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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen | 1. und 2. Liga

Wir wollen drei strittige Szenen des Wochenendes der 1. Und 2. Bundesliga, auch im Zusammenhang mit dem Videobeweis, nocheinmal beleuchten und dabei fiel auf, dass der Frankfurter Siegtreffer regelwidrig war. Zudem werfen wir einen Blick nach Braunschweig und Regensburg. Kleine Details sind bei Regelauslegung und beim Verkaufen der Entscheidungen manchmal ausschlaggebend, bzw. von der Öffentlichkeit gewollt.

Eintracht Frankfurt – SC Freiburg 2:1 (SR: Deniz Aytekin)

In diesem Spiel war VAR Johann Pfeifer zweimal gefragt, als es darum ging, ob eine strafbare Abseitsposition vorlag.

Szene 1: Beim 0:1 durch Vincenzo Grifo stand Lucas Höler im Abseits. Dort zu stehen ist allerdings nicht verboten, der Spieler muss vielmehr aktiv werden. Dabei liegen oft Bewertungsspielräume vor, sodass der Schiedsrichter sich bei begründetem Verdacht die Szene selbst anschauen soll. Hier war die Sache allerdings recht klar: Höler verblieb passiv, ging nicht in den Zweikampf und versperrte auch niemandem die Sicht. Der Treffer zählte zu Recht. [TV-Bilder – ab 1:59 Minute]

Szene 2: Anders beim Frankfurter Siegtreffer durch Eric Junior Dina Ebimbe: In der Mitte stand Rafael Borre im Abseits und blockte den Weg des Balles zum Torschützen frei. Dadurch verwickelte der Frankfurter seinen Gegenspieler in einen Zweikampf und wurde eigentlich recht unzweifelhaft aktiv. VAR Pfeifer hätte Aytekin damit zu einem Review anhalten müssen und das Tor hätte eigentlich aufgrund einer strafbaren Abseitsposition aberkannt werden müssen. [TV-Bilder – ab 4:17 Minuten]

 

Sehr viel uneindeutiger sind die VAR-Szenen in der 2.Liga. Das liegt schlicht und einfach an der geringeren Zahl an Kameras. Das führt nicht selten zu unbefriedigenden, oder zumindest für die Öffentlichkeit schwer nachvollziehbaren Ergebnissen.

Hansa Rostock – Eintracht Braunschweig 2:1 (SR: Daniel Schlager)

Szene 3: Kurz vor der Halbzeit wurde eine vorgezogene Pause eingelegt, die allerdings nicht der Erschöpfung, sondern einer extrem langwierigen Torkontrolle geschuldet war, an deren Ende die Aberkennung des Braunschweiger Führungstores stand. Da wünscht man sich schon ein schnelleres Ergebnis mit Gedanken an die extrem schnellen Abseitschecks der vergangenen Weltmeisterschaft. Das ist allerdings eine Geldfrage, sodass man Wohl oder Übel eine solche Dauer, auch mit Blick auf die Wichtigkeit der Entscheidung, in Kauf nehmen muss. Letztlich scheint wohl die Entscheidung korrekt zusein, aber über drei Minuten sind deutlich zu lange. [TV-Bilder – ab 1:39 Minute]

SSV Jahn Regensburg – 1.FC Heidenheim (SR: Sören Storks)

Szene 4: Kommen wir zurück zu den hausgemachten Problemen: Schiedsrichter Sören Storks setzte in der Nachspielzeit in Regensburg einen wichtigen, aber zum Leidwesen der Öffentlichkeit nicht ganz eindeutigen Pfiff. Steve Breitkreuz traf, dem Ablauf nach zu urteilen, seinen Gegenspieler sicher irgendwie. Allerdings wirkt die Dynamik sehr niedrig und der genaue Treffer ist auf keinem Bild zu sehen. Bleibt zu hoffen, dass VAR Dr. Robert Kampka bessere Bilder zur Verfügung hatte, da das System in der 2.Liga sonst nicht wirklich sinnhaft ist. Nach dem VAR-Protokoll war der Ablauf der Szene in jedem Falle richtig: Ein Review ist nur vorgeschrieben, wenn der VAR dem Feldschiedsrichter Bilder zur Verfügung stellen kann, die den Fehler der Wahrnehmung beweisen und mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Änderung der Entscheidung führen.
Allerdings: Auch Schiedsrichter leben nicht in ihrem eigenen Kosmos! Daniel Schlager bewies es jüngst im Pokalhalbfinale, als er sich ein Handspiel rein aufgrund der Tragweite der Entscheidung noch einmal ansah und dafür breite Zustimmung erfuhr. Das sollte doch das eigentlich angestrebte Ziel sein. Thema sollen schöne Tore sein und nicht aufgrund diverser Umstände kritisch gesehene Entscheidungen. [TV-Bilder – ab 5:28 Minute]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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