Zwei Derbys hatten am vergangenen Wochenende aus Schiedsrichtersicht eine Menge zu bieten. In München merkte man Patrick Hanslbauer die noch fehlende Erfahrung an, während Martin Petersen in Saarbrücken einen souveränen Eindruck hinterließ, aber am Ende doch einmal daneben lag.
Von: Felix Stark
TSV 1860 München – Türkgücü München (SR: Patrick Hanslbauer)
Kurz vor der Pause reklamierten die Löwen nach einem Handspiel von Stefan Stangl vehement, doch Schiedsrichter Patrick Hanslbauer pfiff nicht. Der Türkgücü-Verteidiger stoppte den Ball allerdings mit dem leicht abgespreiztem Oberarm, verbreiterte also seine Körperfläche in unnatürlicher Position. Hanslbauer stand hier sehr weit weg vom Geschehen und rückte nicht rechtzeitig auf, doch auch Assistent Simon Marx hätte schon fast eingreifen müssen, denn es hätte den Strafstoß für den TSV 1860 München geben müssen!
Dennis Dressel stieg Philipp Erhardt in einem Zweikampf mit der Sohle auf die Wade und sah dafür von Hanslbauer die Rote Karte. Eine völlig korrekte Entscheidung, die allerdings wegen dem ungewöhnlichen Bild dieser recht statischen Situation und manchen Ungereimtheiten in der Spielleitung zuvor, für Akzeptanzprobleme sorgte. Aber Dressel trat eben genauso unglücklich, wie heftig und verletzungsgefährdend auf den Fuß von Erhardt, sodass der Platzverweis für den Löwen-Spieler absolut in Ordnung geht!
Der bereits verwarnte Türkgücü-Spieler Alexander Sorge ging mit völlig falschem Timing in den Luftzweikampf und übersprang sogar noch den eigenen Mitspieler, um dann Sascha Mölders mit Intensität ins Kreuz zu springen. Ein rücksichtsloses Einsteigen, auf das die gelb-rote Karte hätte folgen müssen. Diese Situation spiegelte etwas die fehlende Erfahrung von Hanslbauer, da das ganze Geschehen auf dem Platz hier in Richtung der personellen Gleichzahl lief und man hier als Schiedsrichter es sich eigentlich leicht machen kann. Auch wenn er es vielleicht nicht richtig gesehen hat, hätten hier auch die Assistenten helfen können, um zum richtigen Ergebnis zu kommen.
Türkgücü-Spieler Sercan Sararer dribbelte sich kurz vor Ende durch und verstolperte dann im Strafraum und fiel zu Boden. Glücklicherweise erkannte Hanslbauer die dreiste Schwalbe dieses Mal gut und zeigte Sararer die gelbe Karte.
1.FC Saarbrücken – 1.FC Kaiserslautern (SR: Martin Petersen)
Extrem viel zu tun hatte auch Martin Petersen beim Derby in Saarbrücken. Janik Bachmann trat bereits nach wenigen Minuten Tobias Jänicke um und sah die gelbe Karte. Saarbrücken forderte allerdings die Rote Karte wegen der Verhinderung einer klaren Torchance. Dies war nicht ganz abwegig, denn man kann munter spekulieren, ob Lautern-Verteidiger Andre Hainault noch hätte eingreifen können. Wir haben uns die Situation mehrere Male angeschaut und es wäre wohl auch nicht ganz fernliegend, die Rote Karte zu zeigen. Äußerst graue Situation, die wohl der VAR in den ersten beiden Ligen in beide Richtungen nicht korrigiert hätte.
Manuel Zeitz bekam den Ball an die Hand und Kaiserlautern forderte vehement einen Strafstoß, doch Martin Petersen pfiff nicht. Der Saarbrücker wollte den Ball klären, schoss seinen Gegner an, von dem der Ball aus kürzester Distanz an den abgestreckten Arm prallte, der allerdings nur zur Balance diente, Auch in Anbetracht der extrem kurzen Distanz und des natürlichen Bewegungsablaufs, war ein Wegziehen überhaupt nicht mehr möglich. Absolut zu Recht ließ Petersen hier weiterlaufen.
Im direkten Gegenzug ging Nicklas Shipnoski nach Kontakt mit Adam Hlousek zu Boden. Erneut pfiff Petersen zu Recht nicht. Hier kam es natürlich zu einem Kontakt, doch lag kein Stoß, oder anderes, nicht handelsübliches Fehlverhalten des Lauterers vor. Deshalb muss es erlaubt sein, einen Zweikampf so zu führen.
Wenig später ging es schon weiter: Lautern-Torwart Avdo Spahic kam aus seinem Strafraum heraus und wehrte knapp außerhalb einen Kopfball von Tobias Jänicke ab. Folgerichtig gab es hier die Rote Karte, da Spahic durch sein Handspiel eine klare Torchance verhinderte.
Weiter blieb Petersen durchgehend im Blickpunkt – und dieses Mal lag er daneben: Der folgende Freistoß blieb in der Mauer an Hikmet Ciftci hängen. Doch hier war eine Hand im Spiel! Der bereits verwarnte Ciftci verbreiterte mit einer deutlichen Bewegung zum Ball seine Körperfläche und wehrte damit den Torschuss ab. Es hätte also den Strafstoß und die gelb-rote Karte geben müssen.
SV Meppen – FC Ingolstadt 04 (SR: Thorben Siewer)
Marcel Gaus ging im Zweikampf mit Luka Tankulic zu Boden – Schiedsrichter Thorben Siewer gab, sehr zum Ärger der vehement reklamierenden Ingolstädter, keinen Strafstoß. Wir können hier keinen Kontakt erkennen, weder einen Stoß, noch ein Fußfoul ist zu sehen. Deshalb ist die Entscheidung von Siewer als absolut korrekt einzustufen. Sollte Gaus einen Kontakt durch den hinter ihm laufenden Tankulic gespürt haben, so ist das keineswegs strafbar. Ein, wie auch immer gearteter, einfacher Körperkontakt alleine soll nicht ausreichen, um einen Strafstoß als schärfste Spielstrafe zu bekommen.