Ein Interview zu den jüngsten Entwicklungen in der Schiedsrichterangelegenheit von Jan Beck im Südbadischen Fußballverband:
Wir berichteten bereits mehrfach über Landesliga-Schiedsrichter Jan Beck, der gegen benachteiligende Handlungen gegen Verbandsschiedsrichterobmann Ralf Brombacher aus Kandern vorgegangen ist
Frage IG SR: Wie ist der aktuelle Sachstand im SBFV?
Beck: Im Zusammenhang mit dem gegen mich geführten Disziplinarverfahren, das auf vermeintlich fragwürdige öffentliche Äußerungen zu den vorangegangenen Verfahren gestützt ist, gibt es neue Entwicklungen. Nachdem ich in zwei vorangegangenen Verfahren wegen gegen mich erfolgter benachteiligender Handlungen vor den Verbandssportgerichten des SBFV als auch des BadFV bereits obsiegt habe, ist das dritte Verfahren, in diesem Fall gegen mich laufend, noch anhängig bzw. fortlaufend. Am Freitag, 06. September 2024, habe ich eine umfassende, achtseitige, auch juristisch abgestimmte Stellungnahme zu den gegen mich erhobenen Vorwürfen bei dem Leiter der Kontrollstelle eingereicht. In Reaktion darauf wurde ich heute telefonisch von dem derzeit Hauptverantwortlichen im Verfahren, dem Leiter der Kontrollstelle, kontaktiert.
IG: Was wollte der Leiter der Kontrollstelle von dir wissen?
JB: In diesem Gespräch teilte er mir seine vorläufige Ersteinschätzung der Sachlage mit. Nach seiner ersten Bewertung stellen die erhobenen Vorwürfe keine vermutlich ausreichende Grundlage dar, um eine Streichung meiner Person von der Schiedsrichterliste, wie vermutlich von der Verbandsspitze des SBFV gewünscht wird oder mit dem Verfahren erwirkt werden soll, zu rechtfertigen. Ebenso sei nicht mit gravierenden Sanktionen zu rechnen. Um das Verfahren jedoch dennoch zügig beenden zu können, bot mir der Leiter der Kontrollstelle eine Einigung bzw. einen Deal in Form einer einvernehmlichen Streitbeilegung an.
IG: Was wurde dir konkret angeboten?
JB: Der Inhalt dieses Deals sah vor, dass ich eine Sperre als Schiedsrichter von bis zu maximal drei Monaten akzeptiere, welche rückwirkend angerechnet bzw. rückdatiert werden würde/könnte, sodass diese Strafe weitgehend oder vollständig bereits durch die bisherige Herausnahme aus dem Spielbetrieb abgegolten wäre.
IG: Hast Du den Deal akzeptiert?
JB: Ich habe dieses Angebot jedoch ausdrücklich abgelehnt. Gerüchte, die derzeit im Bezirk Hochrhein darüber hinaus kursieren, wonach ich mich mit Herrn Ralf Brombacher oder der Verbandsspitze bereits geeinigt oder abgestimmt hätte, entbehren jeglicher Grundlage und entsprechen nicht der Wahrheit. Dies sind nur Gerüchte!
IG: Möchtest Du nicht so schnell wie möglich wieder als Landesliga-Schiedsrichter auf den Platz zurückkehren?
JB: Es ist zutreffend, dass ich mein Amt als Schiedsrichter gerne sobald als möglich wieder aufnehmen möchte – jedoch nicht um jeden Preis. Die Art und Weise sowie der Inhalt des unterbreiteten Deals lassen für mich den Schluss zu, dass der Verband offenbar beabsichtigt und hiermit versucht, sein eigenes Fehlverhalten in dieser Angelegenheit schnellstmöglich und im Idealfall allseits stillschweigend unter den Tisch zu kehren, ohne sich mit den tatsächlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.
IG: Hast Du einen Gegenvorschlag gemacht?
JB: Als Gegenvorschlag habe ich dem Leiter der Kontrollstelle nahegelegt, dass sich die Führung der Schiedsrichter- und Verbandsspitze persönlich gerne bei mir für die im Laufe der vergangenen Monate begangenen Verfehlungen entschuldigt und das Disziplinarverfahren vollständig eingestellt wird. Ein solcher Schritt würde die Wiederaufnahme meiner Tätigkeit als Schiedsrichter und einen damit einhergehenden Wechsel zum BadFV zügig ermöglichen und wäre des Weiteren das Mindestmaß einer angemessenen Verhaltensweise. Da mich in dieser Angelegenheit keinerlei Verschulden trifft, sehe ich jedoch weiterhin keinerlei Veranlassung, eine Strafe jeglicher Form und Art zu akzeptieren – auch nicht, wenn diese bereits durch die vorläufige Suspendierung faktisch abgegolten wäre. Sollte sich das Verfahren auch dann folglich vor dem Verbandsgericht noch weitere Monate hinziehen, werde ich diesen Weg im Interesse der Gerechtigkeit konsequent weiterverfolgen, auch wenn dies gleichbedeutend damit ist, dass auch die Wiederaufnahme meiner Schiedsrichtertätigkeit als Landesliga-Schiedsrichter sich zunächst weiterhin verzögern wird.
IG: Was glaubst Du, sollte mit dem Angebot bezweckt werden?
JB: Für mich stellt der Deal lediglich einen bedauerlichen Versuch dar, den Verband und seine Funktionäre auf meine Kosten zu entlasten, ohne die Verantwortung für das eigene Fehlverhalten zu übernehmen. Das etwa 40-minütige Telefonat am heutigen Tag vermittelte mir klar den Eindruck, dass der Leiter der Kontrollstelle mich mit Nachdruck dazu „überzeugen“ wollte, das Angebot als die beste Lösung für alle Seiten zu akzeptieren.
IG: Was ist für dich eine gute Lösung?
JB: Für mich jedoch ist dies keineswegs die beste Lösung. Ich kämpfe weiterhin für die Gerechtigkeit, ein korrektes Geschäftsgebaren als auch einen menschenwürdigen und respektvollen Umgang mit meiner Person, aber auch mit allen Sportsmännern und Sportsfrauen im Fußballverband.
IG: Wie geht es nun weiter?
JB: Es bleibt nun abzuwarten, wie der Leiter der Kontrollstelle sowie die Verbandsspitze auf meine Reaktion bzw. die Ablehnung des vorgeschlagenen Deals reagieren werden. Es ist anzunehmen, dass diese Antwort seitens der Verantwortlichen nicht in deren Erwartungshorizont lag und man mit dieser Reaktion wohl nicht gerechnet hätte. Es ist zudem jedoch auch von Bedeutung darauf hinzuweisen, dass gemäß § 24 Ziffer 1 der Rechts- und Verfahrensordnung (RuV) des SBFV eine Rüge wegen der Besorgnis der Befangenheit gegen den Leiter der Kontrollstelle erhoben wurde. Diese Rüge wurde in der achtseitigen Stellungnahme mit entsprechenden Argumenten untermauert. Wie der Verband bzw. der Leiter der Kontrollstelle somit mit den Ausführungen umgehen werden, bleibt offen, insbesondere auch, ob und falls ja, wer das Verfahren in welcher Form weiterführen wird. Fakt ist, ohne Einsichtnahme der Hauptakteure auf Verbandsseite schadet sich der SBFV mit dem weiterhin praktizierten Vorgehen und Umgang, den man mir gegenüber an den Tag legt, weiterhin nur selbst.
Es bleibt folglich spannend, ob und falls ja, wann man zur Vernunft und Einsichtnahme kommen wird.