Am 32. Spieltag der Bundesliga ging es turbulent her und einige Schiedsrichter sahen dabei sehr unglücklich aus. Speziell zu nennen ist der Münsteraner Florian Exner dem das Spiel St. Pauli – Stuttgart komplett um die Ohren geflogen ist. Fingerspitzengefühl war ein absolutes Fremdwort in dieser Partie, sodass St. Pauli-Torwart für eine Daumen-Hoch-Geste vom Platz gestellt wurde. Zusätzlich stand Harm Osmers aus Hannover im Fokus, als er einen strittigen Elfmeter für Kiel in Augsburg pfiff. Die weitere Spieltagsanalyse: 👇
FC Augsburg – Holstein Kiel 1:3 (SR: Harm Osmers)
Szene 1: Durch einen sehr umstrittenen Foulelfmeter gingen die Gäste in Führung. Nach einem Tempoangriff wurde Bernhardsson im Strafraum vom grätschenden Matsima angefangen und zu Fall gebracht. Schiedsrichter Osmers entschied sofort auf Strafstoß für Kiel. Man hat schon im normalen schnellen Ablauf erkannt, dass hier der Augsburger sehr viel den Ball traf und lediglich mit der Seite des grätschenden Beins den Kieler touchierte. Video-Assistent Sven Jablonski sah keine Veranlassung für einen Onfield Review. Dadurch, dass hier der Gegner auch getroffen wurde, ist es für die VARs sehr schwer zu intervenieren (hohe Eingriffsschwelle, Wahrnehmung). Das Bernhardsson geringfügig am Fuß getroffen wurde, ist dann zu vernachlässigen. Letztlich eine Fehlentscheidung, den Strafstoß zu geben.
Ball spielen steht im Vordergrund
Aber wenn man hier als Verteidiger den Ball hier so derart deutlich trifft und die Kugel hier auch dadurch zur Seite rollt, soll es nach der UEFA-Auslegung keinen Strafstoß geben. Hier lag Harm Osmers in seiner Bewertung der Elfmeterszene völlig daneben und war hiermit entscheidend am Spielausgang beteiligt und griff so in den Abstiegskampf ein. Die bessere Entscheidung wäre es diesen Strafstoß nicht zu geben. [TV-Bilder – ab 01:20 Minuten]
1.FSV Mainz 05 – Eintracht Frankfurt 1:1 (SR: Martin Petersen)
Szene 2: Als Amiri eine Ecke von der rechten Seite ausführen wollte, flogen massig Papierkugeln, eine Fahnenstange und auch harte Gegenstände wie Feuerzeuge auf den Rasen. Vermeintlich wurde Assistent Robert Edgar Wessel von dieser einen Fahnenstange am Rücken getroffen. Doch wie wir erfuhren, gab Wessel übers Headsetse durch, dass er gar nicht von dieser Stange getroffen wurde. Hintergrund ist, dass hier im Mainzer Stadion Fangnetze den Gegenstand abhielt. Wessel hat hier null reagiert auf die Stange. Normalerweise schreckt man dann bisschen zusammen, wenn er getroffen würde. Wäre er durch Gegenstände getroffen worden, sähe das Regelwerk nur einen Spielabbruch vor. Hier machten aber die Schiedsrichter einen Fehler. Statt sich da umgehend zu entfernen und sich zur Mitte zu begeben, blieben sie dort stehen. [TV-Bilder – ab 01:50 Minuten]
1.FC Heidenheim – VfL Bochum 0:0 (SR: Sascha Stegemann)
Szene 3: Bei einem Eckstoß von Maximilian Wittek kam Bochums Georgios Masouras mit einem Flugkopfball an die Kugel und bugsierte diesen in Richtung Tor. Dort wurde er vom störenden Marnon Busch mit dem Arm zur Ecke abgefälscht, was die nächste Ecke für Bochum einbrachte. Schiedsrichter Stegemann sah kein strafbares Handspiel und auch der VAR-Check durch Bastian Dankert war schnell gegessen. Für uns ist das kein strafbares Handspiel, da der Ball bei diesem aufs Tor kommenden Ball aus sehr kurzer Distanz vom Arm aufgehalten wurde. Hier stand zwar der Arm vom Körper ab, ging aber nicht zum Ball. Somit liegt für uns kein absichtliches Handspiel vor, da auch der Heidenheimer aufgrund der sehr kurzen Distanz und des dann auch sehr nahe am Körper befindlichen Arm keine Reaktionszeit hat, somit wir diese Armhaltung als natürlich ansehen. Dieses Handspiel ist nicht absichtlich und somit auch nicht strafbar. Unbestritten war hier der Ball an der Hand, nur wäre das gepfiffen worden, hätte es deutlich größere Proteste der Mannschaften und aus der Fanszene gegeben. So finde ich es so deutlich besser und in Ordnung. Das war eine sehr kurze Entfernung, der Arm nahe am Körper und nicht waagerecht weggestreckt.
RB Leipzig – FC Bayern München 3:3 (SR: Felix Zwayer)
Szene 4: Leipzigs Kosta Nedeljkovic bekam im eigenen Strafraum den Ball an den Arm. Der Check durch Video-Assistent Tobias Welz war schnell beendet, da sich dieser am angelegten Körper befand. Auch hier sehen wir kein absichtliches strafbares Handspiel als absolut richtige Entscheidung an.
Borussia Mönchengladbach – TSG Hoffenheim 4:4 (SR: Frank Willenborg)
Szene 5: In seinem 100. Bundesligaspiel hatte das Team um Frank Willenborg eine interessante Szene zu bewerten. Gladbachs Franck Honorat erzielte nach knapp einer Viertelstunde das vermeintliche 2:0. Doch dieser hatte keinen Bestand, weil der Franzose in der Entstehung knapp im Abseits befand. Der andere Jubilar in seinem 300. Bundesligaspiel hatte dies richtig eingeschätzt. Selbst wenn Kleindienst den Ball berührt hätte, wäre es Abseits gewesen und keine neue Spielsituation. Aber wenn er ihn weiterleitet, dann ist es sowieso auch Abseits. Video-Assistent Johann Pfeifer überprüfte die Szene und es blieb bei der ursprünglichen Abseitsentscheidung.
Szene 6: Tim Kleindienst stieg zum Kopfball hoch, setzte dabei seine Arme nicht unerlaubt ein und der Treffer war wurde mit erlaubter Weise erzielt.
FC St. Pauli – VfB Stuttgart 0:1 (SR: Dr. Florian Exner)
Szene 7: Im gegnerischen Strafraum hielt Siebe Van der Heyden einen Schuss von Nick Woltemade mit der Hand auf. Wild reklamierte der VfB und Schiedsrichter Dr. Exner unterbrach das Spiel. Nachdem Video-Assistentin Katrin Rafalski selbst die Bilder anschaute, schickte sie Exner selbst an den Monitor. Zwar gab Exner den klaren Handelfmeter für Stuttgart und gab dem verwarnten Paulianer Gelb-Rot. Oder hätte es glatt Rot sein müssen?
Hier kommt es darauf an, wie nan die Aktion interpretiert wenn man sagt er wirft sich nur hin und bildet eine Barriere, um sich zu vergrößern, dann ist es blocken des Balls mit der Hand. Wenn man aber sagt er springt mit abreiten Arm in Richtung Ball ist es sogar in Torwartmanier. Hier allerdings im Zweifel eher dann das niedrige und dann muss man noch beurteilen ist es eine Torverhinderung oder nur eine gute Chance allerdings wäre der Torwart da wohl noch dran kommen können. Somit ist die zweite gelbe Karte schon passender. Es ist mindestens zu interpretieren. Die internationale Meinung wird eher noch gelb sein beziehungsweise da es keine Torchance ist, dann sogar Reduzierung auf keine Karte aber da kann man schon wieder geteilter Meinung sein.
Szene 8: Nikola Vasilj regte sich wahnsinnig über ein Zeitspiel bei einer Ecke auf und sah zwei gelbe Karte in kürzester Zeit. Das ist für mich viel viel zu hart! Die darf sich Exner nicht erlauben. Zeigt dem den Daumen, dass er die Karte gesehen hat. Er sieht es als Provokation und gibt ihm direkt die nächste. Den Daumen zeigen ist ganz normal. Ist ja eine Art „Hab ich gesehen-Geste“ Dann muss man Thomas Müller 300 mal nachträglich mit Gelb verwarnen. So oft wie er dem Schiedsrichter den Daumen zeigt…
Florian Exner wird diese Saison aber sicher kein Bundesligaspiel mehr leiten.
Augsburg vs. Kiel: Und wieder grüßt das VAR-Murmeltier… wenn selbst der gute Jablonski nicht weiß, wann einzugreifen ist, bleibe ich Stand jetzt bei meiner Einschätzung: Der VAR ist jenseits der Abseitsüberprüfung und Torlinien-Technik (=digitale Entscheidungen) eine Zumutung/Desaster, ohne jede positive Weiterentwicklung in alle den Jahre – im Gegenteil. Es bleibt extrem willkürlich, wann ein Eingriff erfolgt und wann nicht – der geneigte Beobachter bleibt wöchentlich Fassungslos zurück. Dafür habe ich jedenfalls kein Verständnis.
Obwohl der Verteidiger den Ball spielt, trifft er den Stürmer von hinten in einer Weise, die als rücksichtslos oder fahrlässig gewertet werden kann. Laut den Fußballregeln ist ein Tackling, das den Gegner gefährdet oder von hinten erfolgt und dabei den Gegner zu Fall bringt, auch dann als Foul zu werten, wenn der Ball gespielt wird. Da sich der Vorfall im Strafraum ereignet hat, ist die Folge ein Strafstoß (Elfmeter).
Nein. Auch der DFB wertet es als eine Fehlentscheidung.
Viele üben heftige Kritik am deutschen Schiedsrichterwesen. Aber wie soll es denn weitergehen? Wollen wir die Uhr einfach um Jahre zurückdrehen? Wer soll denn überhaupt noch nominiert werden? Wir müssen akzeptieren, dass gar nichts mit automatischer Perfektion abläuft. Wenn alles kritisiert wird, spielen wir – auch international – eine untergeordnete Nebenrolle.
Natürlich gibt es Situationen, wie gerade in Augsburg, die in ihrer abschließenden Beurteilung fragwürdig sind. Aber damit einem Harm Osmers sogleich jegliche Fähigkeit abzusprechen, ist ungerecht. Ich habe den Eindruck, viele Kommentarverfasser sind in ihrer Grundeinstellung absolut negativ gegen die Schiedsrichter eingestellt.
Nur Fundamentalkritik zu üben ist einfach. Den perfekt fehlerlosen Schiedsrichter gibt es nicht. Darüber sollten alle Dauerkritiker nachdenken.
Hallo Hr. Albrecht, mir geht es nicht um Fundamentalkritik, sondern im Wesentlichen um das Thema VAR – wir hatten darüber auch schon gesprochen. Wenn man ein neues Instrument einführt, aber eigentlich alles beim alten bleiben soll und sich dann wundert, dass es nicht funktioniert, m.E. sogar tendenziell schlechter wird, dann muss man handeln oder eben wieder Dinge teilweise zurücknehmen. Am Beispiel des aktuellen Augsburg-Spiels: Ohne VAR kann ich mit dem Pfiff von Hr. Osmers, auch wenn es ein Fehler war, leben, musste er doch unmittelbar eine Entscheidung treffen. In Zeiten des VAR bin ich über die nicht stattgefunden Korrektur durch den VAR (der in diesem Fall der wirklich gute Jablonski war) allerdings (erneut) verärgert und ratlos. Und wenn ich dann immer wieder den maximal unkonkreten Begriff der „Eingriffsschwelle“ höre, könnte ich auf die Palme gehen…im übrigen glaube ich, dass dies auch alle Beteiligten (SR, VAR) maximal verunsichert. Viele Grüße
Herr Fuchs, sie waren ursächlich nicht gemeint. Ihre Meinung ist zu akzeptieren. Es gibt aber viele, die sich grundsätzlich negativ äußern.