Einige Fragen zu unserer Petition für ehrenamtlich Tätige und Schiedsrichter an den sächsischen Landtag wurden uns von außerhalb gestellt, die ich sehr gerne beantworten möchte, warum diese Petition wichtig ist.
- Was hat es mit der Petition „Schutz der Schiedsrichter und ehrenamtlich Tätigen“ auf sich?
Die genannte Petition ist in einem kleinen Team der IG Schiedsrichter gewachsen. Sowohl Dieter Albrecht aus Stade und Anton Dinslaken aus Baesweiler, als auch ich als Herausgeber der IG Schiedsrichter, arbeiteten diese aus. Wir wollen auch in Deutschland das italienische Modell, welches Gewalttäter gegen ehrenamtlich tätigen Personen als Offizialdelikt mit mindestens 3 Jahren auch im deutschen Strafrecht bestraft. Ein Strafverfahren muss eröffnet werden, ohne das es einen Antrag bedarf.
Wir verurteilen Gewalt gegen Schiedsrichter scharf und fordern seit Jahren immer wieder harte Konsequenzen. Ich erinnere daran, dass selbst Urs Meier nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung bei einem EM-Spiel oder Sascha Stegemann nach einem Spiel in Dortmund Todesdrohungen erhalten hatten und unter Polizeischutz gestellt werden mussten. Die Gewalt gegen Schiedsrichter ist ein gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland, das nicht nur in der Türkei, etc. sondern auch in hohen und unteren Ebenen beim DFB und den Verbänden existiert.
Mein größtes Steckenpferd ist die Gewalt gegen Schiedsrichter, die es immer häufiger gibt. So war ich Mitinitiator des Schiedsrichterstreiks 2023, wo wir im Mai bundesweit Aufmerksamkeit erlangten. Alle Verbände haben damals reagiert. Wir hatten ergo den Kern getroffen. Also den Finger in die richtige Wunde gelegt.
Wir kämpfen nach wie vor für eine harte Bestrafung und die einheitliche Auslegung mit gleichlautender Anpassung der Rechts- und Verfahrensordnungen (RuVO) durch den DFB bzw. die Verbände sowie konsequent harter Strafen durch die Sportgerichte von nicht unter 3 Jahren, bei schwerwiegenden Fällen bis zu einer lebenslangen Sperre.
Gewalt gegen Schiedsrichter in unteren Ligen ist ein lange bestehendes Problem ist, das auch auf die Profi-Ebene durchschlägt. Es muss eine Null Toleranz-Linie geben und alle Beteiligten im Fußball sind aufgefordert, sich für einen respektvollen Umgang mit Schiedsrichtern einzusetzen.
- Erfahrungen mit Gewalt gegen Schiedsrichter
In meiner aktiven Zeit als Schiedsrichter ist es mir Gott sei Dank erspart geblieben, dass ich geschlagen wurde. Jedoch habe ich Beleidigungen und Bedrohungen erleben müssen. Häufig kommt das Thema von außen über die ehrgeizigen und emotionalen Eltern, die ihre Kinder bei vermeintlich strittigen Schiedsrichterentscheidungen von außen „anstacheln“ und den Unmut dem Schiedsrichter entgegenbringen. Immer wieder beobachte ich, dass die Hemmschwelle gegen Unparteiische besonders niedrig ist und zumeist die sogenannten „Neubürger“ Auslöser verbaler und körperlicher Gewalt sind – aber es gibt auch Deutsche, die sich nicht im Griff haben!
- Vorfälle im Vogtland
Blicke ich auf unseren regionalen vogtländischen Fußball hält sich das Thema zwar in Grenzen. In letzter Zeit gab es nur einen bekannten Fall, der Schlagzeilen machte. So wurde Anfang September 2022 ein Referee im Kreisklassenspiel zwischen der SG Straßberg/SG Kürbitz und SG Straßberg auf brutalste Weise angegriffen. Beim 2:2 endenden Spiel, attackierte ein kosovarischer Spieler der SG Unterlosa den Schiedsrichter. Er würgte ihn und schlug auf dessen Hinterkopf. Dabei ist der Unparteiische leicht verletzt worden. Er erstattete Anzeige wegen Körperverletzung. Das Gericht sprach gegen den 23-Jährigen eine Geldstrafe aus.
- Problematik bei der Nachwuchsgewinnung
Solche Vorfälle sind noch zumeist Einzelfälle, aber hinsichtlich der Nachwuchsgewinnung ein erhebliches Problem! So lässt die Angst vor Übergriffen und Beleidigungen viele junge Menschen davon abhalten, Schiedsrichter zu werden oder bereits aktive Schiedsrichter aus Angst vor Gewalt und fehlenden Respekt aufzuhören. Dazu trägt die Berichterstattung über Gewalt gegen Schiedsrichter zu einem negativen Bild des Ehrenamtes bei und erschwert die Rekrutierung neuer Schiedsrichter.
- Ursachen für die Gewalt
Es fehlt oft der Respekt vor der Autorität des Schiedsrichters und der Anerkennung der Leistung. Bei Spielen kann es zu emotionalen Ausbrüchen kommen, die in Gewalt gegen den Schiedsrichter münden Gerade Schiedsrichterinnen sind oft mit sexistischer Gewalt konfrontiert, die ihre Motivation zusätzlich beeinträchtigt. Auch zeigen Erfahrungen, dass man in der Gruppe stark sein will. In einigen Fällen kann eine Gruppendynamik entstehen, die zu Übergriffen auf den Schiedsrichter führt.
- Was sind denn Lösungsansätze für das Gewaltproblem?
Schulungen und Sensibilisierungskampagnen für Spieler, Trainer und Eltern können helfen, Gewalt zu verhindern, bei Gewalt gegen Schiedsrichter müssen die Täter hart und konsequent bestraft werden, allein um ein Zeichen zu setzen. Positive Beispiele von Schiedsrichtern und faires Verhalten im Sport können zur Nachahmung anregen. Schiedsrichter müssen besser geschützt und unterstützt werden, um sie in ihrem Amt zu stärken.
Die Problematik der Gewalt gegen Schiedsrichter ist ein komplexes Thema, das sowohl präventive Maßnahmen als auch konsequente Strafen erfordert, um den „Schiedsrichterberuf “ im Nachwuchsbereich attraktiver zu machen und den Fortbestand des Sports zu sichern.
- Wie war die Resonanz bei der Stadt Plauen auf die Petition der Betretungsverbote?
Von der Stadt Plauen habe ich eine sehr gute Resonanz bekommen. Mehrheitlich wurde unser Anliegen von der Stadt unterstützt. „Ich kann die Petition und die damit verbundene Absicht sehr gut nachvollziehen, halte sie persönlich für notwendig und in jedem Falle unterstützenswert. Selbst bin ich im Fußballsport sozialisiert, mein Sohn spielt heute niederklassig aktiv und auch das erste Enkelkind beginnt, organisiert zu spielen. Die Zeiten haben sich seit meiner Fußballzeit zu heute komplett geändert. Sowohl auf dem Spielfeld, aber auch und besonders am Spielfeldrand, wird gegen die Entscheidungen der Schiris gemotzt, verbal geschimpft und immer häufiger extrem beleidigt. Gerade im Nachwuchsfußball habe ich Eltern erlebt, die offensichtlich ihren ganzen gesammelten Alltagszorn während des Spieles ihrer Kinder irgendwie ablassen wollen. Zielpunkte sind dann in der Regel die Schiedsrichter. Und wenn wir heute sagen, dass Worte auch Waffen sind, denn aus Worten werden schnell Taten, dass wir eine gesellschaftliche Verrohung in Wort und Tat erleben, dann ist Ihre Petition das richtige Zeichen. Und unsere Schiris sind wie jeder andere Sportler mit Leidenschaft und Liebe dabei, es kann nicht sein, dass daraus ein persönlicher Schaden entsteht!“ so Oberbürgermeister Steffen Zenner (CDU).
- Was wünschen wir uns von Verbänden oder auch den Vereinen
Daher ist es wichtig ist, dass nicht nur Verbände, sondern alle, die am Fußball beteiligt sind, ihre Verantwortung wahrnehmen und sich für einen respektvollen Umgang mit Schiedsrichtern einsetzen. Ich sehe die Gewalt gegen Schiedsrichter als einen Vertrauensverlust und fordere, dass alle Beteiligten ihren Beitrag leisten, um das Vertrauen wiederherzustellen und den Respekt vor Schiedsrichtern zu erhöhen. Ich möchte, dass Schiedsrichter nach dem Spiel nicht mit Ablehnung, sondern vor allem mit Anerkennung und Dank für ihre Leistung begegnet werden. Daher ist auch eine sauber aufgeräumte Schiedsrichterkabine und eine ordentliche Schiedsrichterbetreuung das Non plus Ultra.
Es sind viele gute Ansätze dabei, letzten Endes kann es nur gemeinsam gehen (Vereine, Verbände insbesondere ab Landesverband aufwärts bis hin zum DFB und auch die Politik). Es wird sicher ein langer und steiniger Weg werden, aber es lohnt sich gemeinsam zu kämpfen. Denn eines ist Fakt: Bekommt man das Problem nicht in den Griff, sind die Bemühungen aus dem Jahr der SR umsonst und die Abwärtsspirale der SR Zahlen geht wieder los.
Seit Jahren setzen wir uns in der IG Schiedsrichter zu dem Thema Gewalt ein. Was vom DFB kam war das Jahr des Schiedsrichters, welches in der Kreisliga so gut wie unbekannt war. So kommen wir nicht weiter.