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Stieler sorgt vor Auswechslung für Aufregung

Am 20. Spieltag der aktuellen Bundesliga-Saison zeigten die deutschen Elite-Schiedsrichter insgesamt gute Leistungen. Nur ein Eingriff in Freiburg sorgte für große Diskussionen, als Schiedsrichter Stieler in der ersten Hälfte einen Strafstoß für die Stuttgarter am Monitor zurücknahm. Eine klare Fehlentscheidung lag nicht vor und dennoch war der Eingriff nach Protokoll korrekt.

SC Freiburg – VfB Stuttgart 2:0 (SR: Tobias Stieler/Christian Dingert)

Freiburgs Kübler (re.) gegen Stuttgarts Tibi (li.): Schiri Stieler entschied zunächst auf Strafstoß, revidierte das nach Ansicht der Bilder der Videos.

Die meisten Diskussionen am 20. Spieltag in der 1. Bundesliga gab es um den von Schiedsrichter Stieler zurückgenommenen Strafstoß. Nach VAR-Review entschied er sich doch gegen den Strafstoß. Die Stuttgarter wirkten nach der Entscheidung entsetzt, ganz abwegig war sie aber nicht. Der Stuttgarter Angreifer Tibidi wurde vom Freiburger Kübler am Fuß getroffen. Doch wenn man die Szene genau betrachtet, sieht man das der Stuttgarter Spieler sich schon vor dem Kontakt deutlich nach vorne beugt. Er sucht außerdem unten förmlich den Kontakt und springt schon selber auch ab. Das Fallmuster passt hier einfach nicht wirklich zum Kontakt. Dennoch lag dieser natürlich vor und der Freiburger Verteidiger ließ schon den Fuß stehen. Ein klassischer Kann-Elfmeter! Stieler entschied sich auf dem Platz dazu diesen zu geben. Doch dann begab sich der Hamburger FIFA-Schiedsrichter in die Review-Area und nahm den Strafstoß zurück. Das Spiel wurde mit einem SR-Ball fortgesetzt. Doch die Stuttgarter monierten natürlich den VAR-Eingriff. Lag hier wirklich eine klare Fehlentscheidung vor? Ich finde nicht. Den Strafstoß kann man geben. Ist der VAR-Eingriff deswegen zwangsläufig nicht nach den Vorgaben des Protokolls erfolgt? Nein. Denn Stieler kann die Szene falsch wahrgenommen haben oder das Review selber initiiert haben, weil ihm auf dem Platz Zweifel gekommen sind. Zweiterer Grund lag hier wohl vor, zumindest lassen das die Aussagen von seinem Schiedsrichterkollegen Aytekin am Sonntag bei Sky90 vermuten. Der DFB hat sich dazu leider bisher nicht geäußert. [TV-Bilder – 2:02 Minute]

Borussia Mönchengladbach – 1. FC Union Berlin 1:2 (SR: Dr. Felix Brych)

Schiedsrichter Brych war in der Konferenz als erster Schiedsrichter in der Review-Area. Der Grund war ein Handspiel des Gladbachers Zakaria im eigenen Strafraum. Dieser bekam den Ball an den nach über Schulterhöhe ausgestreckten Arm. Dieser ging auch leicht zum Ball. Nach zwei verschiedenen Perspektiven entschied sich Brych für den Strafstoß. Eine verständliche Entscheidung. Über die Absicht den Ball zu spielen lässt sich zwar diskutieren, eine deutliche Vergrößerung der Körperfläche durch eine unnatürliche Armhaltung lag in diesem Fall auf alle Fälle vor. Somit ist es nach Regel 12 ein strafbares Handspiel. VAR Storks konnte hier auf beide im Protokoll vorgesehenen Eingriffsgründe zurückgreifen, da sowohl eine klare Fehlentscheidung vorlag als auch vermutlich eine falsche oder fehlende Wahrnehmung beim Schiedsrichter Brych. [TV-Bilder – ab 1:01 Minute]

TSG Hoffenheim – Borussia Dortmund 2:3 (SR: Deniz Aytekin)

In Hoffenheim wunderten sich die Zuschauer über die Entscheidung von Schiedsrichter Aytekin in der 53. Minute. Der Dortmunder Angreifer Malen drang über die linke Seite in den TSG-Strafraum ein und wurde an der Linie durch einen Fuß-Kontakt mit dem Verteidiger Richards zu Fall gebracht. Ein klares Beinstellen! Doch Schiedsrichter Aytekin ließ weiterspielen und ahndete das Vergehen des Hoffenheimer Verteidigers nicht. VAR Pascal Müller überprüfte die Szene und stellte zunächst am Monitor in Köln fest, dass das Vergehen außerhalb des Strafraums war. Dies belegt der Tweet der @dfbschiris. Durch diese Feststellung ist die Überprüfung beendet, da der VAR nun keinen Eingriffsgrund mehr hat. [TV-Bilder – ab 6:17 Minute]

Hertha BSC Berlin – FC Bayern München 1:4 (SR: Bastian Dankert)

In der 89. Minute schoss der Münchner Außenstürmer Sane wunderschön aus guten 20 Metern ins linke Eck, doch die zweite Wiederholung der Entstehung offenbarte, dass der Münchner Spieler zuvor mit dem Arm am Ball war als dieser vom Berliner Ascacibar zurücksprang. Ein Handspiel unmittelbar vor einem Tor ist immer strafbar, weswegen der VAR Markus Schmidt sich meldete und Dankert die korrekte Entscheidung per Funk durchgab. Da es sich hier um faktische Tatsachen handelt, wird kein On-Field-Review empfohlen. [TV-Bilder – ab 8:33 Minute]

Fazit: Insgesamt wieder ein sehr erfolgreiches Wochenende der DFB-Schiedsrichter. Beim VAR konnten viele bedeutende Fehlentscheidungen korrigiert werden. Nur die Auslegung der „klaren Fehlentscheidung“ sorgte in Freiburg wieder für große Diskussionen. Das wird ein Dauerthema bei den VAR-Diskussionen bleiben.

 


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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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