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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 7. Spieltag | 3. Liga

Mit den Roten Karte für Braunschweigs Marc Pfitzner und Ingolstadts Thomas Keller, einen vermeintlich nichtgegebenen Handelfmeter für Köln, dem möglichen 1:0 für Preußen Münster gegen Rostock, der Gelben Karte für Philipp Steinhardt und eines gefährlichen Spiels eines Magdeburgers. Am 7. Spieltag haben wir uns sechs Situationen nochmal genauer angesehen.

KFC Uerdingen 1.2 Eintracht Braunschweig (SR: Florian Badstübner)

Foulspiel im Mittelfeld und Rot für Braunschweigs Marc Pfitzner

Rote Karte für Marc Pfitzner: Eine harte Entscheidung! Pfitzner ging mit erhöhtem Bein voran zum Ball, traf dann jedoch nur Roberto Rodríguez am Oberschenkel. Referee Florian Badstübner zögerte keine Sekunde, dennoch ist die Karte durchaus diskutabel (im Video ab 1:40 Minute).

IG-Schiedsrichter: Hier sagt das Standbild Rot. Allerdings aus meiner Sicht im realen Geschehensablauf eher ein unglücklicher Treffer im Kampf um den Ball und ich denke nicht gewaltsam oder brutal. Mit Gelb ware es sicherlich ausreichend sanktioniert gewesen, aber wenn man das Bild und den Treffer sieht, ist Rot zu akzeptieren.

Update: Das DFB-Sportgerichte sperrte den Braunschweiger zwei Meisterschaftsspiele.

FC Viktoria Köln 3:0 FC Ingolstadt (SR: Alexander Sather)

Der Oberkörper verdeckt ein vermeintliches Handspiel

Etwa zehn Minuten war gespielt. Die Rechtsrheiner hatten gerade in die Partie gefunden und mussten einen nicht gegebenen Handelfmeter beklagen. Nach einer Flanke von Fabian Holthaus bekam Thomas Keller den Ball im Fünfer an den Arm. Schiedsrichter Sather ließ weiterspielen (im Video ab 0:33 Minute).

IG-Schiedsrichter: Dieses vermeintliche Handspiel kann nicht seriös bewertet werden. Selbst aus den Livebildern ist nicht ersichtlich, wo Keller den Ball an den Arm bekam. Tendenziell sieht es für mich so aus, als ob der Ingolstädter den Arm sogar nach hinten wegziehen wollte, um das Handspiel sogar noch zu verhindern. Man müsste da die Bilder von der Hintertorkamera haben, welche das ganze aufklären würde.

Rüdes Foulspiel im Mittelfeld von Ingolstadts Thomas Keller zieht Rot nach sich

In der 57. Karte zeigte Sather Ingolstadts Keller die Rote Karte: Marcel Gottschling nahm auf der rechten Außenbahn Tempo auf. Thomas Keller grätschte ihm von der Seite in die Parade und wurde umgehend vom Platz gestellt. Die Entscheidung war hart, aber durchaus vertretbar (Videobilder ab 2:19).

IG-Schiedsrichter: Tendenziell sehe ich da Rot als zu hart an. Die Gelbe Karte wäre da noch im Bereich des Möglichen gewesen. Der Fuß ist am Boden, die Sohle ist nicht offen und auch nur ein leichter Treffer am Fuß. Jedoch ist der Ball zum Zeitpunkt des Foulspiels weiter weg als zum Beispiel bei Daniel Schlager (am Wochenende) und Thomas Keller traf Marcel Gottschling von der Seite nur mit seiner Grätsche am Fuß. Aber wenn ich das jetzt mal mit der Situation mit Klaus Gsasula vergleiche, wo Schlager nur Gelb zeigte, dann hätte es in Wolfsburg auch Rot sein müssen. Wie Ingolstadts Keller da Kölns Gottschling abräumte, war schon hart. Ohne Chance auf den Ball, mit Anlauf nur auf den Gegenspieler gehend. Wenn das hier Rot ist, dann muss es auch bei Schlager Rot sein, wenn man da mal eine einheitliche Linie reinbringen will. Stichwort: Gleichheit. Diese vergleichbaren Situationen liegen jedoch noch im Ermessungsbereich und daher ist sowohl Gelb als auch Rot in Ordnung. Regeltechnisch lautet da immer die Frage: rücksichtslos oder war es doch schon ein grobes Foulspiel. Was man auch bedenken sollte, ist der Ort des Foulspiels. Vor der Bank auf dem sogenannten Präsentierteller zieht so etwas schnell mal eine Rudelbildung nach sich und jeder sagt: „Eye, so wie der da einsteigt…“ Letztlich ist die Rote Karte eine nachvollziehbare Entscheidung des Schiedsrichters.

Update: Es war für Thomas Keller bereits der zweite Platzverweis in der laufenden Saison. Das DFB-Sportgericht sperrte ihn für drei Meisterschaftsspiele.

FC Hansa Rostock 1:0 Preußen Münster (SR: Robin Braun)

Ist das absichtliches Handspiel vor der Torerzielung?

Tor für Preußen Münster? Nein, der Treffer von Maurice Litka zählte aufgrund eines Handspiels bei der Vorbereitung nicht. Nach einem langen Einwurf spielte Luca Schnellbacher sehenswert in die Schnittstelle und bediente die Acht der Gäste. Litka pfefferte den Ball eiskalt in den rechten Knick, aber Schnellbacher soll den Einwurf zuvor mit der Hand angenommen haben (Videobilder ab 1:26 Minute).

IG-Schiedsrichter: Extrem schwierige Entscheidung für den jungen Schiedsrichter in seinem ersten Drittligaspiel. Handspiel im Mittelfeld vor der Torerzielung? Für mich generell eine falsche Entscheidung des Schiedsrichters. Es ist kein strafbares Handspiel und nicht unmittelbar vor der Torerzielung. Es ist null Absicht. Kurze Distanz nach dem Abpraller, keine Orientierung um zu reagieren. Der Ball geht in der Drehung an den Arm. Das kann kein absichtliches Handspiel sein. Da ist schon noch ordentlich Zeit dazwischen. Es geht wirklich bei der Bewertung nur darum, geht der Ball unmittelbar vor der Torerzielung an die Hand (Querpass, Schuss, Tor). Siehe die Gelbe Karte für Leverkusens Wendell im Spiel gegen Paderborn) und da liegt für mich dann hier noch zu viel Zeit dazwischen. Das steht im Übrigen auch unter „immediatly“ also unverzüglich/sofort im Regelwerk. Das bringt nichts hier mit einer Sekundenvorgabe zu arbeiten. Das muss schon noch im Ermessen sein, aber das hier ist mir persönlich zu lang ausgelegt. Aus diesem Grund liegt hier eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters vor und das wunderschöne Tor zur Führung für Münster hätte zählen müssen. Auch zweifelhaft, warum der Schiedsrichter nicht gleich nach dem Handspiel (wenn er es schon so sieht) abpfeift, er lässt laufen, Preußen schießt das Tor und dann pfeift er das Handspiel zurück. Äußerst schlechte Außenwirkung.

Chemnitzer FC 0:1 TSV 1860 München (SR: Franz Bokop)

Hart an der Grenze zu Rot bewegte sich Münchens Philipp Steinhart

München wurde ausgekontert und Bonga war eigentlich frei durch vor dem Tor. Kurz vor dem Sechzehner bekam er aber den Kontakt von Steinhart in die Hacken und ging zu Boden. Schiedsrichter Bokop wertete die Aktion nicht als Notbremse, weil noch zwei weitere Löwen in mehr oder wenige unmittelbarer Nähe hinterherliefen (Videobilder 46:56 Minute).

IG-Schiedsrichter: Zunächst sah es als eine zweifelhafte Entscheidung des Schiedsrichters aus. Jedoch nachdem ich mir mehrere Male das Livebild angesehen habe, auch wenn ich denke, Bonga hätte den Ball noch bekommen, aber weil zum Zeitpunkt des Fouls keine Ballkontrolle vorliegt, ist Gelb als einziges Argument vertretbar. Rot wegen Notbremse wäre hier aber sicherlich auch nicht falsch gewesen.

FC Carl Zeiss Jena 1:1 1. FC Magdeburg (SR: Patrick Alt)

Hohes Bein von Timo Perthel?

Niklas Jahn ging mit dem Kopf im gegnerischen Strafraum leicht herunter und wollte eine Flanke per Kopf aufs Tor bringen. Die Zuschauer wollten einen Elfmeter, weil Timo Perthel mit einem etwas zu hohen Bein das Leder klärte. Doch der Schiri lies die Pfeife stecken. Für Jena hatte dies größere Folgen. Da das Auswechselkontigent schon erschöpft war, mussten sie die letzten neun Minuten beim Stand von 1:1 in Unterzahl bestreiten. (Videobilder ab 2:22 Minute).

IG-Schiedsrichter: Kein Elfmeter ist die richtige Entscheidung, da Perthel klar erkennbar den Ball den Ball spielte. Sicher könnte man da auch auf indirekten Freistoß wegen gefährlichen Spiels entscheiden. Für mich aber nicht zwingend, da der Jenaer auch zu weit den Kopf runternimmt und so Gefahr lief, getroffen zu werden. Aus spieltaktischer Sicht ist weiterspielen die bessere Entscheidung, da hat man weniger Stress, als wenn man da in die eine oder andere Richtung entscheidet.

Die anderen Situationen analysiert der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für „liga3-online (Hier).


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