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Einordnung der DFB-Schiedsrichter-Komission

Wie in jeder Schiedsrichter-Zeitung sind auch in der neuen Ausgabe (print) einige Szenen von unsportlichen Verhaltens aus dem Profibereich, auf die die Schiedsrichter-Kommission um Rainer Werthmann im Detail einging, beschrieben. Unter anderem wurde darin gesagt, warum die unsportlichen Handlungen kein Kavaliersdelikt sind. Wir haben die sieben Szenen zusammengefasst.

Vor dem Beginn der Rückrunde wurde alle Vereine der 56 Profiligen der höchsten deutschen Spielklasse Post von Lutz-Michael Fröhlich, dass zukünftig die Unparteiischen gegen unsportliche Vergehen härter durchgreifen sollen. Zwar haben die Referees in diesem Bereich in der Hinrunde insgesamt konsequent gehandelt, dennoch gäbe es laut Fröhlich Verbesserungspotential, um den respektlosen Umgang miteinander für Fairplay und gegen  Gewalt sowie negativen Emotionen entgegenzuwirken-

Folgende Punkte unsportlichen Handlungen zieht Gelb nach sich:

  1. Fordern eine Karte
  2. Gestiken wie Abwinken
  3. Respektlose Gesten
  4. Aggressives Verhalten gegen Schiedsrichter-Mobbing
  5. Zeitspiel
  6. Simulation – ohne klaren Kontakt des Gegenspielers
  7. Auslösen einer Massenkonfrontation (Rudelbildung)

Fortuna Düsseldorf  – SV Werder Bremen (SR: Felix Brych)

Bei diesem Spiel wurde Bremens Torhüter Pavlenka in einem Dreikampf um den Ball von den Düsseldorfern Ampomah und Bodzek schmerzhaft getroffen. Das versetzte den Bremer Kapitän Niklas Moisander in Rage und er schubste erst Ampomah anschließend attackierte er den Schiedsrichter in aggressiver Weise, obwohl dieser das Spiel sofort unterbrochen hat und auf Freistoß für(!) Werder Bremen entschied. Moisander baute sich vor dem Unparteiischen auf und schrie ihn aus Nahdiestanz an, bevor er mit weiteren Düsseldorfern aneinandergeriet und so zu der Rudelbildung beitrug – kein Kavaliersdelikt!

Moisander war in der 72. Minute wegen Spielverzögerung verwarnt worden. Sein derartiges Verhalten ist nach Ansicht der Komission nun eindeutig verwarnungswürdig und Felix Brych zeigte Bremens Kapitän folgerichtig die Gelb/Rote Karte. Das Stoßen des Gegners, das Anbrüllen des Unparteiischen, sowie das Auslösen der Rudelbildung waren gleich drei Dinge welche einem Kapitän nicht gerecht wurde (TV-Bilder).

Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach (SR: Deniz Aytekin)

Nach einem Freistoß für Gladbach in der Nähe der Mittellinie hatte Schalkes Alessandro Schöpf den Ball am Fuß. Als sich ein Gladbacher Spieler näherte, um den Freistoß auszuführen, schoß Schöpf den Ball einige Meter weg und verhinderte damit so eine schnelle Spielfortsetzung. Für diese derart überflüssige Aktion, wurde er zu recht mit der Gelben Karte bedacht (TV-Bilder).

Mainz 05 – SC Freiburg (SR: Sven Jablonski)

Bei einem Angriff der Mainzer kam Freiburgs Abrashi deutlich zu spät und traf deshalb bei seinem Tackling  den Fuß von Gegenspieler Niakhaté. Der Schiedsrichter unterbrach deshalb das Spiel und entschied auf Freistoß für die Gastgeber. Der Mainzer glaubte, Abrashi zur Rede stellen zu müssen, indem er ihn mit einer Hand am Arm festhielt und mit dem Zeigefinger in der anderen Hand eine drohende Geste machte. Auch dieses Verhalten ist laut Ansicht der Komission unsportlich, weil es gegenüber dem Gegner respektlos ist. Richtigerweise wurde sowohl Freiburgs Abrashi für dessen rücksichtslosen Fußeinsatz – als auch Niakhaté verwarnt. Durch dieses ‚Doppel-Gelb‘ hat der Unparteiische die Situation schnell und richtig gelöst, welches auch die Spieler akzeptierten (TV-Bilder).

Eintracht Frankfurt – RB Leipzig (SR: Daniel Siebert)

Es ist schon lange zutiefst respektlos, wenn ein Spieler nach einer Verwarnung gegenüber dem Schiedsrichter  demonstrativ und für alle gut sichtbar höhnisch Beifall klatscht, wie es Leipzigs Sabitzer in diesem Spiel tat. Ein solches Verhalten erfordert eine weitere Verwarnung – ohne jeglichen Spielraum für den Schiedsrichter, was in der Konsequenz Gelb/Rot bedeutet hat (TV-Bilder).

RB Leipzig – Borussia Mönchengladbach (SR: Tobias Stieler)

Für sehr viel Diskussionen hat eine Szene im Topspiel des dritten Rückrundenspieltags gesorgt. Da er geglaubt hat, gefoult worden zu sein, aber keinen Freistoß bekam, blieb Gladbachs Alassane Pléa  stehen und winkte heftig in Richtung des Schiedsrichters ab, der daraufhin die Partie unterbrach und dem Spieler die Gelbe Karte zeigte. Doch anstatt Gelb zu akzeptieren, machte Pléa gleich zweimal vor den Augen des Schiedsrichters eine weitere abfällige Geste. Das war ein weiteres deutliches außenwirksames Zeichen, dass er die Entscheidung des Schiedsrichters nicht akzeptierte und in der Konsequenz von Tobias Stieler vollkommen zurecht zum Duschen geschickt wurde (TV-Bilder).

FC Schalke 04 – SC Paderborn (SR: Felix Brych)

Eine weitere Szene von unsportlichem Verhalten, wie man sie in dieser Form immer wieder sieht, geschah bei dieser Partie. Ein Spieler zog im Zweikampf einen anderen im Zweikampf zu Boden und blieb selbst dort liegen. Darauf folgten gereizte Reaktionen und man schaukelte sich gegenseitig hoch. Paderborns Streli Mamba forderte eine Gelbe Karte für Omar Mascarell, währende der Schalker beim anschließenden Aufstehen an den Kragen ging. Als beide wieder auf den Beinen waren, gingen sie mit ihrer Stirn auf Tuchfühlung, was eine kleine Rudelbildung auslöste. Dass der Schiedsrichter beide Streithähne verwarnte, ist laut Ansicht der Schiedsrichter-Komission konsequent und korrekt. Eine Tätlichkeit lag nicht vor, auch keine anstößige Geste, aber eben ein respektlos und damit ein unsportliches Verhalten gegenüber dem Gegner. Für den Schiedsrichter in diesen Szenen ist es wichtig, die Kontrahenten fest im Blick zu halten, um im Falle einer Eskalation mögliche feldverweiswürdige Handlungen nicht zu übersehen (TV-Bilder).

VfL Wolfsburg – RB Leipzig (SR: Daniel Schlager)

Genau wie von Spielern haben auch Teamoffizielle eine Vorbildfunktion, außerdem können sie durch ihr Verhalten die Atmosphäre auf dem Feld und den Tribünen wesentlich beeinflussen. Aggressive Verhaltensweisen gegenüber Spieloffiziellen und respektlose Gestiken etwa in Form  eines abfälligen, deutlich sichtbaren Abwinkens von Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann sind nicht zu akzeptieren und laut neuer Regel mit Gelb für den Trainer zu ahnden (TV-Bilder)

Niemand hat etwas gegen Emotionen einzuwenden. Aber wenn diese Emotionen sich in unsportlichem Verhalten ausdrücken -gilt für Trainer wie auch Spieler-, zumal gegenüber dem Schiedsrichter oder seinen Assistenten, ist eine Grenze überschritten. Im Sinne einer einheitlichen Regelauslegung ist es notwendig, dass sich alle Schiedsrichter an die konsequente Umsetzung und Auslegung der Vorgehensweise bei Unsportlichkeiten halten. Das war nicht immer der Fall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Volker Blum

    Bin mit allem einig, nur nicht mit der Nagelsmann-Szene. Man darf da nicht erwarten, dass der Trainer seine Emotionen derart im Griff haben muss. Um das zu entschärfen wurde doch der 4. Offizielle eingeführt. Zumal er in der Sache recht hatte.

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