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Schiedsrichter Timo Gansloweit stand in Karlsruhe sehr im Mittelpunkt

Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 16. Spieltag | 2. Liga

Der vergangene Spieltag in Liga 2 war turbulent und es gab in einigen Stadien eine Menge Diskussionen. Vorallem bei Timo Gansloweit, der als Beobachter den Rekordschiedsrichter Dr. Felix Brych auf der Tribüne hatte, ging es wild her und das Spiel entglit dem jungen Dortmunder komplett. Auch Lukas Benen in Magdeburg erlebte ein ungewöhnliches Spiel, als er 3 mal auf den Punkt zeigen musste. Alles weitere in der Analyse:

FC Schalke 04 – 1. FC Nürnberg 1:0 (SR: Christian Dingert)

Szene 1: Einer der Schlüsselmomente aus Nürnberger Sicht ist, als es in der 69. Minute eine umstrittene Szene gab. Der bereits mit Gelb verwarnte Schalker Innenverteidiger Hasan Kurucay foulte den Nürnberger Mittelfeldspieler Julian Justvan an der Mittellinie. Justvan war auf dem Weg zu einem gefährlichen Konter, Kurucay stoppte ihn taktisch, ohne Chance auf den Ball. Schiedsrichter Christian Dingert pfiff lediglich Freistoß für Nürnberg, zeigte aber keine zweite Gelbe Karte für Kurucay. Für mich eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters, dem Schalker nicht Gelb/Rot zu zeigen.Das war ein klares taktisches Foul, den Kurucay stoppte Julian Justvan an der Mittellinie, ohne echte Chance auf den Ball, um einen gefährlichen Nürnberger Konter zu unterbinden. Solche Vergehen werden nach IFAB- und DFB-Richtlinien mit Gelb bestraft, weil ein vielversprechender Angriff unterbunden wurde.

1.FC Magdeburg – KSV Holstein Kiel 3:3 (SR: Lukas Benen)

Szene 2: In der 53. Minute gab es eine Szene mit Adrián Kapralik und Alexander Nollenberger. Dabei kam es nach einem harmlosen Kopfball von Kapralik zu einem Zusammenprall im Laufduell. Nollenberger blieb nach dem unglücklichen Zusammenprall liegen und musste an der rechten Wange behandelt werden. Schiedsrichter Lukas Benen pfiff nicht ab, ließ weiterspielen und zeigte Kapralik keine gelbe Karte. Vertretbare Entscheidung, da es ein unglücklicher, nicht absichtlicher Zusammenprall war und kein rücksichtsloses Vergehen und schon gar kein brutales mit erhobenen Ellenbogen. Schiedsrichter haben da einen Ermessensspielraum bei den Zweikämpfen. Wenn der Kontakt nicht vorsätzlich oder überhart wirkt, bleibt es bei „Spiel weiter“ und ohne einer Verwarnung.

Szene 3: Lubambo Musonda foulte Niklas Niehoff mit einer leichten Berührung am Bein im Strafraum. David Zec verwandelte sicher. Das ist eine harte Entscheidung, da der Kontakt minimal war. Schiedsrichter pfiff direkt vor Ort, ohne VAR-On-Field-Review – der VAR griff nicht ein. Dür mich ist das für einen Elfmeter zu wenig. Ein VAR-Eingriff hätte durchaus Sinn ergeben können. Allerdings lag eben die klare und offensichtliche Fehlentscheidung auch nicht vor, weshalb der Strafstoß bestehen blieb. Ein klassischer „Kann man geben – muss man nicht-Fall“. [TV-Bilder – ab 01:15 Minuten]

Szene 4: Unstrittig waren dann aber die beiden anderen Elfmeter. Beim Handspiel von Marcus Mathisen sprang der Ball an den abgespreizten Arm nach einer Flanke und beim Elfmeter für Magdeburg traf David Zec Tobias Müller bei einem Luftduell mit dem Ellenbogen im Gesicht. Richtige Entscheidungen. [TV-Bilder – ab 03:15 und 03:55 Minuten]

Hannover 96 – VfL Bochum 0:0 (SR: Tobias Reichel)

Szene 5: Keinen Elfmeter für Hannover gab Schiedsrichter Reichel, als Maximilian Wittek Daisuke Yokota zu Fall brachte. Die leichte Berührung ist auch für mich kein foulwürdiges Vergehen. Demzufolge die zunächst richtige Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Reichel.

Szene 6: Nicht aber als direkt danach und noch vor der Pause nach dem vergleichsweise leichten Kontakt der Referee auf Strafstoß entschied, als Farid-Alfa Ruprecht Maurice Neubauer mit dem langen Bein touchierte und leicht am Fuß traf. Der Kontakt war wieder minimal und Neubauer und der Hannoveraner ging nach dem leichten Kontakt zu Boden. Da kein klarer Fehler vorlag, griff der Video-Assistent nicht ein. Der Strafstoß einzeln betrachtet eine sehr harte und kleinliche Entscheidung und regeltechnisch vertretbar. Er ist aber deshalb höchst umstritten, weil der Unparteiische hier keine Linie hatte. Erst agierte er wohltuend großzügig, dann aber pfeift er ein ähnlichen Foul kleinlich weg. Deshalb im Gesamtkontext des Spiel hier eine Fehlentscheidung den Elfmeter zu geben. [TV-Bilder – ab 01:35 und 02:00 Minuten]

Karlsruher SC – SC Paderborn 0:4 (SR: Timo Gansloweit)

Szene 7: KSC-Abwehrchef Marcel Franke grätschte an der Seitenlinie rüde im Vollsprint in Nick Bätzner hinein. Schiedsrichter Timo Gansloweit zeigte zunächst Gelb. Der VAR überprüfte die Szene intensiv auf eine mögliche direkte Rote Karte wegen groben Foulspiels oder übermäßiger Härte. Nach dem Check blieb es bei Gelb – kein On-Field-Review, da aus Kölner Keller-Sicht kein klarer und offensichtlicher Fehler vorlag. Das ist ein Grenzfall zur roten Karte. Das Tackling war grenzwertig hart, mit beiden Beinen voraus, und hätte durchaus einen Platzverweis rechtfertigen können. Was für mich auch mindestens die bessere Entscheidung gewesen wäre. Karlsruhe hatte „Glück“, dass es bei Gelb blieb. [TV-Bilder – ab 0:35 Minuten]

Szene 8: In der 48. Minute köpfte Leon Opitz zur vermeintlichen KSC-Führung ein. Video-Assistent Dr. Matthias Jöllenbeck meldete sich und empfahl einen Check: Im Vorfeld der Angriffsentstehung beim Ballgewinn von Wäschenbach im Mittelfeld hatte dieser Curda mit einem Schubser/Kontakt gefoult, der letztlich als foulwürdig gewertet wurde. Schiedsrichter Timo Gansloweit ging zum Monitor, bestätigte das Foul und erkannte den Treffer ab. Nach den IFAB-Regeln muss ein Tor aberkannt werden, wenn ein klares Foul in der direkten Angriffsphase vorliegt – auch wenn es Sekunden oder einen Ballbesitzwechsel früher passiert. Der VAR greift bei solchen „Tor-Review“-Fällen ein, wenn ein klarer Fehler vorliegt. Hier sah das Schiedsrichterteam ein Foul, das den Angriff unrechtmäßig einleitete. Für mich ist die Entscheidung aber hochgradig umstritten, weil das Foul weit vor der eigentlichen Torentstehung ca. 19 Sekunden davor, mit Ballbesitzwechsel und mehreren Paderborner Ballberührungen dazwischen lag. [TV-Bilder – ab 01:50 Minuten] 

Szene 9: Wenig später sah Fabian Schleusener die Ampelkarte. Schleusener versuchte im Paderborner Strafraum an eine flache Hereingabe von Leon Opitz zu kommen. Im Duell mit Mattes Hansen (Paderborn) ging er ohne erkennbare Berührung/Kontakt zu Boden – es war ein „plumper“ oder „unbeholfener“ Fall, aber kein klares Foul. Schleusener stand sofort wieder auf und signalisierte fair und entschuldigend, dass kein Foul vorlag und er keinen Elfmeter wollte. Schiedsrichter Timo Gansloweit wertete das dennoch als Täuschungsversuch und zeigte die zweite Gelbe Karte (erste Gelbe zuvor für Meckern in der 1. Halbzeit) – somit Gelb-Rot und Platzverweis. Regeltechnisch korrekt. Nach den IFAB-Regeln in Regel 12 „Unsportliches Betragen“ ist ein Versuch, den Schiedsrichter durch Simulation zu täuschen (z.B. um einen Elfmeter zu erlangen), mit Gelb zu ahnden – unabhängig davon, ob der Spieler später „abbremst“ oder fair signalisiert. Der Fall zu Boden ohne Kontakt kann als solcher Versuch gewertet werden, auch wenn keine übertriebene Theatralik vorlag. Für mich dennoch eine harte Entscheidung, es gab zwar keinen erkennbaren Kontakt durch Hansen, aber Schleusener fiel eher „natürlich“ oder unbeholfen und es ist eher ein Stolpern, nicht wie eine klassische „echte Schwalbe“ mit Rollen oder Schreien. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. [TV-Bilder – ab 02:12 Minuten]

Szene 10: Nach einer eigenen Ecke lief Karlsruhe in einen schnellen Paderborner Konter. Der eingewechselte Steffen Tigges war frei auf dem Weg Richtung Tor/Strafraum. Franke iss Tigges wenige Meter vor dem eigenen Strafraum durch ein taktisches Foul um – klarer Stopp einer vielversprechenden Angriffssituation. Schiedsrichter Timo Gansloweit zeigte sofort die zweite Gelbe, somit Gelb-Rot und Platzverweis. Es handelte sich um ein wiederholtes Foulspiel und ein offensichtliches taktisches Foul, um einen gefährlichen Konter zu unterbinden – nach IFAB-Regeln zwingend mit Gelb zu ahnden. [TV-Bilder – ab 04:15 Minuten]

SpVgg Greuther Fürth – Hertha BSC  3:3 (SR: Tom Bauer)

Szene 11: Das aberkannte Tor von Fabian Reese war korrekt. Die halbautomatische Abseitstechnologie zeigte eine klare Abseitsposition von Reese vor der minimalen Verlängerung. Der junge Fürther Verteidiger Kennet Eichhorn hatte den Pass von Cuisance minimal mit der Schulter verlängert – dadurch wurde Reese aktiv abseitsgestellt. Die Verlängerung durch einen Gegenspieler macht den Pass „neu“ und hebt ein mögliches Abseits nicht auf, wenn der Angreifer bereits vor der Berührung abseits stand. [TV-Bilder – ab 01:24 Minuten]

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Kurt Müller

    Schiri Timo Gansloweit (KSC-Paderborn kommt aus Huse, einem Vorort von Paderborn. Diese Ansetzung ist doch wohl ein Witz.
    Aber auch der Schiri hätte „Eier“ haben müssen und den Spielauftrag zurückgeben. Böswillig könnte man ihm vorwerfen nicht neutral zu sein.

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