Deutschland verliert das kleine Finale der Nations League und Bundestrainer Julian Nagelsmann hadert erneut mit dem VAR. Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Urs Meier nimmt beide Aufreger-Situationen noch einmal unter die Lupe.
Meier beklagt Adeyemis unsportliches Verhalten
Urs Meier über…
…den nicht gegebenen Elfmeter: „Der Schiedsrichter hat zwar zuerst einen Elfmeter gegeben, aber aus einer eigentlich schlechten Position. Er hat das gar nicht richtig gesehen. Und weil solche Situationen im Prinzip immer überprüft werden, hat der Videoassistent natürlich richtig entschieden, dass das eine Schwalbe ist. Man sieht ja, wie Adeyemi reinfliegt – eine schöne Flugtechnik.“ [TV-Bilder – ab 0:40 Minuten]
…den ursprünglichen Elfmeterpfiff des Schiedsrichters: „Ich bin ein Befürworter, dass die Schiedsrichter Entscheidungen treffen und klar sind. In dem Fall hat er falsch gelegen. Da muss er selbst überlegen, warum. So etwas kann man eben auch sehen. Er hat die Angriffsauslösung irgendwie verschlafen und war dann viel zu weit weg.“
…über die gelbe Karte für Adeyemi: „Es ist zu offensichtlich, was Adeyemi da macht. Er sucht das Ganze. Gerade diese Situationen sollten wieder viel mehr mit gelben Karten bestraft werden. Wenn die Stürmer [den Elfmeter] schon suchen und es dann eben nicht zu einem Elfmeter führt, dann sollen sie auch verwarnt werden. Denn das ist für mich eine Unsportlichkeit. Und diese Unsportlichkeiten machen dem Schiedsrichter das Leben schwer. Darum ist es richtig, dass man hier die gelbe Karte gibt.“
Kritik am Schiri: „Eine Frau hätte das gesehen“
…über das aberkannte Tor von Deniz Undav: „Ich muss ehrlich sagen, auf diesem Niveau, muss der Schiedsrichter dieses Foul von Füllkrug selber sehen. Er steht relativ gut. Die ganze Aktion geht nur gegen den Mann, eine klare Bewegung. Es wird kein Ball gespielt. Das muss er auf dem Platz sehen. Dann hätten wir auch diese Diskussion nicht. Dann hätte es kein Tor gegeben, wir hätten keinen VAR-Entscheid gebraucht. Das war nicht gut vom Schiedsrichter. (…) Auch, warum er sich das dann minutenlang anschauen muss. Ich habe das jetzt einmal gesehen, da brauchte ich nicht mal eine Video-Wiederholung. Wenn er das aus dieser kurzen Distanz nicht erkennt, da habe ich schon meine Fragezeichen.“ [TV-Bilder– ab 01:50 Minuten]
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…Nagelsmanns Behauptung, der VAR-Eingriff sei ein Regelverstoß gewesen: „Das stimmt nicht. Warum soll das ein Regelverstoß sein? Es geht um ein Tor. Wie das Tor entstanden ist und ob es in dieser Situation ein Foul- oder Handspiel gegeben hat. Da muss der Videoassistent überprüfen, und es ist folgerichtig, dass er dem Schiedsrichter sagt: ‚Hey, schau dir das an, das ist ein klares Foulspiel, annulliert dieses Tor.'“
…die Fehleinschätzung des Schiedsrichters, der den Treffer zunächst gibt: „Wahrscheinlich war er unten auf den Ball konzentriert. Das kommt vor allem bei den männlichen Schiedsrichtern oft vor. Die haben oft diesen Tunnel-, diesen Jagdblick. Das hier ist ein typisches Beispiel. Das Foul passiert aber nicht unten, es passiert oben. Frauen haben da ein viel besseres Gesamtbild. Eine Frau hätte das gesehen.“
Ich gehe davon aus, dass Julian Nagelsmann den Begriff des Regelverstoßes grundsätzlich nicht definieren kann. Natürlich ist es nie gut für den Schiedsrichter, wenn der VAR zwei getroffene Entscheidungen korrigiert. Urs Meier beschreibt das richtig. Ob Frauen das Foul sofort erkannt hätten, lasse ich in der subjektiven Betrachtung von Urs mal so stehen.
Ich habe da eine Frage zur Elfmeter Szene.
Klar hebt Adeyemi ab. Aber ich sehe hier keinen Raum in dem er auftreten kann ohne im nächsten Augenblick vom Torwart getroffen zu werden. Wo ist hier eine Schwalbe. Muss ein Spieler sich unbedingt treffen lassen damit ein Foul vorliegt.