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WM-Fazit: Der Videobeweis macht den Fußball gerechter

Bitter enttäuschte Kamerunerinnen nach der 3:0-Achtelfinalniederlage gegen England

England steht im WM-Viertelfinale. Der Weg dorthin war allerdings für Teams und Publikum äußerst nervenaufreibend. Dafür sorgte in einem über weite Strecken zerfahrenen Spiel sowohl Schieds- als auch Video-Schiedsrichter, wo es fast zu einem Eklat und Spielabbruch kam.

Was war passiert?

Den ersten Aufreger gab es schon nach 13 Minuten: Augustine Ejangue wußte eine Flanke durch den eigenen Strafraum nicht besser zu klären und ließ die Kugel zur eigenen Keeperin gezielt abtropfen, die das Ding mit der Hand aufnahm. Konsequenz: indirekter Freistoß von der Fünfer-Linie wegen eines absichtlichen Rückpasses.

2:0 für England in der Nachspielzeit

Mit dem gefühlten zweiten Ballkontakt versenkte die Stürmerin die Kugel in den Maschen. Einziges Problem: Beim Zuspiel von Lucy Bronze stand die Stürmerin wohl vermeintlich im Abseits. Bastian Dankert schaute sich die ganze Sache nochmal an und entschied zurecht auf Tor.

Spielerstreik der Kamerunerinnen

Doch dieses Tor wollten die Kamerunerinnen nicht anerkennen und verweigerten zunächst den Wiederanpfiff, indem sie in der eigenen Hälfte einen Mittelkreis bildeten. Erst nachdem die Schiedsrichterin die Kapitänin zu sich holte und bat, dass diese ihre Spielerinnen zum weiterspielen bewegte, setztem diese zögerlich den Anstoß fort.

Was wäre passiert, wenn sie der Anforderung nicht nachgekommen wären?

Im Allgemeinen liegt das im Ermessen des Schiedsrichters. In der Praxis versucht man zunächst das Problem aus der Welt zu schaffen, indem man dem Spielführer ein Ultimatum von wenigen Minuten setzt und mit Spielabbruch droht. Weigern diese sich dann beharrlich, kann man beide Teams zunächst in die Kabine schicken und von dort das weitere Vorgehen zu besprechen. Solch ein deutliches Zeichen setzt dann meinst das erforderliche Signal, ehe man endgültig abbricht.

Kamerun erzielt den Anschluss – doch es zählte nicht!

Karen Bardsley wollte den Ball hinten raus knallen, schickte die Murmel aber direkt zu Ajara Nchout, die sofort für Gabrielle Aboudi Onguene auflegte. Die Außenstürmerin legte sich die Kugel kurz auf der Außenbahn zurecht und spielte dann einen perfekten Querpass, den Nchout linksunten ins Netz drosch. Doch das Tor zählte nicht! Erneut schaltete sich sofort Video-Assistent Bastian Dankert ein und erkannte den Treffer ab. Grund: Beim Zuspiel von Nchout hatte Aboudi Onguene eine Fußbreite im Abseits gestanden. Kamerun konnte es nicht fassen und war drauf und dran das Feld zu verlassen.

In der Niederlage zeigt sich Größe

Fazit: An Bastian Dankert oder der Schiedsrichterin können die Kamerunerinnen das Ausscheiden ihrer Mannschaft nicht festmachen. Alle Entscheidungen wurden richtig gelöst, Dankert machte das schon das ganze Turnier hervorragend, da merkte man die Erfahrung aus der Bundesliga. Nicht umsonst, wird er von der UEFA als bester Video-Assistent angesehen. Das was die Kamerunerinnen da veranstaltet haben, war seit langem das Unsportlichste was bisher vorkam. Einziger Fehler der Schiedsrichterin: Keine Rote Karte gegen Kamerun in der Nachspielzeit gezeigt zu haben, allerdings verstehe ich auch warum nicht. Gibt sie nach so einem Spiel, wo die Emotionen sowieso schon auf 360°C am überlaufen waren, hat man eigentlich endgültig verloren. Aber normal soll das einen Schiedsrichter nicht interessieren, was vorher gewesen ist. Insgesamt ist aber bei diesem Spiel aus meiner Sicht die Kommunikation mangelhaft gewesen. Von daher kann man die Reaktion der Kamerunerinnen nicht ganz aber zum Teil nachvollziehen. Das muss transparenter kommuniziert werden, was geprüft wird. Auch bei Tor oder möglichen Abseits.

Der Videobeweis macht den Fußball gerechter!

Der allgemeine Fußballfan erlebte, wie der Videobeweis offenbar den Fußball kaputt machte, doch dem ist natürlich nicht so.

Ohne den Videobeweis wäre womöglich Kamerun dank zweier falscher Abseitsentscheidungen weitergekommen. So konnte man wenigstens sehen, dass die Kamerunerinnen sich das Weiterkommen mit einer solchen Einstellung nicht verdient haben: Das Spiel haben vor allem sie dadurch kaputt gemacht, dass sie nicht mit den Entscheidungen des Video-Schiedsrichters umgehen konnten und darauf unsportlich und unreif reagierten.

Das WM-Fazit: Schiedsrichter auf niedrigeren Niveau

Die meisten anderen Mannschaften haben es ohne Erfahrung mit dem Videobeweis auch hinbekommen, Video-Schiedsrichter-Entscheidungen gegen sich hinzunehmen. Dass die Schiedsrichter bei einem On-Field-Review (OFR) nicht mutig genug waren, zu ihrer Entscheidung zu stehen, sehen wir grundsätzlich auch so. Generell ist auch ein Problem bei dem Turnier, dass der Video-Assistent so oft eingreifen muss, weil die wichtigen Entscheidungen der Schiedsrichterinnen so oft falsch waren.

Zum Beispiel hat bei der Männer-Weltmeisterschaft sehr geholfen, dass die Assistenten schon von sich aus eine sehr gute Quote bei Abseitsentscheidungen hatten. Das hätte man aber vielleicht auch erwarten können, dass die weiblichen Schiedsrichter von der Entscheidungsqualität auf einem niedrigen Niveau sind und es deshalb zu mehr VAR-Eingriffen kommen musste.

Da haben wir mit Dr. Hussein und Bibiana Steinhaus bzw. den deutschen Video-Assistenten einen riesigen Vorteil, seit drei Jahren mit dem Videobeweis arbeiten zu können und zu dürfen.

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