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Warum Riemanns Ärger unbegründet war

An diesem Spieltag sorgte vor allem das Freitagsspiel bei den Bochumer Anhängern für viel Aufregung. Ihr Torwart Riemann kritisierte die Elfmeterentscheidung im Anschluss über seine Social-Media-Kanäle und sah darin ein „falsches Zeichen für den so tollen Sport“. Doch nicht nur in Freiburg, sondern auch in München, Leipzig oder Bremen sorgte Eingriffe der Videoassistenten für mehr Gerechtigkeit.

SC Freiburg – VfL Bochum 1:0 (SR: Marco Fritz)

 Große Aufregung gab es im Freitagsspiel aufgrund des Elfmeterpfiffs von Schiedsrichter Fritz in der 47. Minute. Der Freiburger Angreifer Sallai kam im Bochumer Strafraum zu Fall, nachdem ihn VfL-Schlussmann Riemann an der Hose festhielt. Fritz nahm das auf dem Feld wohl nicht gut wahr, sodass sich Videoassistent Guido Winkmann einschaltete und Fritz ein On-Field-Review empfahl. Nach diesem zeigte Fritz auf den Punkt. Grifo ließ sich die Gelegenheit vom Punkt nicht nehmen und nutzte den zweiten Nachschuss zum entscheidenden Treffer der Freiburger für die drei Punkte.

Hier liegt zunächst einmal ein klassischer Eigenfehler des VfL-Torwarts vor, als er die Flanke nicht kontrollieren konnte. Danach prallt der Ball gegen den Arm von Sallai. Sicherlich kein absichtliches Handspiel, sodass weiterspielen zunächst richtig war, bis Riemann den Freiburger Angreifer deutlich an der Hose festhielt. Auch wenn Sallai hier mehr draus macht als es war und das Fallmuster nicht ganz passt, bleibt es hier faktisch ein klares Halten an der Hose, welches nach Regel 12 zu bestrafen ist. Und zwar unabhängig davon, ob und wie sich der gefoulte Spieler fallen lässt. Was der VfL-Torwart danach auf seinen Social-Media-Kanälen stark kritisierte, war von Fritz die einzig richtige Entscheidung. Hier hat er sich zunächst selber verschätzt und dann einen Eigenfehler begangen. Auch die ausgesprochene gelbe Karte für Riemann aufgrund er Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs durch ein gegnerorientiertes Vergehen im eigenen Strafraum ist korrekt. [TV-Bilder ab Minute 1:43]

RB Leipzig – VfL Wolfsburg 2:0 (SR: Bastian Dankert)

Eine im Hinblick auf die Kommunikation zwischen Schiedsrichter Bastian Dankert und Videoassistent Daniel Siebert sehr interessante Szene ereignete sich gleich zu Beginn der Partie in Leipzig. Denn nach einem Eckball von RB reklamierten die Leipziger ein Handspiel des Wolfsburger Lacroix. Doch die Fahne des Assistenten ging hoch und so hielten sich die Reklamationen kurzfristig auch wieder in Grenzen. Spannend macht die Szene, dass keine strafbare Abseitsstellung vorlag und Dankert nach dieser Information über das Headset aus Köln direkt auf den Punkt zeigte. Der Rostocker FIFA-Schiedsrichter hatte das Handspiel auf dem Platz schon als strafbar wahrgenommen und nur aufgrund der (falschen) Entscheidung seines Assistenten nicht auf den Punkt gezeigt. So kam Dankert hier um den Gang zu Monitor drumherum.

Das Handspiel selber ist strafbar, weil Lacroix den Ball mit dem Kopf verfehlt und sein linker Arm dann nach vorne Richtung Ball geht. Zusätzlich ist der Arm noch deutlich vom Körper abgespreizt. Hier ist dann doch von einer Absicht den Ball spielen zu wollen auszugehen. Am Ende insgesamt eine korrekte Beurteilung der Szene vom #TeamDankert. [TV-Bilder ab Minute 0:00]

FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach 1:1 (SR: Daniel Schlager)

Im packenden Topspiel gab es bereits früh den einzigen VAR-Eingriff. Als Müller einen Ball sehenswert quer durch den Gladbacher Strafraum zu Mane spielte, der den Ball über die Linie drückte, stand allerdings ein zunächst unbeteiligt wirkender Münchner im Abseits. Sane befand sich ungefähr einen halben Fuß in der verbotenen Zone und lief aus dieser raus, verhinderte eine Berührung mit dem Ball allerdings nur knapp die Krümmung des eigenen Rückens. So irritierte der Bayern-Angreifer wohl die Gladbacher Gegenspieler hinter ihm, weswegen der Treffer zurecht wegen einer aktiven Abseitsstellung aberkannt wurde. [TV-Bilder ab Minute 2:05]

SV Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 3:4 (SR: Patrick Ittrich)

In der 90. Minute ging der Bremer Angreifer Ducksch im Frankfurter Strafraum zu Boden. Ittrich zeigt zunächst einen Eckball als Spielfortsetzung an, doch dann meldete sich Videoassistent Pascal Müller bei ihm. Er hatte einen Fußkontakt von Ndicka gegen Ducksch im Frankfurter Strafraum entdeckt und bat den Hamburger Bundesliga-Schiedsrichter in die Review-Area. Dort entschied Ittrich auf Strafstoß für Bremen. Füllkrug verwandelt diesen zum 3:4 Endstand aus Bremer-Sicht.

Hier ist schön zu sehen, was der VAR bringen kann und soll. Denn dieser Fußkontakt ist in der Szene absolut relevant, es ist auf den TV-Bildern betrachtet ein klares Foul. Dennoch in Echtzeit auf dem Platz nur sehr schwer richtig wahrzunehmen und dann zu entscheiden. Gut, dass hier Pascal Müller als VA sehr aufmerksam war und das Foulspiel bemerkte. [TV-Bilder ab Minute 7:42]

Fazit: Für die DFB-Schiedsrichter in der 1. Bundesliga war es mal wieder ein besserer Spieltag. In vielen spielentscheidenden Szenen wie in Freiburg, München oder Bremen zeigte sich, wieso der VAR den Fußball eben doch entscheidend gerechter macht. Außerdem zeigt die Abseitsszene in München weiter, dass die Beurteilung einer Abseitsstellung (ob aktiv oder passiv), das Thema des Saisonstarts ist.

Hinweis: Bei dieser Analyse waren wir auf die Zusammenfassungen im Anschluss an den Spieltag angewiesen.

Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andreas Guffart

    Mit der Bitte um Erklärung. Wenn das von Sane abseits ist (was man so sehen kann) wieso ist dann die Situation als der Gegner vor Trapp steht (letzte Woche) kein Abseits. Die Irritation ist genau gleich. Das würde mich echt interessieren. Aus meiner Sicht kann nicht beides richtig sein.

  2. Helmut Wittiger

    Die Uneinheitlichkeit der Sr-Auslegung kommt deutlich zum Tragen. In Freiburg und in Bremen waren es kleine Berührungen, die eigentlich nicht zum Fallen geeignet sind, dort werden die Strafstöße als begründet genannt. Für mich waren das zwei Schwalben.
    Wenn sonst eine Berührung im Strafraum stattfindet heißt es, der Kontakt war nicht stark genug.
    Ich frage mich schon wie sollen die Schiedsrichter entscheiden. In beiden Fällen kam es den Heimvereinen zu Gute. Wenn es umgekehrt gewesen wäre, dann hätte es geheißen, das reicht nicht für einen Strafstoß und wäre genauso für in Ordnung befunden worden.
    Eine klare Linie täte tatsächlich den Schiedsrichtern gut und brächte auch für die unteren Klassen ein brauchbares Beispiel.

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