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Nach Shitstorm: Gregor Podeschwa fordert beim DFB mehr Datenschutz

Das ist Gregor Podeschwa
Der 44-Jährige kickte in seiner aktiven Zeit unter anderem zu Verbandsliga-Zeiten für den VfL Schwerte und den VfB Westhofen in der Bezirksliga. Podeschwa, der auch Inhaber der Fußball-Lehrer-Lizenz ist, war als Jugendtrainer beim Bundesliga-Nachwuchs des VfL Bochum aktiv, ehe er knapp fünf Jahre lang den Bezirksligisten Geisecker SV trainierte. Zurzeit ist er Sportlicher Leiter der Jugendabteilung des Holzwickeder SC.

Bestechung, Lizenz auf ebay gekauft. Solche Vorwürfe hagelte es nach einer ganz normalen Kreisligapartie in sozialen Netzwerken. Der Schwerter Schiedsrichter Gregor Podeschwa fordert Konsequenzen.

Am 7. April 2019 leitete der 44-Jährige Gregor Podeschwa von Holzpfosten Schwerte die Partie der Hagener Kreisliga A1 zwischen dem SV Boele-Kabel und dem TSK Hohenlimburg.

„Es sei ein ganz normales Kreisligaspiel gewesen“, erzählte Podeschwa. Dabei hatte er fünf Gelbe Karte verteilt und keinen Platzverweis verhängt. Alles verlief im Rahmen. Zwischendurch habe es ein paar Meckereien und Pöbeleien gegeben. „Das ist aber leider schon traurige Realität geworden, erzählt er gelassen.

„Persona non grata“ in Großbuchstaben

Als er dann Reaktionen des gastgebenden SV Boele-Kabel laß, der die Partie mit 1:2 verloren hatte, waren diese alles andere als gelassen. Dabei wurde der Schuldige für die Niederlage schnell gefunden: Gregor Podeschwa, der sich auf Facebook einem wahren Shitstorm ausgeliefert sah. „Gregor Podeschwa wird ab sofort zur Persona non grata erklärt in Boele“, laß er in Großbuchstaben in einem dortigen Beitrag der keine zwei Stunden nach Abpfiff der Partie auf der Facebookseite des Vereins.

Dabei wurde in den Kommentaren zu diesem Beitrag Podeschwa unverhohlen der Bestechung bezichtigt. „Das war keine schlechte Leistung vom Schiri. Es war pure Absicht“, hieß es dort. Oder auch: „Den Schiedsrichter Gregor Podeschwa sollte der DFB mal unter die Lupe nehmen. Bei so einer schlechten Leistung besteht sehr schwerer Verdacht, dass er seine Lizenz auf Ebay ergattert hat.“

Verantwortlich für die Facebook-Postings ist der erste Vorsitzende des Vereins, Erdal Yildiz. Dieser distanziert sich von den Einträgen und fühlt sich nicht verantwortlich. „Es gibt eben viele Spinner auf Facebook“, sagt Yildiz. Und weiter: „Nach so einer Leistung wird er bei uns sicherlich nicht mehr mit offenen Armen empfangen. Aber ich unterstelle keine Absicht. Wir nehmen es sportlich“, so der Vorsitzende.

Gregor Podeschwa lassen die Beiträge und Kommentare kalt, weil es total unqualifiziert ist. Auch ist er nicht in sozialen Netzwerken unterwegs, aber natürlich wurden ihm die Einträge zugetragen, was da über ihn zu lesen war. Wie geht er nun damit um? „Ich nehme das zur Kenntnis. Aber es lässt mich kalt, weil es total unqualifiziert ist“, sagt Podeschwa. Gefreut habe den 44-Jährigen, dass ihn einige Freunde und Bekannte, Schirikollegen und auch Holzpfosten-Vorstand sich bei ihm meldeteten und ihm den Rücken stärkten.

Keineswegs will er aber die Vorkommnisse vom 7. April nicht unter den Teppich kehren, dazu ist zuviel passiert. Nicht nur virtuell, sondern auch auf dem Sportplatz im Hagener Norden. Als der Referee in der Umkleidekabine die elektronischen Spielberichtsbogen mit seinen Erkenntnissen zum Spiel gefüttert hatte, wurde er vom 2. Vorsitzendes des SV Boede-Kabel, Olaf Wolff, mit druckreifer Formulierung beleidigt, berichtet er. Besonderen Wert legte er auf die Formulierung, dass die verbalen Attacken nicht aus der Emotion heraus geschehen sind, sondern zu einem Zeitpunkt, als die Partie schon eine ganze Weile beendet war.

Ohne Umwege zu Schiedsrichternamen

Der Referee brachte aber auch noch einen anderen Punkt ins Spiel – wo es um Datenschutz geht. Wer auf „fussball.de„, dem offiziellen Internetportal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für den Amateurfußballsport geht und die entsprechende Spielpaarung auswählt, kommt ohne Umwege alle Informationen den Namen des Schiedsrichters. So wie das bei jedem x-Beliebigen Spiel auf dieser Plattform üblich ist, dass der Unparteiische für Jedermann sichtbar ist. Dabei geht es um Datenschutz. Ein Unding, was auch Podeschwa findet.

Jeder kann sehen, wer pfeift. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll. Ich habe weder dem DFB noch dem westfälischen Verband irgendwann mal die Zustimmung gegeben, meinen Namen da aufzuführen„, sagt er und verweist auf die EU-Datenschutzverordnung. Seit etwa einem Jahr tauchen die Namen der Spielleiter und der Spieler bei Jugendspielen schon nicht mehr auf – aus Gründen des Datenschutzes.

Mail an DFB

Diesen Umstand habe er dem Deutschen Fußball-Bund in einer E-Mail geschrieben, verriet er, bei dem es sogar eine eigene E-Mailadresse für Belange des Datenschutzes gibt. Immerhin bekam er darauf schon eine Antwort: „Weil er kein DFB-Schiedsrichter ist, sondern lediglich auf Landesebene pfeift, sei hier der Fußball- und Leichtathletikverband (FLVW) verantwortlich.“

Auf Nachfrage hieß es von dort, dass das „datenschutzrechtliche Begehren“ des Schiedsrichters bearbeitet werde und er davon ausgehen könne, dass sein Name bald aus dem Online-Portal verschwunden ist. Grundsätzlich sei es jedem Schiedsrichter möglich, durch das Setzen eines Hakens im DFB.net, die Veröffentlichung des eigenen Namens zu sperren.

Die Beschwerde von Gregor Podeschwa habe also schon etwas bewegt. Aber selbst wenn alles beim Alten bliebe, die Pfeife an den Nagel zu hängen, kommt für den Spielleiter nicht in Frage. „Dazu macht mir das Pfeifen viel zu viel Spaß“, sagt er. Trotz allem.

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