Am 23. Spieltag der 1. Bundesliga sorgte vor allem eine Entscheidung von Schiedsrichter Benjamin Cortus am Monitor für große Aufregung, als er einen Treffer der Mainzer wegen einer vermeintlich aktiven Abseitsstellung Niakhatés aberkannte. Außerdem hatte der Hamburger Schiedsrichter Patrick Ittrich in Berlin viel zu tun und nahm eine überzogene rote Karte nach nur wenigen Sekunden am Monitor zurück.
1. FSV Mainz 05 – Bayer 04 Leverkusen 3:2 (SR: Benjamin Cortus)
Kurz nach dem Mainz 05 am Freitag den 1:1-Ausgleich gegen Bayer Leverkusen erzielt hatte, legten die „Nullfünfer“ nach. Einen Freistoß von der rechten Seite mit Schnitt zum Tor von Aaron Martín verlängerte Karim Onisiwo per Kopf ins Tor. Doch der Treffer wurde nach Eingriff des Video-Assistenten aberkannt. Moussa Niakhaté, Kapitän der Mainzer, stand im Abseits und neben Onisiwo. Auch wenn er keinen großen Einfluss auf die Szene hatte, wurde er als aktiv gewertet und das Tor von Benjamin Cortus am Monitor zurückgenommen. Eine Fehlentscheidung! Denn die Leverkusener Verteidiger konzentrieren sich in dieser Szene klar auf den Torschützen. Niakhaté führte außerdem keinen Zweikampf um den Ball. Es lag eine passive Abseitsstellung vor, der Treffer hätte zählen müssen.
War es am Ende ein Fehler wegen eines VAR-Eingriffs? Kann man so sehen, muss man aber nicht. Den VAR Tobias Welz kann hier auch wegen eine fehlenden Wahrnehmung oder Unsicherheit des Schiedsrichtergespanns auf dem Platz eingegriffen haben. Ein On-Field-Review ist erstmal noch eine Entscheidung, ob der Treffer letztlich zählt oder nicht. Die trifft der Schiedsrichter auf dem Platz und Cortus hat sich hier halt leider für die aktive Abseitsstellung fälschlicherweise entschieden. Dennoch hätte sich die Situation natürlich vermeiden lassen, wenn VAR Welz einfach nicht eingegriffen hätte. In jedem Fall sehr ärgerlich für das gesamte SR-Team, nach dem übersehenen Abseits letzte Woche (in dem Fall klarer Fehler des VARs), gab es an diesem Spieltag schon wieder einen entscheidenden Fehler bei der Abseitsbewertung trotz VAR.
FC Augsburg – SC Freiburg 1:2 (SR: Daniel Siebert)
Das zwischenzeitliche 1:1 der Augsburger wurde sowohl auf ein mögliches Foulspiel im Vorfeld als auch eine Abseitsstellung von VAR Benjamin Brand überprüft. Beides lag nicht vor, sodass der Treffer der Fugerstädter zurecht zählte.
Hertha BSC Berlin – RB Leipzig 1:6 (SR: Patrick Ittrich)
In der 25. Minute kam der Berliner Spieler Marco Richter absolut übermotiviert deutlich zu spät gegen Orban, der den Ball schon abgespielt hatte. Dabei erwischte er den Leipziger Abwehrspieler bei sehr hoher Intensität mit dem Bein nur nicht voll, weil er zwischen die beiden Beine des RB-Spielers trat. Mit dem unteren Fuß von Richter wurde er dennoch ordentlich getroffen. Schiedsrichter Ittrich entschied sich gegen ein grobes Foulspiel und gab die erste gelbe Karte dafür her. Insgesamt noch vertretbar, weil kein Volltreffer vorliegt, dennoch geht die Tendenz hier für mich in einem hitzigen Spiel schon eher zu einem Platzverweis. Für den VAR Benjamin Brand bestand hier noch kein Eingriffsgrund, da Ittrich die Szene korrekt wahrnahm und in jedem Fall keine klare Fehlentscheidung vorlag. Rot wäre wohl auch vom VAR akzeptiert worden.
In der hitzigen Partie teilte Ittrich den ersten Platzverweis für Marc Oliver Kempf in der 62. Minute aus. Der Hertha-Verteidiger verhinderte durch ein Halten am Trikot von Nkunku eine klare Torchance durch ein gegnerorientiertes Vergehen. Hier ist immer ein Feldverweis auf Dauer auszusprechen, unabhängig davon, ob das Vergehen innerhalb oder außerhalb stattfand. Das war hier ebenfalls diskutabel. Am Ende zog sich das Halten aber bis in den eigenen Strafraum (aus Berliner Sicht), sodass Strafstoß und Rot hier die vollkommend richtige Entscheidung von Ittrich war. Der VAR bestätigt diese nach abgeschlossener Prüfung.
Knappe sechs Minuten vor dem Ende griff Ittrich ein zweites Mal nach der roten Karte, als der Berliner Ascacibar den RB-Stürmer Poulsen durch eine Grätsche von hinten zu Fall brachte. Was in Echtzeit durchaus nach einer roten Karte aussah, wirkte ab der ersten Wiederholung direkt als überzogener Platzverweis. Den der Hertha-Mittelfeldspieler ging mit dem Bein Richtung Ball und erwischte den Leipziger Gegenspieler „nur“ mit dem Bein. Hier lag kein brutales Foulspiel vor, weswegen sich VAR Brand bei Ittrich meldete und ihn zum On-Field-Review an den Monitor schickte. Nach nur wenigen Sekunden verließ Ittrich die Review-Area wieder und änderte die rote Karte zu einer gelben. Die richtige Entscheidung!
Fazit: Am Ende trifft der Schiedsrichter auf dem Platz, nicht der VAR die Entscheidungen. Das wurde an diesem Spieltag besonders bei der Partie Mainz gegen Leverkusen deutlich, als Cortus zum On-Field-Review geschickt wurde und dort die falsche Entscheidung mit seinem Assistenten traf. Das kann bei solchen Entscheidungen passieren, sollte aber nicht so häufig vorkommen (siehe irreguläres Tor in der vergangenen Woche). Es bleibt dabei, dass der VAR viele Fehler verhindert, am Ende aber dennoch Menschen die Entscheidungen treffen und Fehler passieren können und auch zwangsläufig passieren werden in der Zukunft. Nur dank des VARs halt immer weniger.
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