Mutig, schnell, großzügig und möglichst richtig entscheiden sind die Attribute welche man an einen guten Schiedsrichter stellt. Zwei dieser habe ich am Sonntag auf den Plätzen in Wolfsburg und Bochum gesehen: Die Jubiläums-Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck und Sven Jablonski. Zwei starke Persönlichkeiten. Während in Leverkusen der Referee und VAR zu nachsichtig war.
VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund 1:3 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck)
Szene 1: Der 1:0-Führungstreffer der Borussia führte zu Diskussionen, weil Pascal Groß Wölfe-Kapitän Arnold kurz geschubst hatte. Schiri Jöllenbeck ließ weiterspielen und hatte im Abschluss Kontakt zum VAR. Ein ahnungswürdiges Foul lag hier aber nicht vor, dafür war der Kontakt nicht klar genug – wenn es diesen überhaupt gab, viel zu gering. Jedoch hätte es die vorangegangene Ecke nicht geben dürfen, da Brandt als letzter Akteur am Ball war. [TV-Bilder – ab 01:52 Minuten]
Szene 2: Über die halblinke Angriffsspur schickte Amoura Lukas Nmecha auf die Reise. Groß stoppt den Stürmer als letzter Mann, denn obwohl Schlotterbeck noch auf derselben Höhe stand, konnte dieser Nmecha nicht mehr am Abschluss hindern. Rot für die Notbremse ging in Ordnung. [TV-Bilder – ab 06:10 Minuten]
Szene 3: Ein ruhender Ball fiel am langen Pfosten herunter, wo Schlotterbeck von Gerhardt gehalten wurde und zu Boden ging. Kurz wurde die Situation überprüft, dann stand fest: kein Elfmeter. Wir alle wollen entscheidungsfreudige Schiedsrichter, die auf dem Platz etwas schnell erkennen und mit einer angenehm großzügigen Linie den Spielfluss aufrechterhalten. Jöllenbeck hatte das Vergehen als nicht elfmeterreif beurteilt, dann soll es aber auch bitte auf dem Platz bleiben, ohne das der VAR eingreift. So stellt man sich das vor! [TV-Bilder – ab 06:58 Minuten]
Szene 4: In der Folge forderte Wolfsburg einen Handelfmeter. Mit einem Querpass suchte Tomás in der Mitte Amoura, Anton blockte jedoch ab. Im Nachsetzen schoß Tomás den Ball an den abgespreizten Ellenbogen. Nach kurzer Beratung mit dem Kölner Keller gab es auch für diese Situation keinen Elfer. Diese Szene ist schwieriger. Einerseits spricht der abstehende Arm und den dadurch verhinderten Pass in die Mitte für ein strafbares Handspiel, jedoch angesichts der kurzen Distanz die korrekte Entscheidung und der geringen Reaktionszeit bin ich hier eher im Sinne des Fußballs beim Schiedsrichter. [TV-Bilder – ab 07:10 Minuten]
VfL Bochum – 1. FC Heidenheim 2:0 (SR: Sven Jablonski)
Szene 5: Pieringer fiel im gegnerischen Strafraum auf den Rasen. Es gab leichte Proteste, da Bero ihn zu Fall gebracht hatte. Doch der sehr gute Schiedsrichter ließ weiterlaufen. Der Kontakt war nur minimal und reichte ihm nicht für einen Elfmeter. Da der Schiedsrichter es vollständig auf dem Platz wahrgenommen hatte und es als nicht klar und offensichtlich falsch einzustufen ist, war es richtig, dass der VAR den Review nicht empfahl. [TV-Bilder – ab 04:45 Minuten]
Szene 6: Daschner traf nach einer Flanke von Passlack zur vermeintlichen Entscheidung. Doch der ehemalige Dortmunder stand beim Pass von Bero minimal im Abseits. Nach einem kurzen VAR-Check nahm Jablonski den Treffer zurück.
Bayer 04 Leverkusen – SC Freiburg 5:1 (SR: Tobias Stieler)
Szene 7: Lukas Kübler kam Wirtz nicht wirklich hinter und trat ihm dann versehentlich auf die Ferse. Das ist auf jeden Fall eine Gelbe Karte mit eindeutiger Tendenz zu mehr, auch wenn Kübler da keine böse Absicht zu unterstellen ist. Ironie an: Hier passt in etwa die Stielersche Auslegung „Unfall“ Ironie aus. Betrachtet man das reine Trefferbild hat der Freiburger ihn da mit dem durchgestreckten Bein, der offenen Sohle, der Ball war nicht spielbar und der Treffer von hinten oberhalb des Knöchels. Hier sprechen mehr Faktoren für den Platzverweis, als gegen die Verwarnung. Für mich hätte hier unbedingt der Video-Assistent Tobias Reichel einschreiten müssen mit Empfehlung „schau es dir noch einmal an…“. Ein solch hartes Einsteigen muss eigentlich den Feldverweis auf Dauer zur Folge haben! [TV-Bilder – ab 01:56 Minuten]
Szene 8: Nach knapp einer halben Stunde gab es Elfmeter für Bayer. Florian Wirtz legte den Ball durch die Beine des zurücklaufenden Dōan, der das linke Bein nachzog und den Ballkünstler abräumte. Unstrittige Entscheidung! Der Gefoulte schoß selbst und scheiterte. Schlecht war er nicht geschossen, aber Freiburgs Torhüter Atubolo sprang in die richtige Ecke und hielt die Kugel mit der rechten ausgefahrenen Hand. Klasse! [TV-Bilder – ab 02:15 Minuten]
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Quelle: ig-schiedsrichter.de/rk