Du betrachtest gerade „Kompetenzmangel ohne Ende“: Ex-Schiri Markus Merk sieht deutsches Schiedsrichterwesen in der Krise

„Kompetenzmangel ohne Ende“: Ex-Schiri Markus Merk sieht deutsches Schiedsrichterwesen in der Krise

Die Schiedsrichter in Deutschland sind schon eine Weile in der Kritik. Nach den jüngsten Fehlentscheidungen im DFB-Pokal, die wegen des fehlenden VAR nicht korrigiert werden konnten, wird die Diskussion um die Qualität hitziger. Markus Merk wird sehr deutlich.

Der frühere Top-Referee Markus Merk hat die Entwicklung des deutschen Schiedsrichterwesens scharf kritisiert und vor den Folgen des VAR-Einsatzes gewarnt. „Wir bekommen ein Riesenproblem im Fußball, wenn wir nicht erkennen, dass die Entscheidungskompetenz der Schiedsrichter nachlässt“, sagte der Weltschiedsrichter von 2004, 2005 und 2007 im Gespräch mit Sport1.

Markus Merk fordert: Schiedsrichter sollen selbstbewusster entscheiden und dürfen sich nicht auf den VAR verlassen

Nach den jüngsten Fehlentscheidungen im DFB-Pokal nahm der 63-Jährige die Diskussion zum Anlass, die vermeintlich geringe Qualität deutscher Schiedsrichter mit der Einführung des Video-Assistenten (VAR) in Verbindung zu bringen. Ungeahndete Abseitstore in der zweiten Runde, in der der VAR bisher nicht zum Einsatz kommt, hatten die Frage aufgeworfen, ob die Technik auch schon vor dem Achtelfinale eingesetzt werden sollte.

„Im Ansatz falsch“ seien diese Forderungen, sagte Merk. Der Blick auf den vergangenen Bundesliga-Spieltag bestärkte ihn in seiner Beobachtung: Etwa Gladbachs Jens Castrop hatte für ein grobes Foulspiel erst nach Eingriff des VAR die Rote Karte gesehen. Diese Situation sei so klar gewesen, dass sie zwingend auf dem Feld erkannt und richtig bewertet hätte werden müssen. „Wenn ich dann auch noch Minuten am Bildschirm brauche, um die richtige Entscheidung zu treffen – da fällt mir wirklich nichts mehr ein. Das ist ein Kompetenzmangel ohne Ende. Das ist das Grundproblem“, sagte Merk.

Der Ex-Referee glaubt, dass es bei einem Verzicht auf die Videoüberprüfung weniger Fehlentscheidungen geben würde. Der VAR sei „als Backup“ eingeführt worden. „Und heute verlassen wir uns auf ihn“, kritisierte Merk. Die Schiedsrichter seien nur noch „Erfüllungsgehilfen. Wir würden eine Masse dieser Unterbrechungen überhaupt nicht bekommen, wenn die Schiedsrichter auf dem Platz souveräner und sicherer entscheiden würden. Die Kompetenz stimmt nicht.“

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Dieter Albrecht

    Die 2. Runde im DFB-Pokal war absolut krass. Alle Mängel sind offen zu Tage getreten. Es gab keinen Sicherheitsfaktor VAR und schon häuften sich die Fehlentscheidungen. Was Dr. Markus Merk sagt, ist leider die bittere Realität.
    Als dreifacher Weltschiedsrichter spricht er die Probleme deutlich an. Auch ihm sind in seiner Zeit Fehler unterlaufen. Ich habe ihn mehrfach im Weserstadion bei Werder Bremen gesehen. Aber die Spielleitung wurde sicher geführt und die Zuschauer haben auch mal einen Fehler akzeptiert.
    Heute ist das anders. Viele Schiedsrichter sind von großer Verunsicherung geprägt und hoffen bei kritischen Entscheidungen, dass der VAR es richten wird. Natürlich stellt sich Knut Kircher schützend vor seine Schiedsrichter. Das ist als Chef auch seine Pflicht. Aber es hilft in der Sache nicht weiter.
    Ein Patentrezept für eine Verbesserung der Situation gibt es nicht von heute auf morgen. Es muss alles getan werden, um den Schiedsrichtern ihre Souveränität zurückzugeben. Dr. Felix Brych wird seine Berufung zur Heranführung des Nachwuchses sehr ernst nehmen.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.