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Urs Meier hebt beim Handspiel die Hände

Im Bundesligaspiel der Bayern in Hoffenheim (1:4) kam es nach der Pause zu einer strittigen Szene, als Sacha Boey den Ball aus kürzester Distanz an Albian Hajdaris Bein hämmerte – von dort sprang er an die Hand. Ich ordne die Szene ein:

Schiedsrichter Robert Hartmann zögerte keine Sekunde und zeigte trotz Proteste der Hoffenheimer auf den Punkt. Harry Kane verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:0 für den FC Bayern.

Im Nachgang bewertete Ex-Schiedsrichter Urs Meier im ran-Interview“ den Elfmeter als eine Fehlentscheidung. [TV-Bilder – ab 06:18 Minuten]

Zwar heißt es in der Regel weiter, springt der Ball vom eigenen Körperteil an die Hand, ist nicht auf Handelfmeter zu entscheiden.“ Doch hier muß man wissen, dass die Handspielregel zu Beginn der Saison erneut verfeinert wurde. Dieses Kriterium wurde von der Uefa auch vom DFB übernommen.

Wenn der Arm zu Beginn des Handspiels sich in einer unnatürlichen, vom Körper abgestreckten Armhaltung befindet, ist es dennoch ein strafbares Handspiel – auch wenn der Ball vom eigenen Körperteil an den Arm springt.

Und ich finde das auch richtig und im Sinne des Fußballs. Man kann doch nicht von grundsätzlicher Straffreiheit sprechen, wenn der Arm dennoch unnatürlich vom Körper abgestreckt ist und somit die Körperfläche vergrößert. So unglücklich es für den Abwehrspieler auch sein mag, ist hier das große Problem die Armhaltung und durch dieses „Abfälschen“ gibt es keine klare Richtungsänderung. Deshalb war für mich der Handelfmeter (eher) die richtige Entscheidung. wobei der Abpraller vom Bein schon etwas entlastet. Aber der Arm ist eben etwas weg vom Körper und als VAR hätte ich auch nicht eingegriffen.

Darauf angesprochen, schrieb mir Urs, eine lange und ausführliche E-Mail (im Wortlaut zitiert).

„Mit dem Handspiel werde ich mit den deutschen Auslegungen nicht (mehr) klarkommen 😉, all die Begrifflichkeiten wie Körperflächenvergrösserung, abgespreizter Arm usw. stammen aus der Feder des DFB. Man sollte wieder zurück zu den Wurzeln gehen und die Schiedsrichter so schulen, dass sie den Unterschied zwischen einer natürlichen und unnatürlichen Armhaltung erkennen. Dazu kommt auch noch die Schulung in Sachen Fussballverständnis, was ist absichtlich und was ist unabsichtlich. Geht der Ball zur Hand oder geht die Hand zum Ball. Das Problem ist doch immer wieder dasselbe, man schaut sich Standbilder an und kommt dann zum Schluss, dass der Arm zu weit vom Körper weg ist,  entscheidet dann auf Elfmeter, obwohl die Aktion dynamisch war und der Arm genau dahin gehört, weil es eine natürliche Bewegung war. Warum tun wir Schiedsrichter uns so schwer mit dieser Regel? Warum sehen es die Fussballer oft ganz anders, wie auch in diesem Fall bei Hoffenheim – Bayern? Wieso haben wir ein solche Diskrepanz zwischen der Auslegung in Deutschland und z.B. England? Ich kann nur raten: zurück auf Feld 1:

  • Absicht erkennen
  • Geht der Ball zur Hand oder die Hand zum Ball
  • Natürliche oder unnatürliche Armhaltung.“

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Lutz Wagner

    … gewisse Vorgaben wie die klare Richtungsänderung. Wenn sie nun mal so vorgegeben ist, können nicht ignoriert werden. Naja, ich denke um das Handspiel gibt es noch viel Diskussionen und die werden auch bleiben.

  2. Dieter Albrecht

    Ich halte mich seit langer Zeit aus der Auslegung und Bewertung des Handspiels heraus. Ehrlich gesagt: Mir ist der Durchblick abhanden gekommen. Fast in jeder Woche gibt es in einem Spiel eine andere Auffassung. Die Schiedsrichter werden total verunsichert. Zu meiner lange zurückliegenden aktiven Zeit gab es eine deutliche Ermessensgrundlage für den Schiedsrichter. Natürlich führte auch das nicht selten zu Diskussionen.
    Die Meinung des ehemaligen Spitzenschiedsrichters Urs Meier findet insgesamt meine Zustimmung. Er drückt sich klar und verständlich aus.
    An die Hüter des Regelwerks gerichtet: Macht es nicht noch komplizierter als es schon ist. Sonst blickt bald niemand mehr durch.

  3. Helmut Wittiger

    Schaut Euch das Bild von Aytekin vom 28.04.2024. Er hält seine Arme abgespreizt von Körper. Nach Robert Hartmann ist das eine unnatürliche Handhaltung.
    Für mich ist die Handhaltung natürlich.
    Da ich auch keinen vAR habe gibt es solche Strafstösse bei mir nicht.

  4. Reiner Kuhn

    Ist schon seltsam, dass hier sämtliche deutsche Sportnedien (u.a. kicker, Sportschau und der offiziell auch der DFB) es als richtige Entscheidung betiteln nur die wahren Facebookexperten diese Entscheidung anzweifeln… das ist ein 100iger Handelfmeter nach den Regeln.

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