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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 16. Spieltag | 2. Liga

In einem hitzigen Zweitliga-Topspiel gab der Unparteiische eine spielentscheidende rote Karte und einen strittigen Siegtreffer, die in der Folge die Niederlage bedeutete. Außerdem werfen wir einen Blick auf eine klare Torchancenverhinderung durch Handspiel, zwei Platzverweise für Teamoffizielle, einige Strafraumsituationen und Abseitspositionen wobei man in Fürth am VAR zu Unrecht zweifelt.

SC Paderborn – DSC Arminia Bielefeld 0:2 (SR: Dr. Martin Thomsen)

Szene 1: Jannik Huth nahm knapp vor seinem Strafraum Robin Hack den Ball weg. Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen ließ zunächst weiterlaufen, VAR Tobias Welz griff aber völlig zurecht ein und schickte den Unparteiischen vor den Bildschirm. Dort sah er, dass der Paderborner Keeper durch sein Handspiel eine klare Torchance verhinderte und zeigte ihm deshalb die korrekte rote Karte. [TV-Bilder – ab 00:20 Minute]

Szene 2: Nach einer Konfrontation zwischen und in Folge eines Foulspiels lief Co-Trainer Frank Kaspari vor die gegnerische Bank und beschwerte sich lautstark. Für dieses Verhalten zeigte Schiedsrichter Thomsen die nächste rote Karte. Zurecht, da Teamoffizielle in ihrer gehobenen Funktion und Vorbildstellung in dieser Form auf dem Feld keine Konfrontationen durchzuführen haben. Der Unterschied zu den ebenfalls anwesenden Bielefelder Offiziellen liegt darin, dass diese erkennbar deeskalieren wollten. [TV-Bilder – ab 03:10 Minute]

Szene 3: Der bereits verwarnte Lukas Klünter ließ sich beim Einwurf aufreizend viel Zeit. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten: Thomsen zeigte die gelb-rote Karte und sprach Paderborn den Einwurf zu. Falsche Spielfortsetzung, da der Ball noch gar nicht im Spiel war. [TV-Bilder – ab 04:00 Minute]

Hansa Rostock – 1.FC Nürnberg 1:1 (SR: Dr. Robin Braun)

Szene 4: Johannes Geis berührte den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand, Schiedsrichter Dr. Robin Braun ließ das Spiel aber weiterlaufen. Zurecht, da der Nürnberger einen fairen Zweikampf durchführte und der Armkontakt normale Folge der Körperbewegung war und kein absichtliches Handspiel darstellte. (02:00)

Szene 5: Nach einem Foulspiel vor der Rostocker Bank begann Teamarzt Bartel eine Konfrontation mit einem Gegenspieler. Auch hier lautet die richtige Sanktion Innenraumverweis durch Zeigen der roten Karte. Interessant hier, dass medizinisches Personal verbleiben darf, wenn kein weiteres vorhanden ist. Im Profibereich darf man aber unterstellen, dass die Rostocker über weiteres Personal verfügen. [TV-Bilder – ab 03:10 Minute]

SV Sandhausen – 1.FC Heidenheim 3:4 (SR: Richard Hempel)

Szene 6: Marcel Ritzmaier wurde kurz vor dem Strafraum per Beinstellen zu Fall gebracht, Schiedsrichter Richard Hempel sah das Foulspiel aber innerhalb des Sechzehner und gab Strafstoß. VAR Johann Pfeifer griff ein und korrigierte den Tatort. Richtig, hier Freistoß zu geben. [TV-Bilder – ab 04:00 Minute]

SpVgg Greuther Fürth – Hamburger SV 1:0 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck)

Szene 7: Greuther Fürth stürmte zur frühen Führung! Das Kleeblatt macht mit Ache Alarm auf dem rechten Flügel, der nach einem schicken Doppelpass mit Hrgota flach in den Fünfer flankte. Am linken Pfosten sprang Sieb in die Hereingabe und drückte den Ball ins Netz. Der Treffer wurde lange von Video-Assistent Timo Gerach geprüft und fand letztlich die Anerkennung. Hier wäre in jedem Fall der bildliche Beleg mit der kalibrierten Linie aus dem Kölner Keller erforderlich gewesen. Die selbst gezogene Sky-Linie, die den Eindruck erweckte, ein halber Fuß wäre im Abseits, wurde in jedem Fall fall eingezeichnet. Hingegen haben sich da die Kollegen der sportschau bisschen mehr Mühe gegeben und den Kopf mit berücksichtigt. Nach diesem Bildern ist die Entscheidung aber tendenziell korrekt. Es macht aber auch keinen Sinn sich über faktische Entscheidungen zu diskutieren. Keine TV-Linien sind so exakt wie die in Köln. Gerach macht das mit den ihm zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten schon bestmöglich. Aber wie gesagt, der offizielle bildliche Beleg hat leider gefehlt. Den hätten sie eigentlich rausschicken müssen. [TV-Bilder – ab 0:33 Minuten]

Szene 8: Mitte der ersten Halbzeit prüfte der VAR erneut einen möglichen Abseitstreffer. Der Ball lag im Tor der Fürther und Glatzel jubelte. Der Hamburger vollendete eine Flanke eiskalt mit dem Kopf. Die Fahne ging aber schnell hoch.   Auch wenn der Treffer schön anzusehen war, so ist er trotzdem irregulär. Bei der Flanke von Dompé stand Glatzel mit der Schulter knapp hinter der Abwehr der Fürther. [TV-Bilder – ab 1:37 Minute]

Szene 9: Timothy Tillmann grätschte vor der Hamburger Bank Xavier Amaechi völlig übermotiviert um und traf ihn ohne Chance auf den Ball mit der Sohle am Schienbein. Ein Lehrbuchbeispiel einer glatt roten Karte, die Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck auch sofort zeigte. [TV-Bilder – ab 03:20 Minute]

1.FC Magdeburg – SV Darmstadt 98 0:1 (SR: Wolfgang Haslberger)

Szene 10: Christiano Piccini kam ins Straucheln und spielte den Ball mit der Hand weg. Schiedsrichter Wolfgang Haslberger zeigte im ersten Impuls auf dem Platz die gelbe Karte, weil eventuell noch Verteidiger hätten eingreifen können und die „Notbremse“ recht weit außerhalb des Strafraums war. Ganz schwere Entscheidung und sicher auch ein Grenzfall. VAR Michael Bacher griff aber ein und empfahl den Review. Dort sah der Unparteiische, dass zum Zeitpunkt des Handspiels kein weiterer Verteidiger unmittelbar eingreifen konnte. Die Ballkontrolle tritt sehr wahrscheinlich beim Angreifer ein. Damit handelte es sich den Regeln entsprechend um eine klare Torchance.

Ist eine Abwägung und regeltechnische Grauzone, die nur schwer in Gelb oder Rot zu unterteilen ist

Den Platzverweis ist wohl vertretbar, aber doch sehr hart, weil der Darmstädter zum Zeitpunkt des Fouls sicher keine klare Torchance hatte. Und wenn der noch weiter läuft, sind die dann da. Allerdings muss man bei der Notbremse immer den Moment des Foulspiels beachten und danach können die beiden Verteidiger ganz Gewiss nicht mehr eingreifen. Die ganze Situation ist sehr grenzwertig, da gibt es Argumente für beiden Seiten gibt. Das würde aber auch bedeuten, dass hier VAR Bacher den Review zu Unrecht empfahl, da die Feldschiedsrichterentscheidung mit Gelb dann doch auch die akzeptiertere und bessere Entscheidung ist. Der ungewöhnliche Ort des Vergehens schmälert hier die Akzeptanz erheblich, aber das ist nun mal nicht das Kriterium für eine Entscheidung. [TV-Bilder – ab 1:49 Minute]

Szene 11: In der 78. Minute nutzten die Darmstädter die FCM-Unterzahl und Patric Pfeifer erzielte den 1:0-Siegtreffer. Der aufgerückte Abwehrmann nickte den Ball nach Kempes Eckstoßflanke aus halblinken elf Metern mit der Stirn im hohen Bogen in die obere rechte Ecke – sowohl die Magdeburger verteidiger als auch Torhüter Reimann sind machtlos. In den TV-Bildern ist jedoch zu sehen, wie Pfeifer den Magdeburger mit beiden Händen wegstößt und sich dadurch den entscheidenden Vorteil verschafft. Das Tor hätte demnach nicht zählen dürfen. [TV-Bilder – ab ab 3:04 Minute]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Stephan Andert

    Szene 11: Ganz Klare Absicht unterstelle ich dem Herrn Haslberger das nicht erkennen, das der Herr Pfeiffer mit dem Wegstossen Foul Spielt. Er ist sogar nur wenige Meter vom Geschehen entfernt.

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