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Warum die Elfer-Wiederholung sehr umstritten ist

Borussia Dortmund schied am gestrigen Abend mit einem 0:2 von Chelsea aus der Champions League aus. Der Handelfmeter und die Elfer-Wiederholung führte aber zu einigen Diskussionen…

Was war passiert?

Havertz bediente Sterling, der Chilwell mit einer Seitenverlagerung mitgenommen hat. Dessen Flanke in die Box bekam Wolf dann an den nicht wirklich angelegten Unterarm. Die Londoner reklamierten auf Strafstoß, aber Schiedsrichter Danny Makkelie wunk ab. Natürlich schaltete sich der Video-Assistent ein- Wolf wurde zwar aus kurzer Distanz angeschossen, aber sein Arm war eben leicht vom Körper abgespreizt. Der Schiedsrichter machte sich ein eigenes Bild, ging zu den Monitoren an der Seitenlinie und traf nach mahrmaligen Studien dann seine Entscheidung und gab Handelfmeter für Chelsea.

Ganz schwierige Entscheidung! Wenn man bedenkt, dass die internationale Regelauslegung der FIFA und UEFA beim Handspiel deutlich strenger ist, was die unnatürliche Vergrößerung des Körpers betrifft, als in Deutschland, ist das wohl ein Handspiel, da der Arm etwas vom Körper wegsteht und damit die Körperfläche vergrößert wird, wird man dieser Entscheidung wohl  von offizieller Seite mittragen. Marus Wolf dreht sich zwar mit dem Körper weg, hielt aber den Unterarm mit geöffneter Hand  in die Flugbahn des Balls. Auf diese Weise stoppt der Dortmunder den Ball, der von außen hereingetragen wird, und somit einen Handspiel verursacht. Grundsätzlich eine vertretbare Grauzonenentscheidung.

Ich persönlich , empfinde es aber als unabsichtliches Handspiel und das will doch eigentlich kein Mensch sehen. Sonst bleibt den Spielern bald nichts anderes übrig, als die Arme bei jedem Angriff auf den Rücken zu nehmen.

Doch dann wurde es noch kurioser. Den Handelfmeter konnte der Keeper abwehren und an den Innenpfosten lenken. Doch auch hier meldete sich der Video-Assistent, weil mehrere Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen sind, musste der Handelfmeter wiederholt werden.

Obwohl Chelsea-Spieler Chilwell als erstes in die Box startete, dem mehrere Spieler der Westfalen folgten, entschied der VAR auf Wiederholung des Handelfmeter. Irre!

Das hat man lange nicht mehr erlebt. Beim Elfmeter spielte ein Spieler, der zu früh in den Strafraum gelaufen war, den Ball weg, daher ist ein Eingriff und die Wiederholung regeltechnisch nicht zu beanstanden – auch wenn man hier diskutieren kann. Es wird auch nur dann eingegriffen, wenn der Spieler der zu früh in den Strafraum eingedrungen ist, davon einen Nutzen/Vorteil hat, und das war hier gegeben. Also vom Regelwerk gedeckt, in beiden Fällen, wäre eine andere die bessere Entscheidung gewesen.

Die Schiedsrichter-Experten von „Collinas Erben“ sehen es so: „Im Handbuch des IFAB steht, wann der VAR eingreift, wenn Spieler beim Strafstoß zu früh vorlaufen. Relevant ist hier die grün markierte Stelle: wenn ein zu früh vorgelaufener Verteidiger einen Angreifer hindert, den Ball zu spielen, und so ein mögliches Tor verhindert. Das hat Özcan aber nicht getan. In seiner Nähe war nur Havertz, der den vom Pfosten zurückspringenden Ball aber nicht mehr spielen durfte, weil sonst eine Doppelberührung vorgelegen hätte (nach dem Pfostenschuss hatte kein anderer Spieler den Ball berührt). Mit anderen Worten: Wolf hat zwar aus dem zu frühen Vorlaufen in den Teilkreis einen Vorteil gezogen, aber keinen Angreifer daran gehindert, den Ball aufs Tor zu bringen. Nach dem IFAB-Handbuch gab es also eigentlich keinen Anlass zum Eingreifen. Rein regeltechnisch ist die Wiederholung zwar trotzdem korrekt: Wenn Spieler beider Teams zu früh in den Strafraum oder den Teilkreis laufen, ist eine Wiederholung vorgesehen. Dabei ist es übrigens unerheblich, welcher Spieler zuerst zu früh im Strafraum war. Dennoch war ein VAR-Eingriff hier aus den genannten Gründen nicht geboten. Hätte Makkelie aus dem Spiel heraus eine Wiederholung angeordnet, wäre das nicht zu beanstanden gewesen (selbst wenn so etwas in der Praxis nur selten vorkommt.)“

Wichtig bei dieser Beurteilung ist aber, der Spieler muss einen Nutzen/Vorteil haben. Dahinter kommt aber auch wieder ein blauer Spieler. Wenn der den Ball nicht weghaut, kommt der dann vielleicht an den Ball? Es ist also zumindest sehr umstritten und so hat bisher noch nie ein VAR eingegriffen. Aber international machen sie ja alles viel besser. Nur wir in der Bundesliga können es nicht. Da bin ich auf die offizielle Einordnung der Uefa gespannt, aber auf der anderen Seite muss auch gesagt werden, Eingriff hin oder her, es war von Dortmunder Seite aus nicht regelkonform…..

Lutz Wagner: Keine Sache für den VAR 

Es wäre besser gewesen wäre, wenn er nicht eingreift und man solche Entscheidungen dem Schiedsrichter überlässt. Lutz Wagner hat mit dem VAR eigentlich nichts zu tun. Es ist eben auch seine persönliche Meinung und er nimmt das Protokoll als Grundlage. Es hängt eben alles an den Schiedsrichter und nicht am VAR. Nach den Spielregeln muss der Elfmeter wiederholt werden und die Spieler sind so früh im Strafraum, dass sie Makkelie beinahe vor der Nase stehen, das musst doch sehen. Darüber spricht kein Mensch, alles diskutiert nur über den VAR, ob der Eingriff richtig war oder nicht. Ich verstehe es manchmal nicht. Trotzdem bin ich auf Fifa und UEFA gespannt.

Ich habe einen vergleichbaren Eingriff in der Bundesliga noch nicht gesehen. Der nächste blaue Spieler kann eigentlich kaum an den Ball kommen. Beim Handspiel ist eben der Arm etwas vom Körper weg, da wird immer darüber gedtritten und ich bin mir sicher, dass die UEFA den stützt. Bei der Wiederholung bin ich selbst gespannt.

Und mit der Wiederholung steht Danny Makkelie natürlich negativ in der Presse, der das das Achtelfinale entschieden hat. [TV-Highlights]

(rk)

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Dieter Albrecht

    Die Regelauslegung ist klar und unmissverständlich. Es kommt nicht darauf an, wer als erster Spieler bei der Ausführung zu früh in den Strafraum gelaufen ist. Wäre der Ball im Tor gelandet, hätte es ebenfalls die Wiederholung des Strafstoßes gegeben. Anders verhält es sich, wenn nur Spieler einer Seite beteiligt sind. In diesem Fall muss die Auswirkung abgewartet werden. Hier liegt absolut kein Regelverstoß vor.

  2. Joachim Kerkmann

    Aus Regelsicht hast du Recht. Da aber das zu frühe Reinlaufen nicht beanstandet wird – wie hier ursprünglich auch – und der VAR eben nur eingreift, wenn ein(e) Spieler/Mannschaft Nutzen aus dem Vorteil zieht. Daher wäre der Strafstoß nicht wiederholt worden, wenn der Ball direkt ins Tor gegangen wäre.

  3. Dieter Albrecht

    Das Argument ist richtig, bei der alleinigen Entscheidung des Schiedsrichters. Das Eingreifen des VAR hat alles geändert.

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