrwart Eric Reschinski (VfL Bad Schwartau) erhielt die Auszeichnung der Aktion „Danke, Schiri“ für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement. Der 51-jährige Dr. Michael Mond (TSV Siems), der bereits seit knapp 37 Jahren Schiedsrichter und aktuell SHFV-Lehrwart ist, wurde in der Kategorie „Schiedsrichter Ü50″ als Landessieger der Aktion ausgezeichnet.
Weil es eben ohne Menschen wie sie, ohne die ehrenamtliche Basis, auch keinen Ittrich und keinen Schwengers als Aushängeschilder an der Spitze geben würde.
Autor: Lübecker Nachrichten/cj
Solche Fehler gehören dazu und die Videoüberprüfung dauert so lange, weil es ja noch ein besseres Bild geben könnte… Perfekt heißt also es wird nicht Mal versucht es besser zu machen… Wenn gravierende Fehler dazu gehören und dann ja eh vom Videoassistent korrigiert werden, kann auch jeder Oberliga SR Bundesliga pfeifen. Der Videobeweis ist seit Einführung ein Ärgernis und funktioniert nur selten so wie er sollte. Es werden willkürlich Millimeter Entscheidungen beim Abseits getroffen mit irgendwelchen kalibrierten Linien. Andererseits werden heftige Fehlentscheidungen nicht korrigiert, trotz des scheinbaren Wartens auf noch bessere Bilder. Ich erinnere nur an die rote Karte für Upamecano als Welz davon überzeugt war, dass es keine besseren Bilder gibt als seine Wahrnehmung von 30 Meter Entfernung und auch als alle (!) Experten sich dahingehend äußerten das er den Videobeweis hätte konsultieren müssen damit er seine Fehlentscheidung korrigieren kann, war er der Meinung das er ganz toll ist. Der Videobeweis hat den Fußball auf eine andere Weise ungerecht gemacht und kann weg