Ich habe selbst über 200 Bundesligaspiele gepfiffen -ohne Videobeweis- und kann ihnen sagen: Eines der größten Probleme der Schiedsrichter heißt Perspektive.
Von: Thorsten Kinhöfer
Es ist nun mal so, dass eine Spielszene aus nur einer Perspektive schwer zu bewerten ist. Nehmen Sie die Diskussionen zuletzt bei bei Werder Bremen und dem HSV um Bälle, die angeblich im Aus waren – oder auch nicht. Dort braucht es eine sehr gute präzise Perspektive, um zu erkennen, ob der Ball tatsächlich komplett im Aus war oder nicht. Wie wertvoll der Videobeweis diesbezüglich für die Schiedsrichter ist, zeigte sich am Samstag auf Schalke. Harit kam gegen Haidara zu Fall, Schiri Gräfe ließ erst weiterlaufen und gab nach Ansicht der Videobilder doch Elfmeter.
Das war wirklich schwierig zu erkennen. Erst aus der speziellen Hintertorperspektive kann man klar sehen, dass Haidara den Fuß von Harit trifft. Das konnte Gräfe aus seinem Blickwinkel schlicht nicht erkennen. Während des Spiels hat der Referee halt nur eine Perspektive, zum Glück hatte er technische Hilfe. An solche Fälle sollte man auch denken, wenn sich demnächst wieder mal alle über den Videobeweis aufregen.
Gräfe hinterfragt Prüfung
„Es gibt immer noch Argumente dagegen zu sagen, dass der Schalker seinen Gegenspieler sucht, er macht es auch geschickt. Aber der Verteidiger ist in dem Fall ungeschickter als der Stürmer geschickt”.
Video-Schiedsrichter hätte nicht eingreifen dürfen
RB-Trainer Julian Nagelsmann bezeichnete die Szene selbst als 50:50-Situation, in der man auf Elfmeter entscheiden, es aber eben auch lassen kann. „Eine klare Fehlentscheidung war es nicht, es gab einen Kontakt”, räumte Nagelsmann ein.
Doch Nagelsmann kritisierte vor allem, dass der Unparteiische überhaupt den Videobeweis nutzte, da kein klarer Regelverstoß vorgelegen habe. Das aber muss aus Sicht des Videoschiedsrichters der Fall sein, um überhaupt einzugreifen. „Das war für mich kein zwingender Grund einzugreifen. Wenn man sich das Ganze acht Mal anschauen muss, kann es so klar nicht sein”, betonte der 32-Jährige.