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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 23. Spieltag | 2. Bundesliga

Der vergangene Zweitligaspieltag lief aus Schiedsrichtersicht – abgesehen vom Hamburger Derby – wieder sehr unspektakulär ab. Wir beschäftigen uns mit drei Elfmetern in einem Spiel einem schmerzhaften Tritt und erklären die kontrovers geführte Entscheidung in Hamburg.

FC – St. Pauli – HSV (SR: Deniz Aytekin)

Mit der Regeldurchsetzung des Kräftemessens wurde ein Unparteiischengespann nach Hamburg, dass von Deniz Aytekin angeführt wird. Der 42-Jährige Nürnberger steht nach langer Verletztenpause erstmals wieder auf dem Platz. Bei seiner 77. Zweitligapartie wird der Franke von seinen Assistenten Christian Dietz und Eduard Beitinger sowie dem vierten Offiziellen Dr. Max Burda unterstützt. Als Video-Assistenten steht „Mr. Montagsabo“ Johann Pfeifer und Oliver Lossius zur Verfügung.

Von: Felix Stark

Das Hamburger Derby zwischen dem FC St.Pauli und dem Hamburger SV wurde neben den üblichen Hells-Bells von einem Feuerwerk eingeleutet. Einen ähnlichen Knalleffekt hatte dann auch der erste Versuch von Sonny Kittel. Den ersten von Rückkehrer Deniz Aytekin gepfiffenen Freistoß zimmerte der Hamburger Spielmacher nach gerade einmal einer Minute an die Latte.

Einem Derby entsprechend engagiert wurden die Zweikämpfe geführt, weshalb Aytekin oft eingreifen musste.
Philipp Ziereis holte dann auf dem Weg in den Strafraum Jeremy Dudziak von den Beinen und sah für das Boxvergehen zu Recht die gelbe Karte. Bemerkenswert war die beinahe einfühlsame Kartenvergabe, die man nicht mehr oft sieht. Wenig später war es erneut Kittel, der Torwart Dejan Stojanovic zu einer starken Parade zwang
Rodrigo Zalazar probierte es dann mal aus der Distanz und zielte, wie auch Marmoush, knapp vorbei. St.Pauli war also angekommen, was die Partie auch umkämpfter machte. Ziereis hielt dann gegen Dudziak den Fuß drauf und holte sich von Aytekin die letzte Ermahnung ab. Korrekt, da das von der Intesität her nicht zwingend eine Karte war und in der Gesamtbetrachtung ein Platzverweis zu hart gewesen wäre. Mit Chancen hüben wie drüben ging es weiter: Gideon Jung war der nächste HSVler, der zu genau zielte und die Latte traf, während auf der anderen Seite Guido Burgstaller aus kurzer Distanz an Sven Ulreich scheiterte. Weiter ging es mit Arbeit für Aytekin: Marmoush hielt den Abstand nicht ein und blockte einen Freistoß von Kittel. Zu Recht folgte die Verwarnung vom Referee, der den Fokus auf viele kleine Dinge, wie falsche Einwürfe oder Abstandsvergehen hatte und dies dann auch so kommunizierte. So traf es dann auch Gideon Jung, der einen zweiten Ball mit aufs Feld nahm und deshalb verwarnt wurde.

Die zweite Halbzeit begann gleich mit der nächsten Verwarnung. Tore Reginiussen – zuvor noch für den gelb-rot gefährdeten Ziereis eingewechselt – stellte sich in den Lauf von Dudziak und erwischte diesen hart. Korrekte Entscheidung! Dann pfiff Aytekin einen Strafstoß für St.Pauli, was eine extrem komplizierte Szene war: Nach einem Fehler von Ulreich grätschte Jung in Richtung Zalazar und erwischte diesen dann. Allerdings kam schnell ein Signal von VAR Johann Pfeiffer, worauf Aytekin zum Bildschirm lief und sich ebenfalls recht schnell entschied, den Strafstoß zurückzunehmen. Nach Sichtung der Bilder muss man zunächst festhalten, dass Jung auch den Ball gespielt hat, was Aytekin zunächst nicht wahrnahm. Dies stellte einen ‚seriously-missed incident’ dar, weshalb der VAR zu Recht eingriff. Das, was vielen immer noch nicht klar ist, ist dass der VAR nicht entscheidet. Er empfiehlt nur eine Überprüfung! So sah Aytekin recht schnell, dass Jung hier den Ball eben auch weglockte, doch die Ballberührung schließt ein Foul eben nicht aus. Die Entscheidung ist an dieser Stelle dann wohl die bessere, aber aufgrund der immer so hoch gehaltenen Eingriffsschwelle nicht vergleichbar mit anderen Eingriffen, bzw. Nicht-Eingriffen in der Vergangenheit. Da auch bei der Analyse der Szene Schwierigkeiten auftreten und deshalb davon ausgegangen werden muss, dass den Prozess ein Außenstehender gar nicht versteht, wäre es schön, gleich Information über den Weg der Entscheidung zu erhalten. Die Argumente dagegen sind alle verständlich, aber es ist nun mal so, dass es ohne Information keine Akzeptanz der Zuschauer geben wird.

Es folgte im hoch umkämpften Derby die nächste gelbe Karte für Rico Bernatelli, der gegen Simon Terodde nochmal zutrat, als der Ball lange weg war und zu Recht verwarnt wurde. Terodde traf dann zur vermeintlichen Führung für den HSV, doch zuvor sprang ihm der Ball klar an die Hand. Richtigerweise gab Aytekin das Tor dann nicht.
Lange sah es dann danach aus, als würde der Abnutzungskampf auf ein 0:0 hinauslaufen. Doch dann nahm Daniel Kofi-Kyereh Maß und zirkelte den Ball unhaltbar zum 1:0 ins Netz. In der Nachspielzeit wurde es nochmal richtig hitzig, als Guido Burgstaller einen Einwurf blockte und Tim Leibold daraufhin zutrat. Eine größere Rudelbildung entstand, wonach Aytekin beiden Kontrahenten die gelbe Karte zeigte. Dieses Urteil wollte VAR Pfeiffer nochmal überprüft wissen und schickte Aytekin erneut an den Monitor. Dort sah er, dass Leibold nicht nur schubste, sondern seinem Gegner auch in die Beine trat. Eine eindeutige Tätlichkeit, wofür der Hamburger dann auch die Quittung in Form der Roten Karte erhielt. So ging die Stadtmeisterschaft dann durch den 1:0 Erfolg an den FC St.Pauli.

Fazit: Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte bei seinem Comeback eine Menge zu tun und machte seine Sache dabei gut. Hervorzuheben ist sein Umgang mit den Spielern, den abgesehen von Manuel Gräfe, selten noch ein Schiedsrichter auf dieser Ebene pflegt. Im Zusammenspiel mit „Montags-VAR“ Pfeiffer lag er in der Szene am Ende komplett richtig. Den zurückgenommenen Strafstoß muss man allerdings hinsichtlich der Eingriffsschwelle mit einem Fragezeichen versehen.

VfL Bochum – Würzburger Kickers (SR: Markus Schmidt)

Robert Tesche spielte den Ball weg und erwischte dann Martin Hasek mit der Sohle am Schienbein. Schiedsrichter Markus Schmidt ließ die Szene weiterlaufen, obwohl es sich um ein klares Foulspiel handelte. Vom Trefferbild her ist das gar eine Rote Karte! Nicht aber von der Intensität her und da Intensität das Trefferbild schlägt, wäre ein Platzverweis zu viel des guten gewesen. VAR Dr. Felix Brych griff also zu Recht nicht ein, aber eine Verwarnung für Tesche hätte es hier sicher geben müssen. [TV-Bilder – ab 00:45 Minute ]

SV Sandhausen – VfL Osnabrück (SR: Sören Storks)

Adam Susac zog Kevin Behrens zu Boden, worauf der Ball aber dennoch ins Osnabrücker Tor rollte. Schiedsrichter Sören Storks hatte hier aber bereits gepfiffen und auf Strafstoß für Sandhausen entschieden. Doppelt bitter für Osnabrück, denn aufgrund der nicht-ballorientierten Verhinderung der klaren Torchance zeigte Storks Susac zusätzlich die Rote Karte. Das Foulspiel an sich wurde damit korrekt bewertet, hätte aber vermieden werden können. Da der Torerfolg eingetreten wäre, hätte Storks mit dem Pfiff besser gewartet, das Tor anerkannt und Susac nur die gelbe Karte gezeigt. Bei Eintritt des Vorteils wird die Rote Karte nämlich reduziert und der Spieler erhält nur die Verwarnung. [TV-Bilder ab 00:30)

Ulrich Taffertshofer und Nils Röseler behakten sich nach einer Ecke, wobei es der Osnabrücker übertrieb und Röseler zu Boden riss. Storks zeigte deshalb erneut und völlig zu Recht auf den Punkt. [TV-Bilder – ab 01:25)

Ähnlich eindeutig war der dritte Strafstoß für Sandhausen: Keeper Moritz Nicolas eilte ohne richtiges Timing heraus und holte Patrick Schmidt unnötig von den Beinen. Richtige Entscheidung, hier erneut auf den Punkt zu zeigen. [TV-Bilder – 02:40)

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