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Heimspiel mit Bernd Heynemann

Knapp hundert Oberlausitzer und Gäste ließen sich am 19. Oktober das Forum mit dem ehemaligen FIFA-Referee Bernd Heynemann im Dieshaer Gasthof „Am Markt“ nicht entgehen. Nach den ehemaligen aktiven Spielern Peter Ducke und Jürgen Croy, dem Fußballexperten Marcel Reif hinterließ mit dem Unparteiischen Bernd Heynemann ein weiterer Großer des Deutschen Fußballs seine Duftmarke in einem von Hanspeter Benad organisierten Forum. Schon jetzt vielen Dank dafür. Als fünften Gast zaubert Benad den aktuellen DFB-Schiedsrichterchef Lutz-Michael Fröhlich aus dem Hut.

Von: Werner Lindner

Es ist schon eine beeindruckende Karriere die der Magdeburger vom Jahrgang 54 da hinlegte. Sportlich wie politisch. Vom Straßenfußballer über den ersten Verein, Turbine Magdeburg, spielte er sich bis in die Bezirksliga. Dann die Entscheidung, vielleicht noch zehn Jahre aktiver Spieler oder „ewig“ als Schiedsrichter die (Fußball-)Welt bereisen. Er entschied sich für zweiteres und schaffte es bis zum FIFA-Schiedsrichter. Politisch war er zeitweise Mitglied des Deutschen Bundestages und des Sachsen-Anhaltinischen Landtages. Noch heute ist er Mitglied des Magdeburger Stadtrates.

Im Forum erfuhr das sach- und fachkundige Publikum dann, dass es dabei nicht um das Geld gegangen sein kann. In der DDR-Oberliga gab es 18 Mark pro Spiel, gleich wohl. „Die gingen im MITROPA-Wagen schon bei der Hinfahrt drauf“ ergänzte Heynemann schmunzelnd. Als er dann 1992 das deutsche Pokalfinale pfeifen durfte gab es dann schon 72 „Westmark“. Heute gibt es neben einen jährlichen Sockelbetrag in 6-stellige Höhe 5000 Euro für ein Bundesligaspiel.

Dann kitzelte der wie immer außerordentlich gut vorbereitete Moderator Andreas Löper aus Görlitz weiter spannende Infos aus dem Gast aus Magdeburg heraus. So zum Beispiel, warum der Fußball einmal sein Leben rettete und was selbiges mit Algorithmen der Betonherstellung zu tun hat. Alle erfuhren, dass Rudi Glöckner und Günter Männig seine Vorbilder waren und dass ein Schiedsrichter dann ein guter war, wenn er völlig unauffällig das Spiel begleitete und man sich mit dem Schlusspfiff überrascht fragte, auch so den gab es ja auch noch?

Die Unterschiede zwischen dem Fußball in der DDR und dem der Bundesrepublik waren seiner Ansicht gar nicht so groß, dafür aber die mediale Beachtung. In der DDR gab es, wenn überhaupt eine Zeile über den Schiri in der FUWO (Fußballwoche) im Kicker dagegen wurden die Leistungen der Unparteiischen seitenweise analysiert.
Der Bestechungsskandal um Hoyzer und die Videoassistenz, die fälschlicherweise zunehmend als Videoschiedsrichter unterwegs ist – weiter Diskussionsschwerpunkte des Abends. Diskutiert wurde die starre Altersbegrenzung von Schiris statt einer flexiblen Leistungsgrenze die „gefühlte“ Sonderbehandlung der Bayern und die „reale“ Bevorteilung des BFC durch die Schiedsrichter.

RB Leipzig konnte sich über lobende Worte ebenso freuen wie die weiblichen Schiris. Auch die etwas verschämte Frage, ob es stimme, dass Bernd Heynemann vor jedem Spiel ein Bier getrunken hätte, bejate dieser vehement. „Wir mussten einen Tag vorher anreisen. Am Spieltag gab es dann zum Mittag um 12 Uhr obligatorisch Nudeln mit Steak und für mich ein Bier. Danach konnte ich eine Stunde gut schlafen und war bestens für das Spiel gerüstet, welches in der Regel 15.30 Uhr angepfiffen wurde.

Mit der unendlichen Diskussion um die Frage nach dem „Quo vadis aktueller deutscher Fußball“ ging das 90-minütige Forum nahtlos in die Autogrammstunde über. Während dieser auch zahlreiche Besucher die Chance nutzten, Bernd Heynemanns aktuelles Buch „Momente der Entscheidung“ signieren zu lassen.

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