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Dortmunds öffentliche Kritik am Schiedsrichter – berechtigt oder Zuviel des Guten?

Die letzten Jahre gibt es immer häufiger den Fall, dass sich Vereine öffentlich in Interviews, Pressekonferenzen oder auch durch einzelne Social Media-Bereiche über den Schiedsrichter beschweren.Wie sollte der DFB damit umgehen? Wie kann man verhindern, dass bald immer mehrere Schiedsrichter vom Verein blockiert werden? Ein Kommentar:

Vergangenen Sonntag äußerte sich BVB-Trainer Edin Terzic, nach dem 1:1 im Bundesliga-Spiel bei Bayer 04 Leverkusen, im DAZN-Interview über den Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin).

„Besonders geht es um Karim Adeyemi. Es geht immer wieder um Karim Adeyemi, der so flink ist, der da mit – ich weiß nicht – 30 km/h in diese Situation reindribbelt“, beschwerte sich der BVB-Trainer: „Und da reicht dieser Kontakt. Das ist meine klare Meinung. Deshalb möchte und kann ich den Schiedsrichter nicht in Schutz nehmen.“ Terzić weiter: „Es gibt für mich da keine zwei Meinungen. Es ist ein klarer Kontakt, es ist ein klarer Elfmeter.“

Am Montag nahm der heftig kritisierte Unparteiische in der „Bild“-Zeitung zu den Vorwürfen Stellung. „Der Kontakt am rechten Oberschenkel von Adeyemi war so minimal, dass er nicht ursächlich den Sturz auslöste“, führte Siebert seine Sicht auf die Situation aus. „Also keine Schwalbe, aber auch kein elfmeterreifes Foul.“ Der 39-Jährige äußerte Verständnis für die Äußerungen des Dortmunder Chef-Trainers. „Aus seiner Sicht kann ich das für diesen Einzelfall zwar nachvollziehen“, erklärte Siebert. Doch man müsse „die Szene im Gesamtkontext des Spiels sehen“.

Dabei nahm er Bezug auf das harte Einsteigen von Emre Can nach einer guten Stunde gegen Exequiel Palacios. „Wenn ich auf der einen Seite bei einer ähnlichen Situation zwischen Can und Palacios keinen Elfmeter für Leverkusen gebe, werde ich das natürlich auf der anderen Seite auch nicht tun. Deshalb sind dann die Aussagen des Trainers unverständlich für mich.“ Siebert resümierte: „Für mich reichte es am Sonntag nicht zu einem Strafstoß – und das war der einzige Grund für meine Entscheidung.“

Wie weit kannst du als Verein gehen?

Das der ein oder andere Funktionär mit gewissen Entscheidungen nicht einverstanden ist, ist vollkommen nachvollziehbar und auch in Ordnung. Nicht immer ist jeder Pfiff der richtige. Am Ende kommt es aber darauf an wie gewisse Aussagen getroffen werden.

Vorgeschichten?

Am 04. Dezember 2021 leitete Felix Zwayer die Bundesliga-Partie des BVB gegen den FC Bayern München (2:3).

Die Bayern gewannen am Ende, auch aufgrund Entscheidungen von Zwayer, die zu ihren Gunsten gefallen sind.

Entscheidungen die über man diskutieren kann, die aber keinesfalls skandalös o.ä. waren.

Die Dortmunder ließen so sehr Dampf ab, dass der Berliner Unparteiische seitdem kein Spiel der schwarz-gelben leitete.

Der damalige Dortmunder Jude Bellingham gab nach dem Spiel eine Aussage zu Wort, die fataler war als jeder Pfiff von Zwayer in der Partie.

„Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“

Für so eine Aussage muss der Spieler wochenlang gesperrt werden. Aber auch vom Verein hätte man mehr erwartet. Wenn es nach Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc ging, hat Jude Bellingham nichts Unrechtes getan. „Er benennt alte Fakten“, sagte der 59-Jährige und stellte sich damit schützend vor seinen Spieler.

So eine Aussage kannst du nicht dulden und muss eine Strafe nach sich ziehen. Da sollte man mal darauf achten, was das für Folgen haben kann.

Am 28. April 2023 kam es in Bochum zum Auswärtsspiel des BVB (1:1). Schiedsrichter war dort Sascha Stegemann.

Ja, Sascha Stegemann lag Mitte der zweiten Halbzeit daneben, als es keinen Strafstoß für Dortmund gab. Nach einem klaren Foul an Karim Adeyemi hätte es diesen zwingend geben müssen. Doch Stegemann wurde vom VAR Robert Hartmann im Stich gelassen.

Am Ende wurde Stegemann und seine Familie aufs übelste beleidigt und bedroht.

Es ging um die Meisterschaft, ja. Dennoch ist solch ein Verhalten mehr als inakzeptabel und unter der Gürtellinie.

Das Ende vom Lied: Zwayer und Stegemann werden nie wieder ein BVB-Spiel pfeifen und auch Hartmann wird wohl die nächsten Jahre keine Dortmunder Partie begleiten.

Ist das die Zukunft?

Wenn es Vereine schaffen, durch ein derart inakzeptables Verhalten, sämtliche Schiedsrichter nicht mehr zu sich zu lassen, dann können wir aufhören.

Klar ist, dass auch der DFB darauf achten muss, dass die Qualität der Schiedsrichter und auch VAR nach oben geht.

Vielleicht müssen aber dann auch mal Sanktionen gegen Vereine ausgesprochen werden.

Ohne nur Borussia Dortmund schlecht reden zu wollen, wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass solche Fälle nicht mehr auftreten.

Wenn nun auch Daniel Siebert vollkommen ohne Grundlage und zu unrecht so angegangen wird, dann haben wir verloren.

Bei anderen Vereinen aus dem tiefen Süden würde beispielsweise eine wochenlange Reportage stattfinden, sollten dort ähnliche Aussagen getroffen werden.

Da sollten wir uns alle mal hinterfragen, wie mit Menschen/Schiedsrichtern umgegangen wird. Mit Respekt hat dies wenig zu. 

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Uwr Pommer Schirilegende aus Niederkassel

    Am besten Stegemann nächste Woche bei Dortmund ansetzen
    Nur so geht es
    Spieler machen auch Fehler

  2. Karl Nieselberger

    Das schreibe ich doch schon sehr lange, dass hier der DFB unbedingt Handeln muss! Es müssen Strafen ausgesprochen werden, die einen 7 stelligen Betrag ausmachen, denn alles andere ist doch nur Trinkgeld für die Vereine. Auch muss man den Vereinen für solches Verhalten mindestens 3 Punkte abziehen. Solange es nicht dazu kommt, wird sich auch nichts ändern. Da sollten die Profivereine doch Vorbilder für die Amateure sein. So wird das ganz bestimmt nichts. Wenn man nicht in der Lage ist Spiele zu gewinnen, dann muss man das halt hinnehmen und akzeptieren. Andere für das eigene Versagen verantwortlich zu machen ist schon mehr als Paradox! Kein verein darf das recht haben sich so zu verhalten. Es geht auch in anderen Sportarten nicht! Ob beim Eishockey oder Handball wäre so ein verhalten undenkbar. die Vereinsverantwortlichen haben sich hier zurück zu halten und es so zu akzeptieren wie es eben ist und Punkt!!!

    1. Berthold Schmitz

      Sehr gut formuliert,
      der DFB ist noch nicht aufgewacht. Ich vertete die gleiche Meinung wie dieser Bericht. Der Respekt und die Autorität sind nicht mehr so wie früher. Deshalb reagiert auch kaum jemand auf das eine oder andere Geschwätz in diesem Fussball Geschäft.

  3. Fussballfan

    Mal ganz ehrlich. Der VAR wurde angeschafft um alles gerechter zu machen, das Gegenteil ist eingetreten es passieren teils mehr Fehlentscheidungen als vor dem VAr.
    Zweite Sache ist, und es ist egal bei welchem Verein es passiert, wenn der Schiedsrichter sich nicht sicher ist dann ist der VAR da nutzt man ihn nicht obwohl es ein klares foul war dann ist das dreist. Gab es zu oft ,VAR sagt schau es dir an Schiedsrichter verneinte es. Und das kann es nicht sein. Und was am meisten aufregt wenn der Schiedsrichter nach dem Spiel bzw. einen Tag danach zugibt eine Fehlentscheidung getroffen zu haben und es ihm Leid tue oder sonst was davon hat die benachteiligte Mannschaft dann auch nichts mehr. Fehler sind Menschlich keine Frage aber in Zeiten vom VAR ist es schon Krass wenn es trotzdem noch so VIELE Fehlentscheidungen gibt. Und da bin ich der Meinung da muss dann auch mal ein Schiedsrichter bestraft werden. Es kann nicht sein das die teils spiele entscheiden und keine Konsequenzen fürchten müssen. Gerade in Zeiten wo viel viel Geld in Wetten investiert wird.

  4. Dieter Albrecht

    „Fussballfan!, wer auch immer sich hinter diesem Pseudonym verbergen mag. waren Sie auch mal Schiedsrichter? Nach den Äußerungen wohl eher nicht. Sie erwarten die totale Perfektion. Die wird es aber niemals geben. Zweifelsfrei hat der VAR für mehr Gerechtigkeit in den Spielen der 1. und 2. Liga gesorgt. Mindestens neun von zehn Entscheidungen werden richtiggestellt. Wir sehen das auch an den Drittligaspielen, wo es den VAR (noch) nicht gibt. Da bleibt manche zweifelhafte Entscheidung hängen.
    Natürlich muss der Schiedsrichter die Zusammenarbeit mit dem VAR nutzen, um etwaige Fehler zu beseitigen.
    Schiedsrichter wegen einer sogenannten „Fehlentscheidung“ bestrafen zu wollen, ist ein absolutes Unding. Ich kann und muss Ihnen deutlich sagen, kein Schiedsrichter macht absichtlich Fehler. Jeder gibt immer sein Bestes. Diese Aussage tätige ich aus eigener langjähriger Erfahrung auf dem Platz. Vor der Einführung des VAR haben alle mit falschen Entscheidungen gelebt. Da wurde wenig lamentiert. Jetzt wird sich darüber aufgeregt, dass hier oder da mal ein Fehler hängen bleibt. Da bleiben wir doch lieber bei den 90+ richtigen Korrekturen, die den Fußball gerechter machen.
    Eigentlich wollte ich Ihnen gar nicht antworten, weil Sie Ihren Namen nicht nennen, warum auch immer? Werden Sie künftig mutiger und agieren mit „offenem Visier“. Ich hasse Pseudonyme, die ich als ein Zeichen von Feigheit betrachte.

  5. G. Fuchs

    Also wenn der VAR eingreift, passt Ihre Aussage sicherlich. Er greift aber oft nicht ein, obwohl es zwingend geboten gewesen wäre. Bei dem immer zitierten Spiel zum Nachteil des BVB war das so, im Spiel pro BVB bei Frankfurt war das, auch beim Grifo Foul. Und daher ist eine grds. Kritik an dem VAR aus meiner Sicht schon gerechtfertigt. Um diese Dilemma anzugehen böte sich an – wie bspw. beim American Football – den Vereinen/Trainern eine Challenge einzuräumen (wie auch immer ausgestaltet). Und Vereine und Spieler dürfen und werden für Fehlverhalten bestraft. Also muss es auch Sanktionen für Schiedsrichter geben, die häufig daneben liegen. Sind mittlerweile ja auch keine Amateure mehr – ich verweise hier auf die „Gehälter“. Die Lösung kann allerdings nicht sein, dass Schiedsrichter über lange Zeiträume einen Verein nicht mehr pfeifen dürfen. Ihre Generalabsolution für Schiedsrichter kann ich aus Sicht eines Spielers auch so nicht teilen. Es gab auch solche, die sich in ihrer Machtrolle ausgelebt haben – aber klar, das waren glücklicherweise nur sehr wenige.

  6. Dieter Albrecht

    Wenn Schiedsrichter mehrfach krass daneben liegen, müssen sie schon für eine gewisse Zeit in der Bundesliga pausieren. Es ging vor allem darum, niemandem zu unterstellen, dass er absichtlich Fehler macht. Dafür ist der Konkurrenzdruck der Nachrücker zu stark. Ich glaube nicht, dass auch nur ein Schiedsrichter eine „Machtrolle“ ausleben will. Verbesserungen oder Veränderungen im Bereich des VAR sind seit dem Bestehen immer ein Thema.

  7. Rödele Karl-Heinz

    Es ist ja nicht das erste Mal bei dem Schiri mit den eklatanten Fehlentscheidungen. Das sollte doch den oberen Herren auch auffallen. Und Foul im Strafraum ist Elfmeter, egal ob zu wenig oder zuviel.

  8. Berthold Schmitz

    Der Bericht ist in Ordnung, aber er bringt nichts solange beim DFB Verantwortliche sitzen, und dieses asoziale Verhalten einfach so hinnemen, weil es letzten Endes nur noch um das Geld geht. Es fängt für mich damit an, das sich die Schiedsrichter/innen gerade in den oberen Ligen zuviel, und zulange unverschämte Angriffe gefallen lassen. Es hätte schon vor Jahren schneller und konsequenter durchgegriffen werden müssen. Die Quittung gibt es seit einiger Zeit. Schlimmer ist es noch im Amateurbereich mit verbalen Angriffen und Tätlichkeiten gegen die Schiedsrichter Kollegen/innen. Wenn der DFB nicht umgehend massiv durchgreift, dann eskaliert es eines Tages. Das aufgerufene Jahr des Schiedsrichters durch den DFB, ist bei den Vereinen kaum, wenn überhaupt, angekommen. Schuld an dem ganzen negativen Verhalten haben die Vereine, die, wie ich selbst jede Woche erlebe, sich kaum um die Schiedsrichter kümmern, noch nicht einmal begrüßen. Verdreckte und im Herbst/Winter kalte Kabinen und einem Getränk muss man auch noch nachlaufen. Die Liga spielt dabei keine Rolle, Mensch ist Mensch. Und Flyer aufzuhängen oder Lautsprecher Durchsagen, sind nicht zuviel verlangt. Das die Zahl von ca. 80.000 Schiedsrichtern auf ca 50.000 in Deutschland gesunken ist, bleibt unbemerkt. Von der Entschädigung bzw. dem Spesensatz gar nicht zu reden. Man macht es ja meisten aus dem Idealismus heraus. Es reicht nicht aus, das ein DFB sich nur um die Mitgliederzahlen und sein Bankkonto kümmert, er muss endlich vor Ort aktiv werden und an die Öffentlichkeit gehen. Spieler und Trainer müssen mehr Respekt zeigen oder mit knallharten Strafen belegt werden. Lächerliche Strafen werden aus der Portkasse mit einem lächeln bezahlt. Und das hat beim DFB bis heute noch keiner kapiert. Ich selbst bin seit 1974 Schiedsrichter und ehemaliger KSO und KLW, und hoffe auf eine schnelle Verbesserung. Vieleicht erlebe ich sie noch vor meinem 50 ten Jubiläum.

  9. Dieter Albrecht

    Herr Schmitz, dann gehören wir beide als Schiedsrichter zu den Urgesteinen. Ihren Ansatz mit den Argumenten teile ich absolut. Als Schiedsrichter habe ich auch vieles von dem erlebt. Die Vereine sind oft nicht bereit, die Bedeutung der Schiedsrichter für den Fußball zu erkennen und entsprechend zu respektieren. Sie werden nicht selten nur als lästiges Anhängsel angesehen. Was sollen wir gegen den zunehmenden Mangel tun? Die rückläufigen Zahlen mit einer nahezu festzustellenden Halbierung sind bedrückend. Viele Maßnahmen sind ins Leere gegangen. Natürlich ist der DFB gefordert, auch mit härteren Strafen bei Ausschreitungen mit Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter. Ich war u.a. auch zehn Jahre Vorsitzender eines Kreissportgerichtes. Allerdings ging es zu der Zeit noch gesittet zu. Schwere Fälle waren eher die Ausnahme.
    Es kann auch nicht allein an den Spesensätzen liegen. Ich habe 1964, zu Beginn meiner Tätigkeit, für ein Kreisliga- und Kreisklassenspiel fünf Mark bekommen, dazu ein Fahrgeld von zehn Pfennig pro gefahrenen Kilometer. Die Begeisterung mit der Freude am Pfeifen war nicht von der Bezahlung abhängig. Das ist heute anders, wie auch die grundlegende Veränderung in unserer Gesellschaft. Wie sollen wir dieser Tatsache erfolgreich entgegenwirken? Fakt ist: Wir werden es trotz aller Bemühungen nicht ändern. Das ist leider so.

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