Der frühere WM-Schiedsrichter Markus Merk beurteilt die Leistungen der Referees in Katar als „gut bis befriedigend“, übt aber auch deutliche Kritik.
Direkt aus dem dpa-Newskanal:
„Die Leistung des brasilianischen Schiedsrichters bei England gegen Frankreich hat sich mir – auch wenn ich anderen Mentalitäten und Spielinterpretationen offen gegenüberstehe – nicht erschlossen. Klare Vergehen wurden nicht geahndet, wie das Foulspiel vor dem französischen 1:0„, sagte der 60-Jährige aus Kaiserslautern der Deutsche Presse-Agentur.
Über die Spielleitung von Wilson Sampaio beim 2:1-Sieg Frankreichs hatten auch die Engländer geschimpft. Bei den K.o.-Spielen sei der Druck auf die Unparteiischen größer geworden, sagte Merk: „Hier mangelte es durchaus einigen Schiedsrichtern an Erfahrung und Akzeptanz – insgesamt auch mit Mängeln und ungleicher, unterschiedlicher Zweikampfbeurteilung.“
Wohltuend fand der frühere FIFA-Referee, der bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 im Einsatz war, „die Umsetzung in puncto Geschwindigkeit beim VAR, besonders im Bereich der Abseitsentscheidung„. Die von FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina vor dem Turnier angekündigten längeren Nachspielzeiten sieht Merk zwiespältig. „Auch wenn ich eine angemessene Nachspielzeit befürworte: Die Umsetzung war nicht immer nachvollziehbar. Dann sollten wir gleich über eine Nettospielzeit nachdenken„, sagte der langjährige Bundesliga-Unparteiische. Gleichzeitig betonte er: „Ich hoffe, dass wir in der Bundesliga jetzt mitten in der Saison keine Grundsatzdebatte starten.“
Markus Merk liegt mit seiner Einschätzung richtig. Die Art der Spielleitung – bei den Nicht-Europäern – war in einigen Fällen nicht durchschaubar, was besonders für Zweikampfbeurteilungen gilt. Die vor allem in der Gruppenphase von einigen Schiedsrichtern angeordnete Nachspielzeit, in teilweise schwindelnder Höhe, war in keiner Weise nachvollziehbar. Bei einem Spielstand von 7:0, wie Spanien gegen Costa Rica, erübrigt sich jegliche Nachspielzeit. Collina trifft nicht immer die richtigen Maßnahmen. Das sollte nicht auf die Bundesliga abfärben. Anderenfalls müssten wir wie beim Basketball oder Eishockey eine gut sichtbare Uhr für alle Zuschauer im Stadion anbringen, diese bei jeder kleinen Unterbrechung wie Einwurf oder Eckstoß anhalten und die Nettospielzeit einführen. Ein Spiel würde dann mindestens 2 mal 60 Minuten oder noch wesentlich länger dauern.
In den Bundesligen und international würde das ja noch umsetzbar sein, da genügend Menpower für Kontrolle vorhanden ist. Aber in den Betonligen, wo die Schiris alleine sind geht das nicht. Deshalb kann eine Nettospielzeit nicht eingeführt werden, weil wir dann eine Ungleichbehandlung hätten.